Die Verantwortlichen müssten die Anpassung, auch an digitale Währungen, «beschleunigen», sagte Nagel in Basel auf einer Konferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich über digitale Währungen von Zentralbanken. «Wenn man mich vor 20 Jahren gefragt hätte, ob das Geschäftsmodell der Zentralbank zerstörbar ist oder nicht, hätte ich nein gesagt. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher — und deshalb sitzen wir hier. Wir müssen an unserem Geschäftsmodell arbeiten. Und DLT (Distributed-Ledger-Technologie) ist nur ein Werkzeug, ein Instrument, das uns dabei helfen kann, diesen Punkt zu erreichen», so Nagel.
Die EZB hat im vergangenen Jahr die nächste Phase ihres Digital-Euro-Projekts eingeleitet und die Ausgabe der Währung in den kommenden Jahren vorbereitet, auch wenn eine endgültige Entscheidung noch aussteht. Es sei «eine Notwendigkeit, den digitalen Euro wirklich zu erreichen», so Nagel. «Wir müssen das alles beschleunigen», einschliesslich der DLT.
«Man muss über ein anderes neues Kernprodukt nachdenken, wenn ein Teil des Kernprodukts an Attraktivität verliert», sagte er und bezog sich dabei auf das schwindende Interesse an physischem Geld — selbst im bargeldverliebten Deutschland.
Stabilitätsanker für das Finanzsystem
Zuvor hatte Frankreichs Zentralbankchef Francois Villeroy de Galhau erklärt, die Zentralbanken sollten die Verwendung digitaler Währungen sowohl für den Wholesale- als auch für den Retail-Bereich in Betracht ziehen.
«Die Art und Weise, wie wir Zentralbankgeld zur Verfügung stellen, muss an das 21. Jahrhundert angepasst werden, um sicherzustellen, dass Zentralbankgeld seine grundlegende Rolle beibehält: Diese Rolle besteht nicht darin, das dominante Zahlungsmittel zu sein, sondern ein Stabilitätsanker für das Finanzsystem», so Villeroy. «Deshalb glaube ich, dass wir früher oder später eine digitale Zentralbankwährung sowohl für Wholesale als auch für Retail brauchen werden.» (Bloomberg/hzb/pg)