Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat neue Ermittlungen gegen den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und seinem Geschäftspartner Beat Stocker aufgenommen, schreibt die «SonntagsZeitung». Laut dem Bericht seien auch Leonteq-Gründer Jan Schoch sowie der amtierende Leonteq-Chef Lukas Ruflin betroffen.
Dem Bericht zufolge geht es um den Verdacht heimlicher Geldflüsse im Kontext einer Kapitalerhöhung Leonteqs. Am 24. Juli 2014 hatte Leonteq bekannt gegeben, das Kapital um 20 Prozent zu erhöhen. Die Ankündigung führte zu einem Kursturz von 14 Prozent.
Am gleichen Tag wurde bekannt, dass Raiffeisen den Leonteq-Gründern Jan Schoch und Lukas Ruflin ihre Bezugsrechte für Leonteq-Aktien zu je 13,27 Franken abgekauft hatte. Der Erlös daraus betrug gemäss «SonntagsZeitung» rund 20 Millionen Franken.
Die Betroffenen wissen von nichts
Allerdings basierte der Verkaufspreis der Bezugsrechte auf dem Schlusskurs der Leonteq-Aktien vom 23. Juli - und wurde damit vor dem Kurseinbruch fixiert. Hätte Raiffeisen und ihre damalige Tochter Notenstein die Bezugsrechte später gekauft, hätten sie viel weniger bezahlen müssen.
Dem Bericht zufolge geht nun die Staatsanwaltschaft dem Verdacht nach, dass Vincenz und Stocker einen Teil der 20 Millionen Franken als unzulässige Rückvergütung, genannt Kickback, bekommen haben.
Es gilt die Unschuldsvermutung. Laut dem Bericht habe die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben einige der Betroffenen noch nicht kontaktiert. Das lässt auf ein frühes Stadium der Ermittlungen schliessen.
So zitiert das Blatt den Anwalt von Beat Stocker, dass dieser nichts von einem Strafverfahren wüsste, noch habe er je irgendetwas mit Leonteq zu tun gehabt.
Banken sollen Auskunft geben
Leonteq-Mitgründer Jan Schoch bestreitet, Stocker oder Vincenz Geld gezahlt zu haben: «Damals und später kam es nie zu versteckten Zahlungen von mir, und erst recht zu versteckten Zahlungen, die ich abgesegnet hätte», zitiert ihn die «SonntagsZeitung».
Laut dem Bericht zieht die Zürcher Staatsanwaltschaft derzeit Erkundigungen bei Raiffeisen und der heutigen Notenstein-Eignerin Vontobel ein, um Details zu Zahlungen an die betroffenen Personen zu bekommen.
Im April 2022 war der frühere Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz wegen Betrugs, des versuchten Betrugs, der Veruntreuung, ungetreuer Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 9 Monaten verurteilt. Er muss zudem eine bedingte Geldstrafe von 840 000 Franken zahlen.
Sein Geschäftspartner Beat Stocker wurde zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 4 Jahren verurteilt. Dazu kommt eine bedingte Geldstrafe von 480 000 Franken. Zudem müssen beide Schadenersatz in noch unbekannter Höhe zahlen. Beide sollen sich bei Unternehmenskäufen von Aduno bzw Raiffeisen über verheimlichte Beteiligungen an den übernommenen Firmen unrechtmässig bereichert haben.
Der Berufungsprozess in dem Mammut-Verfahren soll frühestens im Juli nächsten Jahres stattfinden. (ali)