Herr Hannemann, welche langfristigen Ziele haben Sie für SYZ Asset Management, und wie planen Sie, diese zu erreichen?

SYZ Asset Management ist – gemessen an der Anzahl Mitarbeitenden – ein kleiner und hoch spezialisierter Portfoliomanager: Aktuell verwalten wir rund 9,5 Milliarden Franken hauptsächlich für Schweizer Vorsorgewerke und Versicherungen, wobei die Anlagelösungen beinahe ausschliesslich Franken-Obligationen und Franken-Geldmarktanlagen sind. Unser strategisches Ziel ist, das Angebot zu diversifizieren und dabei auch signifikant zu wachsen. Primär wollen wir dies durch ein breiteres Angebot an Anlagelösungen erreichen, zum Beispiel mit Schweizer Aktien oder Cat-Bonds. Aber auch eine Kundensegments- beziehungsweise Markterweiterung ist durchaus denkbar. Hierbei haben wir insbesondere das Wholesales-Segment und angrenzende europäische Länder wie Deutschland oder Frankreich im Auge.

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Für die Umsetzung sind wir zum einen im regelmässigen Austausch mit entsprechenden M&A-Beratungsfirmen, welche entweder proaktiv für uns mögliche Boutiquen beziehungsweise Teams suchen oder reaktiv auf uns zukommen, wenn sie über ein Mandat für einen Verkauf eines Unternehmens beziehungsweise eines Anlageteams verfügen. Zum anderen haben wir immer ein offenes Ohr für Portfoliomanager oder Portfoliomanagementteams, welche eine Franchise bei uns aufbauen möchten. 

Wie beurteilen Sie die aktuellen Markttrends, und welche Auswirkungen haben diese auf Ihre Investmentstrategie?

Die Markttrends haben nur einen geringen Einfluss auf die Nachfrage unserer Anlagelösungen, da unsere Hauptkundensegmente bei der strategischen Asset-Allocation langfristige Renditeerwartungen verwenden, wobei mit minimalen und maximalen Bandbreiten pro Anlagekategorie gearbeitet wird. Entsprechend wurde die Kategorie Franken-Obligationen während der Negativzinsphase in der Regel an der unteren Bandbreite gehalten und seit Mitte 2022 wieder erhöht. Diese Erhöhung erfolgte oftmals «automatisch», da insbesondere Aktienanlagen in dieser Phase schlechter performt haben als Obligationen, womit keine aktiven Rebalancements notwendig waren.

Wir gehen davon aus, dass sich das Zinsniveau in naher Zukunft nicht drastisch bewegen wird, entsprechend rechnen wir nur mit minimalen Auswirkungen auf die Nachfrage. Das absolute Renditeniveau von festverzinslichen Anlagen in Schweizer Franken ist jedoch weiterhin eher tief. Entsprechend sind insbesondere die Vorsorgewerke auf andere Risikoprämien angewiesen, damit der Gesamtertrag auf dem Anlagevermögen ihren Anforderungen entspricht. Nicht zuletzt deshalb sind wir auch daran interessiert, unser Angebot an Anlagelösungen zu erweitern.

Wie integriert SYZ Asset Management neue Technologien und Innovationen in seine Investmentprozesse?

Wir sind ein sehr prozessgesteuertes Unternehmen, und zwar sowohl in Bezug auf Middle- und Backoffice-Abläufe, auf Risk-Management und Reporting als auch auf den Anlageprozess, bei dem wir ein proprietäres Tool verwenden, das seit zwanzig Jahren fortlaufend verbessert wird. Wir sind sehr interessiert daran, neue Technologien und Innovationen in unsere bestehenden Abläufe einzubauen und nehmen beispielsweise gerade an einem Pilotprojekt der SYZ-Gruppe zur Verwendung von künstlicher Intelligenz teil. Wichtig ist uns aber, dass neue Technologien und Innovationen kein Selbstzweck sind – wir berücksichtigen sie, um mögliche Fehlerquellen zu reduzieren und Abläufe effizienter erledigen zu können.

Zur Person

Daniel Hannemann ist CEO und Senior-Portfolio-Manager bei der SYZ Asset Management AG.
 

Welche Rolle spielt nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren in Ihrer Unternehmensstrategie?

Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren wird in unserer Industrie schon seit Jahren gefordert. Wir sehen, dass diese Forderungen inzwischen vermehrt umgesetzt werden. SYZ Asset Management war als Unpri-Signatory und Gründungsmitglied der Swiss-Sustainable-Finance-Plattform (SSF) stets von der Wichtigkeit von Umwelt-, Sozial- und Governance-Überlegungen überzeugt, ohne dabei aber die Anlagerendite ausser Acht zu lassen: Seit 2018 fliessen ESG-Consensus-Ratings in unseren Anlageprozess ein – die Portfoliomanager haben bei Emissionen, die mit einem erhöhten ESG-Risiko behaftet sind, weniger oder im Extremfall gar keinen Spielraum für eine Übergewichtung im Vergleich zur Benchmark. Seit kurzem beziehen wir zusätzliche ESG-Daten von Clarity AI, um den Umgang mit Kontroversen weiter verfeinern zu können. Ferner starten wir noch dieses Jahr unser «Direct Engagement», obschon sich dies bei Obligationenanlagen etwas schwieriger gestaltet als bei Aktien, da Erstere über kein Stimmrecht verfügen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Bedürfnisse und Erwartungen Ihrer Kundschaft erfüllt werden?

Wir sind im direkten und regelmässigen Austausch mit unserer Kundschaft und mit deren Beratern und Beraterinnen. In der Regel werden wir mindestens jährlich zu einem physischen Review-Meeting eingeladen, an welchem wir auf die erreichte Performance und auf wichtige Veränderungen eingehen, aber auch immer ein offenes Ohr haben, sollte der Kunde oder dessen Beraterin Anregungen zur Leistungsverbesserung oder sonstige Anliegen haben. Aber auch bei Neuausschreibungen – sogenannten RFPs – sind Trends erkennbar. Seit einiger Zeit wird mehr Augenmerk auf das «Engagement» gelegt, weshalb wir uns in diesem Bereich wie erwähnt weiterentwickeln werden.

Wie differenziert sich SYZ Asset Management von anderen Assetmanagementfirmen im Markt?

Unser Team verfügt über einen langjährigen Leistungsausweis, das Gründungsteam arbeitet seit über 25 Jahren zusammen. Die über die Jahre erworbenen Erfahrungen haben wir in unserem Anlageprozess und in unser selbst entwickeltes Portfoliomanagementtool integriert. Diese personelle Stabilität und Autonomie sind einzigartig in der Schweiz. Ferner pflegen wir einen engen Kontakt zu unseren Kunden. Die Portfoliomanager stehen bei Kundenanfragen jeglicher Art direkt zur Verfügung, wobei wir auf eine zeitnahe Rückmeldung grossen Wert legen.

Wie fördern Sie Talente, und welche Massnahmen ergreifen Sie, um ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen?

Wir leben eine partnerschaftliche Zusammenarbeit; unternehmerisches Denken und Handeln aller Mitarbeitenden ist hierfür die Voraussetzung. Bei Einstellungen legen wir grössten Wert darauf, dass unsere DNA – Professionalität, Zuverlässigkeit, Transparenz, Langfristigkeit, Ergebnisorientiertheit – von der Kandidatin respektive vom Kandidaten verstanden wird und wir davon ausgehen können, dass sie mit unserer DNA «matchen». Talente können sich bei uns entsprechend entwickeln, da ihnen keine engen Grenzen gesetzt werden, solange sie innerhalb unserer Werte agieren und positiv zum Unternehmensergebnis beitragen. Sollte eine Weiterbildung angezeigt sein, wird diese unterstützt. Und dass wir alle in einem Raum sitzen und uns laufend miteinander austauschen, stärkt natürlich das Wir-Gefühl, nebst der Tatsache, dass alle direkt oder indirekt am Unternehmenserfolg partizipieren. 

Welche Ansätze und Methoden nutzt SYZ Asset Management zur Risikoüberwachung und -minderung?

Da die aktive Titelselektion in unserem Anlageprozess ein wichtiger Bestandteil ist, liegt auch hier der Fokus bei der Risikoüberwachung. Dabei verwenden wir selbst definierte Risikoprofile pro Schuldner beziehungsweise deren Emissionen. Den Risikoprofilen werden zulässige Abweichungsbandbreiten relativ zum Referenzindex hinterlegt: Je risikobehafteter eine Emission eines Schuldners ist, desto geringer ist diese Abweichungsbandbreite. Hinzu kommt unsere Einschätzung zum Schuldner. Sollten wir eine skeptische Haltung zu einem Schuldner haben, so ist grundsätzlich eine Untergewichtung zum Referenzindex erwünscht. Auch ESG-Aspekte fliessen seit 2018 in die Beurteilung der Schuldner ein.

Übergeordnet haben wir zusätzlich seit 2022 einen geopolitischen Risikofilter: Für gewisse Länder wollen wir keine Länderübergewichtung halten, einzelne Schuldner innerhalb des Landes können dabei aber weiterhin übergewichtet werden. Diese Risikoprofile werden übrigens mit einem Portfoliorisikofaktor verknüpft, damit wir Kundenportfolios individuell und entsprechend ihrem Risikoappetit verwalten können.

Wie gehen Sie mit den zunehmenden regulatorischen Anforderungen in der Finanzbranche um?

Wir fokussieren auf den Schweizer Markt für professionelle Investoren. Dies begrenzt die Anzahl und somit auch die Komplexität der regulatorischen Änderungen. Bezogen auf unseren Kernmarkt verfolgen wir die regulatorischen Änderungen sehr nah, teilweise auch in Industriearbeitsgruppen. Als kleiner Anbieter sind wir bestrebt, neue regulatorische Trends rechtzeitig zu erkennen und umzusetzen, ohne dabei eine Vorreiterrolle einzunehmen, die stets mit Unsicherheit verbunden ist. 

Welche Entwicklungen und Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft des Assetmanagements, und wie bereiten Sie sich darauf vor?

Durch die Konsolidierung sowohl auf der Kunden- als auch auf der Anbieterseite, wird der Druck auf die Gebühren für indexierte und semiaktive Anlagelösungen in den kommenden Jahren sicherlich nicht abnehmen. Auf der anderen Seite dürften die Kosten von Lizenzen und Analysen weiterhin steigen, was entsprechenden Druck auf die Profitabilität unserer Industrie zur Folge haben wird, insbesondere für kleine, spezialisierte Anbieter. Entsprechend unserer strategischen Ausrichtung: Wir wollen uns, wie eingangs erwähnt, in Bereiche diversifizieren, welche attraktive Risikoprämien für unsere Kunden bieten, für welche auch höhere aber faire Verwaltungsgebühren erhoben werden können. 

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