Ihr Spitzname, erfunden von einer ehemaligen Arbeitskollegin, ist «Token Tina», weil sie sich in der neuen Welt der digitalen Tokens und Coins auskennt wie kaum jemand anderes in ihrem Metier der Gesetze und Verordnungen. Tina Balzli ist Rechtsanwältin und Partnerin bei der Anwaltskanzlei CMS, einer der grössten im deutschsprachigen Raum. Als solche fokussiert sie seit mehr als 18 Jahren auf den Bereich Banking & Finance, und seit 2016, als die erste Welle der «Inicial Coin Offerings» die Schweiz ereilte, steht sie in der ersten Reihe, wenn es um die rechtliche Seite der neuen digitalen Vermögenswerte und eines neuartigen, teilweise dezentralen Finanzmarkts geht.
«Mein Grossvater kam aus dem technischen Bereich und war auch zu Hause ein passionierter Tüftler – von ihm habe ich wohl die Vorliebe für alles Technische mit auf den Weg bekommen», sagt Tina Balzli. Eigentlich wollte sie Physik studieren, doch die Berufsberatung in Bern riet ihr Ende der 90er-Jahre zu einem konventionellen Weg. Also studierte sie Jura, was rückblickend auch kein Fehler war, denn «es eröffnet einem thematisch ein ausgesprochen breites Betätigungsfeld», sagt Tina Balzli, der mit der Kombination von Jura, der Finanzwelt und der neuen digitalen Welt eine für sie optimale Mischung gelungen ist – unter anderem deshalb, weil die Welt der Blockchain-Technologie rechtlich und regulatorisch noch in vielerlei Hinsicht Neuland war und ist.
«Das ist genau mein Ding: wenn ich einen riesigen Haufen Fakten vor mir habe, das alles durchblicken muss und die rechtliche Sichtweise des Ganzen von Grund auf entwickeln kann», erklärt Tina Balzli. Die notwendige Offenheit für solche Pionierarbeit bringt schon ihre Kindheit und Jugend mit sich: Als Tochter Schweizer Eltern im diplomatischen Dienst hat sie in vielen Ländern gelebt – von Kanada über die damalige Deutsche Demokratische Republik (DDR) bis Australien; von Lagos, der ehemaligen Hauptstadt Nigerias, über Stockholm bis Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau. Alle drei bis vier Jahre schlug die ganze Familie ihre Zelte an einem fremden Ort auf. «Das hat mir beigebracht, offen für Neues zu sein und fremde Einflüsse aufzunehmen», erklärt Tina Balzli, die in Freiburg im Üechtland studiert hat, am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg als Gastforscherin tätig war und später noch ein Nachdiplomstudium an der National University of Singapur und an der New York University angehängt hat. Mit den Jahren haben sich zudem viele weitere Zertifikate angehäuft. Es scheint, als würde sie nie müde, Neues zu lernen und ihr Wissen weiterzugeben, denn sie ist auch Autorin diverser Bücher und Artikel zu rechtlichen und regulatorischen Themen im Handels- und Finanzmarktrecht.
Nach den vielen Wohnortwechseln in jungen Jahren ist Tina Balzli mit Beginn des Arbeitslebens und erst recht nach der Geburt der beiden Kinder in der Schweiz sesshaft geworden. Ihr Mann nahm ein paar Jahre Elternzeit, damit alles für alle Familienmitglieder einigermassen machbar blieb. Ihre Karriere begann Tina Balzli dann als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Zivil- und Handelsrecht der Universität Freiburg im Üechtland und führte über die Kanzleien Walder Wyss und Bär & Karrer, bis sie als Leiterin des Rechtsbereichs für Banking, Fintech und Blockchain zu PWC Schweiz wechselte und von dort 2021 als Partnerin zu CMS Schweiz ging.
Darüber hinaus ist «Token-Tina» Mitglied der Regulierungs- und Zulassungsstelle der BX Swiss, Co-Präsidentin der Swiss Metaverse Association und Vorstandsmitglied der Home of Blockchain.swiss. Daher trifft man sie häufig auf Konferenzen der Kryptoszene, für die der rechtliche Rahmen eine ebenso grosse Bedeutung hat wie die Technologie selbst und die Innovationen, die auf ihr basieren. Die Schweiz hat in Sachen Regulierung mit Lancierung des DLT-Gesetzes im Februar und August 2021 eine Pionierrolle auf dem internationalen Parkett eingenommen. Tina Balzli berät ihre internationalen Kundinnen und Kunden in allen rechtlichen Fragen mit Bezug zur Finanzindustrie und vertritt sie auch gegenüber der Aufsichtsbehörde Finma.
Nichts davon war geplant, Tina Balzli hat Karriere gemacht, weil ihr die Materie «Finance» Spass macht und weil es sie reizt, etwas Neues zu modellieren. Ihr Wissensdurst zeigt sich im Übrigen auch bei ihren Streaming-Vorlieben. «Ich schaue tausendmal lieber eine gute Doku über irgendwas als einen Blockbuster aus Hollywood», gesteht sie.
Name: Tina Balzli
Persönliches Motto: «Keep exploring!»
Funktion: Partnerin bei CMS, Head of Fintech & Blockchain, CMS Switzerland und Co-Head der CMS Crypto, Digital Assets and Fintech International Focus Group
Jahrgang: 1977
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Ausbildung: Master in Law (lic. iur.) der Universität Freiburg i. Ü., Schweiz; Master of Laws (LL. M.) in U. S. and Asian Business & Trade Law der New York University; Master of Laws (LL. M.) in Corporate & Financial Services Law der National University of Singapore
Karriere: Vor ihrer Tätigkeit bei CMS war Tina Balzli Partnerin bei einem Big-Four-Unternehmen in der Schweiz. Dort leitete sie den Rechtsbereich für Banking, Fintech & Blockchain. Davor war sie als Anwältin für Finanzmarktrecht bei grossen Schweizer Kanzleien tätig, arbeitete für ein Finanzinstitut in Hongkong und als Forschungs- und Lehrassistentin am Lehrstuhl für Zivil- und Wirtschaftsrecht an der Universität Freiburg i. Ü. Darüber hinaus war sie Gastforscherin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg, Deutschland.
Unternehmen: Als Teil von CMS, eines internationalen Kanzleinetzwerks mit mehr als 80 Bürostandorten in über 40 Ländern und weltweit mehr als 5'000 Anwältinnen und Anwälten, ist CMS von Erlach Partners AG (CMS Schweiz) eine der wenigen Kanzleien in der Schweiz, die sowohl nationale als auch internationale Beratung aus einer Hand anbietet.