«Ich könnte mir auch eine Bilanzsumme von 40, 50, 60 Milliarden Euro vorstellen, wenn das dazu beiträgt, unser Geschäft weiter zu skalieren», erklärte Vorstandschef Stefan Barth im Interview mit Bloomberg News. «Wir haben mit einer Bilanzsumme von 30 Milliarden Euro eine Grösse erreicht, mit der wir ohnehin von der EZB beaufsichtigt werden. Nach oben gibt es jetzt keine ultimativen Limits mehr.»
Haupteigentümer der OLB sind Apollo Global Management, der US-Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas und die Investment-Firma Grovepoint. Sie hatten in den vergangenen Jahren verschiedene Banken gekauft, unter anderem von der HypoVereinsbank und der Allianz, und unter dem Namen OLB zusammengeführt. Der jüngste Deal, der Kauf der Degussa Bank, machte die OLB so gross, dass die bald von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt wird. Dieser Schritt kostet die OLB einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.
Konsolidierung auf dem deutschen Bankenmarkt notwendig
Barth zufolge müssten Zukäufe «das Richtige zum richtigen Preis sein», wie er sagte. Neben Skaleneffekten könne auch der Zugang zu neuen Geschäftsfeldern eine Übernahme rechtfertigen. Das maue wirtschaftliche Umfeld und die wieder sinkenden Zinsen spielen ihm möglicherweise in die Hände.
«In Krisen macht man die besten Deals. Dann steigt oft die Bereitschaft von Eigentümern, zu verkaufen», erklärte Barth. Ohnehin hält er eine Konsolidierung auf dem deutschen Bankenmarkt für notwendig. «Wir brauchen starke Banken in Deutschland, um die Wirtschaft zu finanzieren. Und ich hoffe, dass wir dazu beitragen können.»
Dabei ist Barth nicht nur offen für Zukäufe, sondern treibt zudem die Expansion von innen heraus an. «Wachsen wollen wir unter anderem auch im Bereich der Infrastrukturfinanzierung», erklärte er. «Wir haben gerade unser erstes Daten-Center finanziert, in Skandinavien. Hier gib es einen irren Bedarf.» Derzeit baue die OLB ein Team speziell für Infrastruktur auf.
Fussballfinanzierung tragende Säule
Daneben will Barth, der seine Karriere einst bei der BayernLB begonnnen hatte, auch in der Exportfinanzierung punkten. Nachdem sich die Bank hier lange auf Indien konzentriert habe, öffne sie sich jetzt auch anderen Ländern wie Ägypten, Türkei und Saudi-Arabien.
Zu einer tragenden Säule der OLB ist längst auch die Fussballfinanzierung geworden. «Inzwischen haben wir über 1 Milliarde Euro an ausstehenden Fussballkrediten, und das bei null Euro Risikokosen», sagte Barth. Es hat also keine Kreditausfälle gegeben. Die OLB finanziert ausschliesslich den Transfer von Spielern, nicht aber Stadien oder ähnliches. Barth sieht hier Potenzial für weiteres Wachstum, wenn auch etwas verlangsamt.
Als «99% erfolgreich abgeschlossen» bezeichnete Barth die Integration der Degussa Bank. Nur 5% von deren Kunden seien abgesprungen. Von der Bank selbst hat die OLB rund 300 Mitarbeitende übernommen, während etwa 160 in eine Transfergesellschaft gewechselt sind. Insgesamt 14 Degussa-Standorte hat die OLB geschlossen, 39 betreibt sie weiter.
«300 Mitarbeiter sind mehr als anfangs gedacht. Rein für den operativen Betrieb hätten wir weniger Mitarbeiter gebraucht», sagte Barth. «Zum einen haben wir uns dann aber entschieden, die komplette IT-Abteilung der Degussa Bank zu übernehmen, auch wenn wir dadurch einen temporären Überhang haben». So sorge die Bank angesichts des Fachkräftemangels vor. Daneben seien 40 freie Stellen in der OLB mit Degussa-Leuten besetzt worden.
Die OLB selbst, die in den ersten neun Monaten 2024 einen Gewinn vor Steuern von einer Viertelmilliarde Euro gemacht hatte und ein neues Rekordergebnis anstrebt, wird möglicherweise auch bald neue Eigentümer bekommen. «Unser Wunschszenario ist weiterhin ein IPO», sagte Barth. Die Bank sieht sich für einen möglichen Börsengang vorbereitet.
«Es gibt im nächsten Jahr ein paar natürliche Fenster für einen Börsengang. Ob sich unsere Eigentümer dann für ein IPO entscheiden, wird sicher davon abhängen, wie das Umfeld dann ist und welchen Preis sie erzielen können», erklärte Barth. «Die Entscheidung liegt bei den Eigentümern.» (Bloomberg/hzb/pg)