Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Preise für Energie Lebensmittel, Alkohol und Tabak rausgerechnet werden, sei noch immer noch sehr hoch, sagte das EZB-Ratsmitglied am Dienstag auf einer Konferenz in Wien. «Ich glaube nicht, dass wir so gradlinig nach unten gehen können», sagte Holzmann. «Vor allem weil wir in letzter Zeit ein paar Ausschläge bei der Inflation hatten, und die Kerninflation, wie soll man sagen, immer noch eher bei drei Prozent als bei zwei Prozent liegt.» Es gebe eine Reihe von Herausforderungen, was Energie betreffe.
Rehn: Zinsen bald nicht mehr konjunkturdämpfend
Derweil erklärte EZB-Ratsmiglied Olli Rehn auf einer Veranstaltung in Hongkong, der Inflationsrückgang komme gut voran. Im Dezember lag die Teuerung in der 20-Länder-Gemeinschaft bei 2,4 Prozent. Das ist nicht mehr weit vom Ziel der EZB von 2,0 Prozent entfernt, das sie als ideal für die Wirtschaft anstrebt. «Auch der Lohndruck ist etwas zurückgegangen», sagte der finnische Notenbankchef. Die Wachstumsaussichten hätten sich inzwischen eingetrübt.
Die Richtung der EZB-Geldpolitik sei klar, sagte Rehn weiter. «Angesichts der aktuellen Konjunkturaussichten und unserer Reaktionsweise würde ich davon ausgehen, dass unsere Geldpolitik das restriktive Territorium verlassen wird, spätestens bis zum Mittsommer,» erklärte er. Geldpolitik gilt dann als restriktiv, wenn sie das Wirtschaftswachstum dämpft. Wo genau das neutrale Zinsniveau liegt, das die Wirtschaft weder bremst noch einheizt, ist unter den Währungshütern allerdings umstritten.
Die EZB hatte 2024 viermal die Zinsen nach unten gesetzt, zuletzt im Dezember um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank überschüssige Gelder parken und der mittlerweile als Leitzins für die Euro-Zone gilt, liegt aktuell bei 3,00 Prozent. Führende Euro-Wächter hatten angesichts der schwachen Konjunktur im Euroraum bereits weitere Zinssenkungen signalisiert. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 30. Januar. (Reuters/hzb/pg)