Wochenlang wurde spekuliert, nun hat UBS-Chef Sergio Ermotti sein neues Spitzenteam vorgestellt und erklärt, wie es nach der Genehmigung der Credit-Suisse-Übernahme, die Ende Mai erwartet wird, weitergehen soll. 

Die dickste Überraschung ist sicher, dass der bisherige CS-Chef Ulrich Körner nicht seinen Job verliert, sondern sogar noch aufsteigt. Er bleibe Chef der Credit Suisse und werde zudem Mitglied der Konzernleitung der UBS, teilte die Grossbank mit. «Er kennt beide Unternehmen und wird dafür zuständig sein, die operationelle Kontinuität und den Kundenfokus der Credit Suisse aufrechtzuerhalten, während er den Integrationsprozess unterstützt», hiess es.  

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Weniger überraschend ist, dass Ermotti die Finanzchefin austauscht: Sarah Youngwood, die Ende 2021 von Ermottis Vorgänger Ralph Hamers geholt worden war, verlässt «auf eigenen Wunsch» die Bank. Nachfolger wird Todd Tuckner, der bisher die Finanzen in der Kernspalte Vermögensverwaltung der UBS verantwortete. 

Youngwoods Abgang wurde erwartet, ihre Auftritte wurden intern als nicht immer sattelfest bemängelt. Zudem lebt sie mit ihrer Familie in den USA – keine ideale Voraussetzung dafür, die grösste Bankenfusion in der Schweiz durchzuziehen. Tuckner war offenbar schon früher im Gespräch für die Rolle des Gruppen-Finanzchefs. Intern sei man damals eher überrascht gewesen, dass Youngwood ihm vorgezogen wurde, sagt ein früherer UBS-Banker. 

Eine Gruppe, zwei Banken

Am Tag eins nach dem formalen Vollzug der Übernahme werden beide Banken in einem ersten Schritt parallel betrieben. Das heisst, die Obergesellschaft UBS Group AG hat zwei Banken unter sich, die UBS AG und die Credit Suisse AG.

«Beide Gesellschaften werden weiterhin ihre Tochtergesellschaften und Geschäftsstellen betreiben, ihre Kundinnen und Kunden betreuen und mit Gegenparteien Geschäfte machen», so die UBS. Die Integration soll dann stufenweise erfolgen.

Für die Leitung der CS AG enthält die Mitteilung keine neuen Namen. Daraus folgt, dass das Führungsteam der CS ihre Jobs behält. Allerdings agieren Körner und Co. nach Vollzug der Übernahme unter der Weisung ihrer neuen Mutter, der UBS Group AG. 

Dort kommt es zu weiteren Veränderungen, von denen bisher nichts in den Medien zu lesen war. Eine Überraschung ist die Benennung von Michelle Bereaux. Sie soll als Group Integration Officer in der Konzernleitung die Zusammenführung beider Banken überwachen und leiten – eine Monsteraufgabe. Die Managerin ist seit fast 23 Jahren bei der UBS und hatte verschiedene Führungsaufgaben inne. Zuletzt war sie COO im Assetmanagement.

Im Jahr 2019 war Bereaux federführend bei den Bemühungen der UBS, die Vermögensverwaltung und die Investmentbank näher zusammenzubringen. Seit vergangenem April sitzt sie im Management der Fondssparte und ist zuständig für 1300 UBS-Mitarbeitende in 12 Ländern.

UBS-Treasurer steigt auf

Auch die bisherige UBS-Treasurer Beatriz Martin Jimenez steigt auf und wird Head Non-Core und Präsidentin der Region EMEA. Die Spanierin ist also dafür verantwortlich, die milliardenschwere Abwicklungseinheit abzubauen und die darin eingebrachten Assets möglichst verlustfrei loszuwerden.

Für ein Portfolio an schwer zu bewertenden Aktiva hat der Bund der UBS eine Verlustgarantie über 9 Milliarden Franken gesprochen. Die ersten 5 Milliarden Verluste muss die UBS zahlen, dann ist der Bund dran. Jimenez’ Aufgabe wird nun darin bestehen, dass die Steuerzahlenden bei der Abwicklung der Non-Core-Einheit nicht bluten müssen, um politische Aufregung zu vermeiden. 

In die Konzernleitung steigt Personalchef Stefan Seiler auf. Er leitet neu auch den Bereich Corporate Services. Seiler stiess 2011 zur UBS und amtet seit 2018 als Personalchef. Seine Funktion wird aufgewertet, weil die UBS im Zuge der Integration Tausende Jobs wird abbauen müssen, vor allem in der Schweiz. Seilers Job wird sein, dafür zu schauen, dass der Prozess reibungslos abläuft und der Bank nicht weiter die Talente weglaufen.

Auch UBS-Urgestein Mike Dargan wird aufgewertet. Bis dato war er Chief Digital Officer und Konzernleitungsmitglied, nun macht ihn Ermotti zum Group Chief Operations und Technology Officer. Dargan bleibt in der Konzernleitung. 

Khan und Keller-Busse bleiben 

Die weiteren Konzernleitungsmitglieder behalten bei der UBS ihre Jobs: Iqbal Khan leitet weiterhin das Global Wealth Management und bleibt damit Chef der Kernsparte. Zum Teil war die Einschätzung zu hören, dass Ermotti das US-Geschäft wieder als eigene Einheit aufsetzt, weil sonst Khan einen zu grossen Bereich verantwortet. Dazu kommt es nun nicht.

Der Job von Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse schien nie gefährdet, Ermotti belässt sie an ihrem Platz. Das gilt ferner für die Leiterin des Assetmanagements, Suni Harford. Auch die Leitung der Investmentbank belässt Ermotti in den Händen von Rob Karofsky. 

Wie zuvor schon bekannt war, verzichtet Risiko-Chef Christian Bluhm darauf, eine Fotografenkarriere einzuschlagen, er bleibt Chief Risk Officer. Ebenso hält Ermotti wenig überraschend am bewährten Group Chief Compliance Officer Markus Ronner fest.

Keine Beförderung von Markus Diethelm

Auch Barbara Levi behält ihren Job als Group Chief General Council. Hier war darüber spekuliert worden, dass Ermotti vielleicht den aktuellen CS-Rechts-Chef Markus Diethelm zurückholt. Diethelm diente schon in der ersten Amtszeit Ermottis der UBS als Rechts-Chef und hatte einige Skandale weggeräumt. Bei der UBS musste der 65-Jährige aber als Altersgründen gehen, so verlautet es aus Finanzkreisen. Immerhin bleibt Diethelm offenbar Chef-Jurist bei der CS, die zunächst als eigenständige Bank weitergeführt wird.

Interessant ist beim neuen Team Ermotti, welcher Name dort nicht auftaucht: So kehrt nach aktuellem Stand Ex-UBS-Finanzchef Tom Naratil nicht zurück. Die «NZZ am Sonntag» hatte gemeldet, dass Ermotti den Amerikaner zurückholen wolle. Naratil sollte demnach die Integration überwachen und als Finanz-Chef der kombinierten UBS der neue starke Mann für den Übergang werden.

 

 

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