Powell begibt sich am Dienstag und Mittwoch zu seiner halbjährlichen Anhörung auf den Capitol Hill. Die Anhörungen sind Powells letzte öffentliche Ansprache an den Kongress vor den Präsidentschaftswahlen, und er wird wahrscheinlich den politischen Kurs der Federal Reserve verteidigen müssen, der darauf abzielt, die Zinssätze zu erhöhen, sowie ihren Anspruch, unabhängig von der Politik zu sein.

Die Fed-Beamten reduzierten im Juni ihre Schätzungen, wie oft sie in diesem Jahr die Kreditkosten senken wollen, und signalisierten, dass sie die Zinssätze auf dem höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten halten werden, da sie auf weitere Beweise dafür warten, dass die Inflation auf ihr 2%-Ziel zusteuert. Powell bekräftigte diese Botschaft in seinen Äusserungen der vergangenen Woche und lehnte es ab, einen Zeitpunkt für mögliche Zinssenkungen zu nennen.

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Rufe nach Senkung

Die Demokraten, die auf Zinssenkungen drängen, sagen, dass die erhöhten Kreditkosten den Verbrauchern schaden, die bereits unter den hohen Preisen leiden. Da das Thema Inflation bei den Wählern nach wie vor hoch im Kurs steht, wird die Frage, ob und wann die Zinsen gesenkt werden sollen, im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November zu einem brisanten Thema. 

Bei der Anhörung des Bankenausschusses des Senats am Dienstag könnte Senatorin Elizabeth Warren Powell zu Zinssenkungen drängen, nachdem sie und ihre demokratischen Kollegen ihn im vergangenen Monat in einem Brief aufgefordert hatten, die Fed solle dem Beispiel der Europäischen Zentralbank folgen und die Geldpolitik lockern. 

Dies liegt auf einer Linie mit einigen Ökonomen, die argumentieren, dass die Fed das Wachstum unnötig bremst. «Wir sind in unmittelbarer Nähe des Ziels. Alle Trendlinien sehen gut aus», sagte Mark Zandi, Chefökonom bei Moody's Analytics. Er hat die Fed aufgefordert, die Zinssätze sofort zu senken, unter anderem weil ein Grossteil der Inflation, die über 2 % liegt, auf nachlaufende Mietpreise zurückzuführen ist. 

Je näher die Wahl rückt, desto komplizierter könnte es werden, die Zinsen zu senken, so Zandi: «Auch wenn die politischen Entscheidungsträger wirklich nicht von der aktuellen Politik beeinflusst werden wollen, sind sie es mit ziemlicher Sicherheit.»

Verschärfte Eigenkapitalregelungen

Powell wird sich wahrscheinlich auch gezielten Fragen zu den Plänen der USA stellen müssen, die die Banken zwingen, deutlich mehr Kapital zur Seite zu legen. Im März sagte der Fed-Chef, er erwarte «weitreichende und wesentliche Änderungen» an dem Vorschlag, den die amerikanischen Regulierungsbehörden im Juli letzten Jahres veröffentlicht haben und der die acht grössten US-Banken verpflichten könnte, etwa 19 % mehr Kapital als Puffer gegen finanzielle Schocks zu halten.

Republikaner, darunter der Vorsitzende des Ausschusses für Finanzdienstleistungen im Repräsentantenhaus, Patrick McHenry, kritisierten den ursprünglichen Plan. McHenry und andere GOP-Gesetzgeber drängten die Regulierungsbehörden im vergangenen September, den Vorschlag zurückzuziehen, da er «fatale Probleme» aufweise und eine Gefahr für das Finanzsystem darstellen könnte. (Bloomberg/hzb/pg)
 

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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