Gleich ein ganzes Private-Banking-Team hat die Berner Kantonalbank (BEKB) Anfang August von der Credit Suisse übernommen. Schon zwei Monate zuvor hatte ein sechsköpfiges Team von Private-Bankerinnen und Private-Bankern von der Credit Suisse zur BEKB gewechselt. Die Kantonalbank baut in diesem Bereich aus. Ein seltsamer Trend, denn Kantonalbanken wie die BEKB werden traditionsgemäss nicht mit Private Banking in Verbindung gebracht. 

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Diese Assoziation scheint sich allerdings zu verändern. Denn nicht nur in Bern, sondern auch bei anderen, vor allem grösseren Kantonalbanken, wird das Private Banking immer wichtiger. 

Einer der wohl wichtigsten Gründe liegt in der Diversifikation. Noch immer sind viele Kantonalbanken stark vom Zinsgeschäft abhängig, versuchen aber – jede auf ihre eigene Weise – von ebendieser Abhängigkeit loszukommen. So sprach Daniel Fust, CEO der Graubündner Kantonalbank (GKB), bereits im März gegenüber HZ Banking von einem «diversifizierten Geschäftsmodell» und sagte: «Wir möchten also gleich viele indifferente Erträge wie Erträge aus dem Zinsgeschäft generieren.» 

Das führt auch dazu, dass die GKB seit einer organisatorischen Umstellung 2021 kontinuierlich ihr Private-Banking-Team auf mittlerweile 141 Bankerinnen und Banker ausbaute. Bei rund 1000 Angestellten machen die Private-Banker damit rund 14 Prozent der Gesamtbank aus. Und auch der Umsatz ist nicht schlecht: Rund 150,5 Millionen Franken hat das GKB-Private-Banking 2023 erwirtschaftet. Bei einem Konzerngewinn im Jahr 2023 von rund 230,6 Millionen Franken. 

Grünes Licht vom VSKB

Auch eine andere grössere Kantonalbank, die Luzerner (LUKB), hat den Wert des Private Bankings entdeckt und verrät gegenüber HZ Banking: «Im Rahmen des anstehenden Strategie-Reviews für die Periode 2026 bis 2030 prüfen wir einen weiteren Ausbau.» Die Zahlen untermauern ebendieses Ausbauen bereits in den letzten Jahren: 99,8 Millionen Franken Geschäftsertrag hatte die LUKB durchs Private Banking – bei einem Jahresgewinn von 265,4 Millionen Franken. Und über das letzte Jahrzehnt verzeichnete die LUKB einen Mitarbeiterzuwachs von 93 (2014) auf 116 (August 2024) Private-Bankerinnen und -Banker.

Der Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) sieht diese Entwicklung mit Verweis auf die Differenzierungsstrategien der Kantonalbanken gelassen, wie eine Nachfrage von HZ Banking zeigt: «Die Kantonalbanken haben den Auftrag, die Bevölkerung und Wirtschaft mit den Dienstleistungen einer Universalbank zu versorgen. Dazu gehören auch individuelle Beratungen rund um die finanziellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden. Ein teilweise angestrebter Ausbau des indifferenten Geschäfts kann Teil einer Diversifikationsstrategie sein und die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft mindern.»

Der andere Grund für den Private-Banking-Ausbau bei den Kantonalbanken zeigt sich ebenfalls sehr gut am neusten Team der BEKB. Dieses kommt von der CS. Die Opportunitäten für Wechsel sind seit dem Niedergang der Grossbank attraktiv. Im konkreten Fall BEKB gibt sich die Bank über Details allerdings verschlossen. Auf Anfrage von HZ Banking, wie es zu dem Wechsel des CS-Teams kam und welche Rolle das Private Banking für die BEKB spielt, verweist die Berner Bank lediglich auf ihre Medienmitteilungen der letzten Monate.

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