Das Private-Markets-Geschäft mit Aktien und Obligationen von nicht kotierten Unternehmen galt jahrelang als sehr vielversprechend. Bei etlichen langfristigen Vergleichen schnitten diese Anlagen besser ab als kotierte Aktien und Bonds. «Viele der grossartigen Industriegruppen der vergangenen hundert Jahre bilden die Eckpfeiler von öffentlichen Märkten, und sie schaffen grosse Werte für Investoren und die Gesellschaft», heisst es in einem Positionspapier der Partners Group. «Aber wo werden die Grundlagen für die zukünftige Wirtschaft gebaut? Wo ist der neue Maschinenraum, wo werden Werte geschaffen? Die Antwort lautet: in privaten Märkten.» 

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Hohe nicht realisierte Werte

In der Schweiz bilden – in alphabetischer Reihenfolge – LGT, Partners Group, Pictet und UBS die Top vier der Anbieter ab. Hinzu kommen aufstrebende digitale Plattformen wie Moonfare, die Produkte auch an weniger vermögende Privatpersonen vermitteln, sowie die European Long-Term Investment Funds (Eltif), mit denen auch grosse Fondshäuser für Privatanlegende mit geeigneten Produkten mitmischen. Die Öffnung erfolgte zögerlich – denn aus nicht beziehungsweise kaum gehandelten Aktien und privaten Schuldverschreibungen kommt man kaum heraus, wenn man gerade dringend muss. Das Geld, das hier investiert wird, sollte man mindestens fünf, ja besser zehn Jahre lang nicht benötigen.

Seit 2022 sind die Wachstumsraten stark gefallen. «In den letzten 24 Monaten musste sich die Private-Equity-Branche an den abrupten Anstieg der Finanzierungskosten und an eine generell reduzierte Kapitalmarktaktivität anpassen, was letztlich zu einer spürbaren Verlangsamung der Realisierungstätigkeit führte», sagen die Spezialisten von LGT Capital Partners. «Das Ergebnis ist ein rekordhoher nicht realisierter Wert, der in Private-Equity-Fonds und -Portfolios gehalten wird.» Auch die Expertinnen von McKinsey führen die holprige gegenwärtige Marktlage auf eine Mischung von gestiegenen Finanzierungskosten, ungewissen Wachstumsaussichten, nachlassender Deal-Aktivität und schwächerer Performance zurück. 

Wie gut solche private Anlagen performen, sei eine andere Frage, monierte kürzlich der «Economist». Denn es gibt nur wenige Informationen für die Investoren und Investorinnen, wenn das Geld investiert ist. Zudem fliesst das Geld in unregelmässigen Abständen und Summen zurück.

Disziplin und Langfristigkeit 

Es gibt aber auch Bereiche, in denen es besser läuft: «Im Marktsegment für Transaktionen in kleine und mittelgrosse Unternehmen bleibt die Aktivität auf dem Niveau des historischen Durchschnitts», heisst es in einer Einschätzung von LGT weiter. «In diesem Segment ist der Einfluss von Bedingungen an den Kapitalmärkten deutlich weniger relevant, und Erfolg oder Misserfolg resultieren im Wesentlichen aus der Bewältigung operativer Komplexität sowie aus der Umsetzung strategischer Initiativen in den Unternehmen selbst.»   

«Um das Beste aus diesen günstigen Bedingungen für private Anlagen zu machen, sollten sich die Anlegenden auf Strategien und Manager konzentrieren, die sich der Differenzierung und Disziplin in ihrem Ansatz verschrieben haben», rät Zsolt Kohalmi, Deputy CEO & Global Head of Real Estate von Pictet Alternative Advisors. Ob es sich bei Privatanlagen um Luxuswohnungen in Städten, um Logistikzentren in Wachstumsmärkten oder um innovative Unternehmen handle – die besten und offenkundigsten Anlagen würden sich durchsetzen. «Disziplin ist aber wichtig», so Kohalmi weiter. «Wir bevorzugen Strategien und Manager mit einem bewährten und konsistenten Konzept für die Wertsteigerung ihrer Investitionen, die über Marktzyklen hinweg verlässliche Partner sind.» 

Werte unabhängig vom Umfeld 

«Wegen geringerer Rückflüsse aus traditionellen Verkäufen nimmt der Trend zum Sekundärmarkt zu», stellt man bei LGT fest. «Angesichts der Reife der Private-Equity-Branche erwarten wir ein anhaltendes Wachstum dieses Markts. Zudem sehen wir Anzeichen einer nachhaltigen Erholung bei traditionellen Veräusserungen, wenn auch langsamer als 2021.» Man geht davon aus, dass Private Assets in den Portfolios der Anlegerinnen und Anleger noch bedeutender werden. Erstens begünstigen die weltweit gesunkenen Zinssätze Private Equity und Private Real Estate, da günstigere Finanzierungsmöglichkeiten die Stimmung verbessern und Transaktionen erleichtern. Zweitens verfügen die Manager und Managerinnen privater Vermögenswerte über wichtige Hebel, um unabhängig vom allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld Werte zu schaffen. «Nimmt man diese beiden Trends zusammen, gibt es insbesondere für Anlegende, die eine anhaltende Volatilität der öffentlichen Märkte erwarten und längerfristig investieren können, einen sehr guten Grund, heute in private Anlagen investiert zu sein», so Kohalmi.

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