Die Geldabflüsse gehen weiter. Das ist die Kernaussage des von vielen gespannt erwarteten Quartalsabschluss der Credit Suisse, der heute Morgen veröffentlicht wurde. 61,2 Milliarden Franken an verwalteten Kunden-Assets wurden im ersten Quartal abgezogen, wie die Bank mitteilt. Die Mehrheit davon habe in der zweiten Märzhälfte stattgefunden.
Besonders hoch seien die Abflüsse von Bareinlagen «in den Tagen unmittelbar vor und nach der Bekanntgabe des Zusammenschlusses» gewesen, den die Credit Suisse nach wie vor nicht als «Übernahme» durch die UBS bezeichnet. Demnach wurden der Bank nicht weniger als 67 Milliarden Franken von Konten und aus Festgeldanlagen abgezogen. Bis dato habe keine Trendumkehr bei den Abflüssen stattgefunden, schreibt die Bank. Die Abflüsse seien allerdings etwas zurückgegangen.
Am meisten verwaltete Kunden-Assets musste das Wealth Management mit 47 Milliarden Franken abgeben. Dahinter kommen Asset Management mit 12 und die Swiss Bank mit 7 Milliarden Franken (siehe Grafik). Die Differenz der Summe über die Sparten hinweg zu den 61 Milliarden ergibt sich durch Doppelzählungen von Geldern, die beispielsweise im Asset Management und im Wealth Management gebucht sind.
Die Credit Suisse nennt erstmals auch Zahlen zu den von der Nationalbank gewährten Notkrediten. Demnach stand der entsprechende Betrag Ende März bei 108 Milliarden Franken, nachdem bereits 60 Milliarden wieder zurückbezahlt werden konnten. Im Maximum hatte die Grossbank demnach 168 Milliarden Kredit beansprucht. Im April seien weitere 10 Milliarden zurückbezahlt worden.
Dass die Bank im ersten Quartal 2023 unter dem Strich einen satten Milliardengewinn von 12,4 Milliarden Franken verbuchen kann, liegt an den vielbesprochenen AT1-Anleihen, die infolge der Banken-Rettungsaktion umgewandelt, beziehungsweise auf null abgeschrieben wurden. Dies verursachte einen Ertrag im Umfang von 15 Milliarden Franken, wie die Bank mitteilt.
Ferner schrieb die Bank einen Gewinn von 0,7 Milliarden Franken aus dem Verkauf des Geschäfts mit verbrieften Assets an die Apollo-Gruppe. Gleichzeitig verbuchte die Bank Restrukturierungsaufwände von 0,3 Milliarden Franken und einen Goodwill-Abschreiber im Wealth Management über 1,3 Milliarden Franken. Der Goodwill wurde auf null abgeschrieben, weil die Bank zum Schluss kam, dass er nicht mehr dem fairen Wert der Geschäftseinheit entspreche.
Dank dem ausserordentlichen Gewinn steigt die harte Kernkapitalquote (CET-1) von 14,1 Prozent Ende 2022 auf 20,3 Prozent.
Klein-Transaktion ist offiziell abgesagt
Was bereits vermutet wurde, bestätigt die Bank nun: Die sogenannten Klein-Transaktion, die im Rahmen der Reorganisation des Investment Banking hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt. Man habe sich mit der M. Klein & Company LLC darauf geeinigt, «angesichts des kürzlich bekannt gegebenen Zusammenschlusses (…) den Erwerb der Klein Group (…) durch die Credit Suisse nicht weiterzuverfolgen». Die Akquisition hätte mit Blick auf eine Auslagerung der reaktivierten Investmentbank CS First Boston stattfinden sollen.
1 Kommentar
Schaut man sich die Zahlen an und setzt sie in Bezug zu den Befürchtungen, dann sehen die Zahlen - so komisch das klingt - besser aus, als erwartet. Was nicht heisst gut, die Zahlen dokumentieren das schnelle Sterben der CS. Aber sie zeigen auch, dass die UBS mehr Wert übernehmen wird, als erwartet. Und das wird der UBS Aktie gut tun.