Die Schweizer Bankenszene bleibt in Bewegung: Die Credit Suisse, einst die zweitgrösste Bank des Landes, gibt es zwar noch als Marke, aber nicht mehr als eigenständige Aktiengesellschaft. Doch auch die Marke wird im Zuge der Integration verschwinden, inklusive der erfolgreichen Online-Marke CSX. Dafür kommt Revolut mit einem Vollangebot in die Schweiz und fordert die Platzhirsche heraus. 

Bewegung gibt es auch im Ranking «Top Banken 2025», das der Datenanbieter Statista in Zusammenarbeit mit der «Handelszeitung» und dem Westschweizer Magazin «PME» per Kundenbefragung erstellt hat. So hat die Migros Bank ihren Spitzenplatz als beliebteste Retailbank ganz knapp verloren, neu auf dem ersten Rang liegt die Raiffeisen-Gruppe.

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Stabil geblieben ist ein Trend, der schon in der Vorjahreserhebung zu beobachten war: «Gross» ist nicht gleichzusetzen mit «gut». In keiner Kategorie schafft es Platzhirsch UBS auf Platz eins. Die beste Platzierung erringt die einzig verbliebene Grossbank bei Firmenkunden, wo sie den zweiten Platz belegt in der Unterkategorie «Grossunternehmen».

Neu in der diesjährigen Erhebung sind solche Unterkategorien. So gibt es nun beim Firmenkundengeschäft zur besseren Differenzierung die Kategorien «KMU» und «Grosskunden». Auch bei der Bewertung des Hypothekarangebots wird neu zwischen Privat- und Geschäftskunden unterschieden. 

Hier die Ergebnisse im Detail:

Die Top-Banken für Privatkundinnen und -kunden

Das Ergebnis ist knapp: Mit 1,6 Punkten Vorsprung sichert sich die Raiffeisen-Gruppe den ersten Rang vor der Vorjahressiegerin, der Migros Bank. Aufmerksame Beobachter werden sich über das Ergebnis möglicherweise etwas wundern, denn bei der Erhebung im Vorjahr schaffte es Raiffeisen nicht einmal in die Top fünf. 

Der Grund für die aktuell gute Platzierung liegt in einer Nachschärfung der Methodik. Im vergangenen Jahr wurden die Raiffeisen-Banken jeweils als alleinstehende Institute betrachtet – was sie rechtlich ja auch sind. Faktisch dagegen treten die genossenschaftlichen Banken als Gruppe auf. Dem trägt das neue Ranking Rechnung und betrachtet für die landesweiten Auswertungen Raiffeisen als eine Banken-Gruppe. Bei weiteren Listen – etwa bei Service und Beratung sowie beim Blick in die Regionen – werden weiter die einzelnen Raiffeisen-Banken bewertet. 

Stabil geblieben aus der ersten Erhebung ist der Trend, wonach primär solche Banken von Kundinnen und Kunden geschätzt werden, die auf eine einfache und überschaubare Produktpalette setzen. Platzhirsch UBS schafft es erneut auf Rang fünf der beliebtesten Retailbanken der Schweiz und liegt nur 0,4 Punkte hinter der Postfinance.

Die Top-Banken für Geschäftskunden

Das Ranking der beliebtesten Bank für Firmenkunden hat Statista in diesem Jahr neu in zwei Subkategorien unterteilt: die «Top Bank für KMU» und die «Top Bank für Grosskunden». Das Ranking der KMU-Banken wartet mit einer faustdicken Überraschung auf: Denn die kleine Alternative Bank Schweiz (ABS), die Vermögen von rund 2,8 Milliarden Franken verwaltet, wurde auf Platz eins gewählt. Die Bank verzichtet auf Gewinnmaximierung und investiert das Geld nur in Projekte und Unternehmen mit sozialer und ökologischer Ausrichtung. 

Im Schweizer Firmenkreditgeschäft spielt die Bank ohne Zweifel eine Nebenrolle, doch die wenigen Firmenkunden scheinen ausgesprochen happy zu sein. «KMU, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell haben oder nachhaltig werden wollen, sehen die ABS offenbar als Bankpartnerin, die ihre Bedürfnisse kennt und ihre Entwicklung unterstützt. Das freut uns sehr», kommentiert Bertrand Donninger, Verantwortlicher für Firmenfinanzierungen bei der Alternativen Bank Schweiz AG. 

Bei den Grossunternehmen schnappt die Zürcher Kantonalbank der UBS die Krone mit knappem Vorsprung weg. Die übernommene Credit Suisse schafft es auf Rang drei. Etwas überraschend erscheint die gute Platzierung der Postfinance. Die Post-Tochter ist eigentlich nur eine halbe Bank, per Gesetz ist es ihr verboten, Kredite zu vergeben. Aber als Zahlungsverkehrsabwickler ist Postfinance eine feste Grösse am Markt. 

Die Top-Banken beim Spar- und Vorsorgeangebot

Die genossenschaftliche Bank WIR kann ihren ersten Platz aus dem Vorjahr verteidigen. Mit fast drei Punkten Vorsprung bleibt der Abstand zur zweitplatzierten Thurgauer Kantonalbank eindrücklich. «Die Bank WIR beweist seit Jahrzehnten, dass sie im Bereich Sparen und Vorsorgen punkto Verzinsung nachhaltig zu den Topanbietern gehört», sagt Bank-Sprecher Volker Strohm. So biete die Bank ein Sparkonto mit einer Verzinsung von 1,8 Prozent an. Zudem schneidet das Säule-3a-Angebot der Bank WIR in Zusammenarbeit mit dem Digitalanbieter Viac in Tests regelmässig gut ab. 

Gut aufgestellt sind im Bereich Spar- und Vorsorgeprodukte aus Kundensicht auch die Kantonalbanken: Acht von zehn Plätzen gehen an eine Kantonalbank.

Die Top-Banken beim Kredit- und Hypothekarangebot

Der Markt für Hypthekenkredite ist mit über 1 Billion Franken Volumen mit Abstand der wichtigste Bankenmarkt der Schweiz. Bei der Einstufung der beliebtesten Bank in diesem Feld hat Statista auch hier neu zwischen Privat- und Firmenkunden unterschieden.

Bei Krediten und Hypotheken für Firmenkunden kann die Alternative Bank Schweiz ihren Spitzenplatz aus dem Gesamtklassement der Banken für Geschäftskunden bestätigen. Die Kundschaft dieser Bank scheint extrem zufrieden mit ihrer Bank zu sein, wie die beiden guten Einstufungen zeigen. 

Bei den Privatkunden hat das Lager der Kantonalbanken die Nase vorn: Platz eins geht an die Basellandschaftliche Kantonalbank. Die Raiffeisen-Gruppe, mit fast 18 Prozent Marktanteil Platzhirsch im Schweizer Hypomarkt, wird von Kundinnen und Kunden auf Rang drei einsortiert. 

Die Top-Banken beim digitalen Angebot

In der Kategorie «digitales Angebot» wählen die Kundinnen und Kunden in diesem Jahr die Bank Avera auf Platz eins. Sie verdrängt damit die Vorjahressiegerin, die Alternative Bank Schweiz, die sich aber mit einem guten zweiten Platz klar in der Spitzengruppe behaupten kann. Die Schwyzer Kantonalbank rangiert im aktuellen Statista-Banken-Ranking wie im Vorjahr auf dem dritten Rang.  

Die Bank Avera sieht sich mit diesem Topergebnis darin bestätigt, dass es ihr gelungen sei, die enge Kundenbegleitung aus der physischen in die digitale Welt zu übertragen. «Dazu gehört beispielsweise die Vereinfachung des Kontoeröffnungsprozesses, der heute den Kundinnen und Kunden ein sicheres und unkompliziertes Online-Onboarding ermöglicht», erläutert Sprecherin Claudia Spörri. Weitere Bausteine seien das gebührenfreie Privatkonto, das mit zusätzlichen Karten und Dienstleistungen kombiniert werden könne, alle Angebote seien stets für den digitalen Kanal optimiert. 

Die Hypothekarbank Lenzburg gilt dank ihrer Open-Banking-Strategie, bei der sie für andere Banken Konten und Zahlungsverkehr abwickelt, als digitale Vorreiterin. Das sehen Kundinnen und Kunden offenbar auch so, die Bank kann ihren Platz in den Top Ten souverän behaupten.  

Die Top-Banken bei Service und Beratung

In der diesjährigen Aufstellung wurde das Ranking zu Service und Beratung ebenfalls in die zwei Subkategorien «Privatkunden» und «Firmenkunden» unterteilt. Wie gezeigt, ist die Alternative Bank Schweiz Gesamtsiegerin in der Kategorie «Top Banken für Geschäftskunden». Diese gute Einstufung von Kundinnen und Kunden findet ihre Fortsetzung bei der Bewertung von Service und Beratung: Auch hier kommt die ABS mit einer Topnote von über 95 Punkten auf Rang eins.

Platz eins bei «Service und Beratung» bei den Privatkundinnen und -kunden erreicht die Acrevis Bank – ebenfalls eine eher kleine Bank mit gut 55’000 Kunden. Genau darin sieht Acrevis-Chef Michael Steiner einen Grund für die gute Einstufung: «Unsere überschaubare Grösse ermöglicht uns kurze Wege und flachen Strukturen.» Ein weiteres Plus sei die tiefe regionale Verankerung in der Region zwischen Bodensee und Zürichsee. 

Die Top-Neobanken

Gleich drei Schweizer Eigengewächse belegen die Top-drei-Ränge. Neu ist die beliebteste Neobank der Schweiz Neon, an der unter anderem die TX Group beteiligt ist. Neon ist ausschliesslich in der Schweiz aktiv, darin sieht CEO und Mitbegründer Jörg Sandrock einen Grund für den Erfolg: «Internationale Anbieter sind schon sehr breit unterwegs, aber bei uns in der Schweiz gibt es viele länderspezifische Besonderheiten, wie die Säule 3a, die E-Rechnung oder QR-Rechnung. Das sind alles Dinge, die internationale Anbieter, im Speziellen Revolut, nicht können.» Daneben setzt er auf Kundenservice, in Unterschied zu anderen Neobanken können Kundinnen und Kunden bei Neon anrufen, wenn sie eine Frage haben.

Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich die Kundeneinschätzungen entwickeln werden, wenn Revolut wie angekündigt seine Schweiz-Offensive lanciert hat. 

Die Top-Banken bei Kundentreue

Diese Kategorie hat Statista zum ersten Mal erhoben: Mit 78,2 Punkten gewinnt die Freiburger Kantonalbank. Bemerkenswert bei diesem Ranking ist das gute Abschneiden der beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS, die auf Platz zwei respektive auf Rang drei liegen. Das Ranking beruht unter anderem darauf, wie lange ein Umfrageteilnehmer schon Kunde bei der betreffenden Bank ist und wie wahrscheinlich es ist, dass er oder sie auch in Zukunft bei der Bank bleibt. 

Dass beide Grossbanken in der Kundengunst hier recht nahe beieinander liegen, könnte als gute Nachricht für die UBS gewertet werden. Denn offenbar haben CS-Kundinnen und -Kunden wenig Wechselgelüste, was den Schluss zulässt, dass vermutlich ein Grossteil von ihnen die Überführung auf die Systeme der UBS mitmachen wird.