Eine Medienmitteilung wollte er nicht. Rainer E. Gut geht leise. Anlässlich der letzten Generalversammlung der Credit Suisse hat der langjährige CS-Chef seinen Rücktritt als Ehrenpräsident der Grossbank erklärt, sagen Personen mit Kenntnissen der Vorgänge. Die Credit Suisse bestätigt den Abgang.

Mit der anstehenden Übernahme der CS durch die UBS wäre Guts Ehrenpräsidentschaft in jedem Fall erloschen. Dem kam der 90-Jährige nun mit seinem Rücktritt zuvor. Mit Blick auf das nahende Ende der Credit Suisse habe Gut die Ehrenpräsidentschaft niedergelegt, sagen Quellen. Auf den Internetseiten der Bank findet sich aber immer noch das Foto von Gut in der Mediathek.

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Gut ist eine der prägenden Figuren der Credit Suisse. Unter seiner Ägide expandierte die CS Ende der 1980er Jahre in das US-Investmentbanking. Genau darin sehen Kritiker wie Christoph Blocher heute die Ursache für den Untergang der Grossbank.

Gerüchte um US-Umzug

Ein Büro hatte der 90-Jährige bei der Credit Suisse schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Dies hatte er seinem Sohn Alexander Gut überlassen, der von 2016 bis 2020 im Verwaltungsrat der CS amtete. 

Die «Schweiz am Wochenende» hatte einen Bekannten von Gut zitiert, dass der frühere CS-Chef sich mittlerweile mehrheitlich in den USA aufhalte. Personen aus dem Umfeld Guts dementieren das, der Ex-CS-Präsident wohne weiterhin in der Schweiz. Die Tatsache, dass der 90-Jährige nicht mehr öffentlich auftrete, liege an dessen hohen Alter.

Gut stieg 1973 in die Generaldirektion der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt auf. Er war gelernter Investmentbanker und hatte kurz zuvor von Lazard Frères zur Schweizer Bank gewechselt. Sein Auftrag: die Schweizer Bank an der Wall Street gross zu machen.

Teure Übernahmen

Das tat Gut, der von 1983 bis 2000 der am längsten amtierende Präsident der Grossbank war. 1990 war er zeitgleich auch noch CEO der Bank, eine Konstellation, die heute von der Finma verboten ist.

1988 erwarb die CS Holding eine 45-prozentige Beteiligung an der US-Investmentbank First Boston, zwei Jahre später schlucken die Schweizer die Investmentbank komplett. 1999 legte Gut noch einen drauf und erwarb von der Axa die Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette für fast 20 Milliarden Franken. Damit stieg die CS First Boston zur drittgrössten US-Investmentbank auf. 

Heute gilt der Ausflug ins Investmentbanking als Grund dafür, warum bei der CS eine verheerende Bonus-Kultur Einzug gehalten hat. Allerdings war die CS nicht alleine damit, durch Übernahmen an der Wall Street ein grosses Rad drehen zu wollen. Die UBS hatte im Jahr 2000 den Broker Paine Webber gekauft, die Deutsche Bank wollte 1998 mit dem Kauf des Bankers Trust in den Olymp der Investmentbanken eintreten – und holte sich mit der Übernahme ebenfalls einen Haufen Probleme. 

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