Die Wirren bei der Bank CIC hinterlassen auch im Jahresabschluss ihre Spuren. Zwar hat die Bank CIC (Suisse) bislang keine Zahlen für 2022 publiziert. Der Blick in den Jahresbericht des französischen Mutterhauses lässt jedoch bereits erste Schlüsse zu. Demnach musste die CIC (Suisse) für 2022 einen Gewinnrückgang verbuchen.
Das Ergebnis der Schweizer Tochter sinke auf 33,4 Millionen Euro, heisst es in der Medienmitteilung der CIC-Gruppe zum Geschäftsjahr 2022. Das ist der erste Gewinnrückgang seit Jahren. Unter der Führung des Ende 2022 abgetretenen CEO Thomas Müller war der Gewinn während zehn Jahren stets nur gestiegen: von gut 3 auf zuletzt 35,7 Millionen Franken.
Der Ergebnisrückgang sei eine Folge höherer Rückstellungen, berichtet die CIC-Gruppe – allerdings ohne dies genauer zu spezifizieren. Damit bleibt auch unklar, ob es sich um allgemeine Rückstellungen handelt oder ob ein konkreter Zusammenhang mit den Geschäften in St. Gallen besteht, die dazu führten, dass das dortige Führungspersonal entlassen und die Filiale geschlossen wurde. Die Höhe der Rückstellungen wird im CIC-Bericht nicht genannt.
Gegenüber der «Handelszeitung» betonte die Bank bislang immer, es sei bei den besagten Kreditgeschäften nicht zu Ausfällen gekommen. Allerdings wurde schon damals erwartet, dass sich die Verfehlungen in Form höherer Rückstellungen abbilden könnten. «Es wurden Kredite vergeben, die nicht der Firmenpolitik entsprachen», sagt eine Auskunftsperson im Januar. Und: «Darüber hinaus waren einige Kredite nicht ausreichend mit Sicherheiten unterlegt.» Die Rede ist primär von Hypothekarkrediten im zweistelligen Millionenvolumen.
Fragen der «Handelszeitung» zum Jahresabschluss wurden nicht beantwortet, zuvor war bereits ein eigentlich zugesagtes Interview mit der neuen CIC-Chefin Livia Moretti zurückgezogen worden.
Derweil schreitet der Umbau der Schweizer Tochter von CIC weiter fort. Die Bank wird reorganisiert, bislang praktizierte Geschäfte offenbar zurückgefahren. Dem Vernehmen nach besteht das Ziel darin, den zuvor sehr unabhängig geführten Schweizer Zweig von CIC stärker strategisch am Mutterhaus auszurichten.
Zuletzt zeigte die «Handelszeitung» vor drei Wochen auf, dass bis auf eine Person alle unabhängigen Verwaltungsräte ihr Mandat niedergelegt haben. Auf der Website der Bank wurden ihre Namen bereits entfernt, offiziell kommuniziert wurde bisher jedoch nichts.
Auf Anfrage bestätigte die Pressestelle die Abgänge: «Die Verwaltungsratsmitglieder Christian Fischer und Christoph Goppelsroeder sind per 28. Februar 2023 aus dem Verwaltungsrat der Bank CIC (Schweiz) AG zurückgetreten.» Der Prozess für den Ersatz der beiden ausgeschiedenen Mitglieder sei im Gange. Demnach verfügt der Verwaltungsrat der Bank CIC (Schweiz) mit Vizepräsident Roland Burger nur noch über ein Mitglied, das nicht vom französischen Mutterhaus entsendet wurde.
Auch der Firmenkunden-Chef hat die Bank verlassen
Zudem ist ein weiteres Geschäftsleitungsmitglied der Bank ausgetreten, wie aus einem Handelsregistereintrag hervorgeht: Der Leiter für grosse Firmenkunden und institutionelle Kunden wurde vor kurzem offiziell gestrichen. Gemäss Website von CIC besteht die Geschäftsleitung nun nur noch aus CEO Moretti, Vertriebschef David Fusi und Risiko-Chef Patrick Python.
Bereits früher die Bank verlassen hat Christoph Bütikofer, der Mitglied der Geschäftsleitung war und die Region Deutschschweiz geleitet hatte. Ebenfalls mehr oder weniger freiwillig abgetreten sind unter anderem der Compliance-Chef, der Sitzleiter St. Gallen und die Leiterin des Departements Change & Innovation.
Bis Ende 2022 fuhr die Bankleitung unter Müller die Schweizer CIC noch mit einem eigenständigen Kurs fernab des Mutterhauses. In den gut zehn Jahren unter Müller verdreifachte sich die Bilanzsumme der Regionalbank auf 13 Milliarden Franken, der Gewinn verzehnfachte sich auf gut 35 Millionen Franken.
Der Wandel begann, als der französische CIC-Manager Eric Charpentier im Januar 2022 die Leitung des Verwaltungsrates und damit die Kontrolle über die Schweizer Tochter übernahm. Charpentier ist im französischen Mutterhaus CIC für das Firmenkundengeschäft verantwortlich.
Im Herbst brachte Charpentier zudem die frühere EZB-Bankerin Livia Moretti zur CIC – mit dem Auftrag, eine neue Strategie zu erarbeiten. Eine Strategie, welche die Mehrheit der Geschäftsleitung nicht mittragen wollte. Moretti wurde inzwischen zur CEO der Bank ernannt.