Der Kurs brach seither im Vergleich zum US-Dollar und dem chinesischen Yuan um mehr als 24 Prozent ein. Dem Datenanbieter LSEG zufolge mussten am Mittwoch 106,40 Rubel für einen Dollar bezahlt werden - 0,86 Prozent mehr als am Vortag. Weniger Wert war der Rubel zuletzt im März 2022, dem ersten Monat nach Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine. Im Vergleich zum Yuan fiel er um 0,51 Prozent auf 14,74 und damit ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren.
Der starke Rückgang kommt für Ökonomen überraschend. Sie hatten Anfang November in einer Reuters-Umfrage erwartet, dass die russische Währung die 100er-Marke zum Dollar verteidigen würde. «Der Markt wartet auf die Reaktion der Finanzbehörden auf die Abwertung des Rubel», erklärten die Analysten vom Broker BCS. Ihrer Ansicht nach ähnelten die Devisenkäufe «einer Panik in einem Umfeld der Unsicherheit».
Steigende Inflation
Die schwächelnde Landeswährung dürfte die Inflation in Russland anheizen. Denn Importe werden dadurch teurer. Die Zentralbank schätzt, dass eine Rubel-Abwertung um zehn Prozent die Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte erhöht. «Für die Zentralbank stellt dies eine Herausforderung im Kampf gegen steigende Preise dar», sagte der Ökonom Jewgeni Kogan. Die Währungshüter versuchen gegenzuhalten, indem sie ihren Leitzins auf 21 Prozent heraufgesetzt haben - den höchsten Stand seit 2003.
Einige Analysten sagen nun voraus, dass der Rubel noch vor Jahresende auf einen Wert von 115 bis 120 zum Dollar abrutschen könnte. Um das zu verhindern, könnten etwa die Exporteure dazu gezwungen werden, mehr Devisen zu verkaufen.
Sanktionen zeigen Wirkung
Der jüngste Kursverfall des Rubel wurde durch die neuen Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor verstärkt. Das führt Analysten zufolge zu Unterbrechungen von Zahlungen für den Aussenhandel - insbesondere für Öl und Gas. Die meisten russischen Grossbanken - darunter jetzt auch die Gazprombank - sind mittlerweile von US-Sanktionen betroffen und können daher keine Banktransaktionen in Dollar ausführen. Die einzige verbliebene Möglichkeit für sie, mit Devisen zu handeln, ist die Einfuhr grosser Mengen an Dollar-Bargeld. (Reuters/hzb/pg)