Nicht alle Banken sind in der Lage, die Zinsen auf ihren Kundeneinlagen zu erhöhen. Im Vordergrund steht deshalb die Tendenz, «gute» bestehende Kunden bevorzugt von der Zinswende profitieren zu lassen. Bei Kassenobligationen sowie Termingeldern und Geldmarktanlagen erhöhen sie die Zinsen.

Die Zinserhöhungen haben den Banken in den letzten Monaten massive Gewinne beschert. Sie verdienen an der Zinsdifferenz. Es handelt sich um die Differenz zwischen dem, was die Banken auf die Einlagen ihrer Kunden zahlen, und dem, was sie an Kreditzinsen und ihren eigenen Einlagen beispielsweise bei der Zentralbank verdienen. Mit anderen Worten: Sie verlangen für Kredite und Hypotheken, die sie vergeben, höhere Zinsen, als sie den Sparern für deren Einlagen zahlen.

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Trotzdem können sich die Kunden freuen, denn die Zinsen für Sparkonti werden wieder steigen. Noch ist es nicht aber überall so weit. Ebenso können Konsumentinnen und Konsumenten davon ausgehen, dass sie von ihrer Bank einen besseren Service erhalten werden und die Bankgebühren generell sinken.

Die Bank wechseln 

Mit ihrem Schritt, die Kontogebühren aufzuheben, hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) die Vorreiterrolle eingenommen. Andere Banken werden nachziehen. Die Konkurrenzsituation auf dem Bankenplatz Schweiz nimmt zu. Verstärkt wird diese durch den Aufruf von Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Kunden sollten zu Banken wechseln, welche höhere Zinsen anbieten. Ziehen Kunden Gelder ab, setzt dies die Banken zusätzlich unter Druck.

Gesucht: Die optimale Zinshöhe

Die Herausforderung, mit der sich heute die Banken konfrontiert sehen: Wie hoch darf der kommerziell noch vertretbare Zins für die Sparer liegen? Der Abfluss von Kundengeldern zu Banken, welche höhere Zinsen ausschütten, schmälert jetzt den Finanzierungspuffer zur Refinanzierung der vergebenen Kredite. Denn mit den Kundeneinlagen decken die Banken die Kredite, welche sie vergeben.

Besonders betroffen sind Banken, die in der Niedrigzinsphase Hypotheken aggressiv beworben und zu für die Kunden günstigen Konditionen vergeben haben. Einige von ihnen drohen in die Refinanzierungsfalle zu tappen, sobald sie durch Kundengeldabflüsse gezwungen werden, am freien Kapitalmarkt ihre Kredite zu refinanzieren. Die individuellen Refinanzierungsmodalitäten und Fristentransformationen der einzelnen Banken sind auch der Grund dafür, dass es bei einigen länger dauert, bis sie den Sparern höhere Zinsen offerieren können. Die grosse Frage: Welche Kunden sollen profitieren?

Grundsätzlich möchten die Banken ihre Kunden zufriedenstellen. Dies gelingt nicht in erster Linie durch finanzielle Anreize, denn Herr und Frau Schweizer sind normalerweise treue Kunden, das Bankinstitut wechselt man hierzulande nicht vorschnell.

Die Ausschüttung generell höherer Zinsen auf Kundeneinlagen ist teuer für die Bank. Zudem kann sie die Zinsen nicht um so viel erhöhen, wie dies notwendig wäre, will sie noch mit der Zinsdifferenz Geld verdienen. Aus diesem Grund sind die Banken bei Zinserhöhungen eher zurückhaltend.

Anpassung bei Gebühren erhöht Zufriedenheit

Die Tendenz geht deshalb hin zur Reduktion der Kontogebühren. Dies ist sinnvoll, denn alle Kunden profitieren davon, gleichzeitig ist dies für die Bank, wenn intelligent durchgeführt, finanziell verkraftbar. Hierbei ist allerdings das Wanderungs- und Downsell-Risiko nicht zu unterschätzen.

Eine gut durchgeführte Preisanpassung im Basisangebot erhöht die Kundenzufriedenheit, ohne dabei grundlos Erlöse aufs Spiel zu setzen. Vermehrt fassen die Banken nun ins Auge, die Kunden, mit denen sie bereits eine längere und grössere Beziehung pflegen, zu bevorzugen.

Im Getöse um die Zinsen auf Sparkonti ging in Vergessenheit, dass die Banken die Zinsen bei Kassenobligationen und Termingeldern am Geldmarkt problemlos erhöhen können. Einige haben dies bereits getan, andere werden folgen. Wann Kunden diese Produkte in der breiten Masse wieder nachfragen werden, wird sich zeigen. Die Trägheit der Schweizer Bankkunden schützt den Finanzplatz Schweiz vorerst – da ändert auch ein Thomas Jordan so schnell nichts.

Gastautor Philipp Kaupke ist Partner bei Simon-Kucher & Partners.

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