Der Swiss Venture Capital Report 2024 malt ein düsteres Bild: Startup-Gründerinnen und -Gründer hatten es nach einem erstmals im Jahr 2023 verzeichneten Rückgang nun auch im vergangenen Jahr schwer, an genügend neues Kapital zu kommen.

Offenbar haben grosse institutionelle Anlegerinnen und Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen und auch Finanzdienstleister und Family-Offices immer weniger Appetit auf Risikokapital: Die Investitionen in neu gegründete Unternehmen gingen 2024 um 8,5 Prozent zurück.

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Erstmals sank auch die Zahl der Finanzierungsrunden um rund 10 Prozent, wie die Studienleiter Thomas Heimann und Stefan Kyora heute Morgen an einer Medienkonferenz sagten. 2024 verzeichnete der SVCR nur wenige Exits und keinen einzigen Börsengang. Die Zahl der Liquidationen hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

Es kommt mehr Geld aus dem Ausland

Auffällig sei der steigende Anteil an ausländischem Kapital für Schweizer Startups, führten die beiden Venture-Capital-Experten aus. Da weniger Risikokapital aus der Schweiz in Jungunternehmen fliessen, wirke der Zustrom aus dem Ausland stabilisierend.

Dennoch drücke das Fehlen von Schweizer Venture-Capital-Investoren das gesamte Investitionsvolumen in Risikokapital etwas nach unten.

Immer kleinere Tranchen

Die ganz grossen Investitionssummen in Venture-Capital haben sich in der Schweiz verringert. Und so nimmt logischerweise die Zahl der kleineren Finanzierungstranchen im Verhältnis zu, wie der 13. Swiss Venture Capital Report (SVCR) aufzeigt.

Die Gesamtinvestitionen sanken auf 2,4 Milliarden Franken und die Zahl der Finanzierungsrunden ging von zuletzt knapp 400 auf 357 zurück. «Bei der Hälfte aller Finanzierungsrunden schossen die Geldgeber drei oder mehr Millionen Franken ein, was einem Zuwachs gegenüber 2023 von 40,7 Prozent entspricht», so Kyora. 

Swiss Venture Capital Report

Für den Swiss Venture Capital Report spannen gewichtige Player der Schweizer Startup-Szene zusammen. Er basiert auf der täglichen Arbeit des Redaktionsteams der Nachrichtenplattform Startupticker.ch. Zudem steuern die aktivsten Business-Angel-Clubs, Investoren, Förderorganisationen und nationale Plattformen wie Startup.ch Informationen zu Finanzierungsrunden bei.

Erstellt wird der Report von der Startupticker-Redaktion in Kooperation mit dem Branchenverband SECA (Swiss Private Equity & Corporate Finance Association). Dieses Jahr erscheint die Studie zum 13. Mal. Realisierungspartner sind die Deep Tech Nation Switzerland Foundation, Kellerhals Carrard und Swisscanto by Zürcher Kantonalbank. Der Swiss Venture Capital Report 2025 ist als PDF hier verfügbar.
 

Augenfällig ist der massive Rückgang bei der Fintech-Branche, die gegenüber dem Vorjahr 52 Prozent weniger Risikokapital einsammeln konnte, während der Report im Bereich Biotech ein Plus von 50 Prozent verzeichnete. Die Biotech-Startups kommen nun auf rund 739 Millionen Franken an investiertem Risikokapital. «Definitiv wieder auf Erholungskurs ist die Biotech-Branche», betonte Thomas Heimann. Ein Drittel des gesamten in der Schweiz investierten Risikokapitals geht heute in Jungunternehmen, die sich mit Biotechnologie beschäftigen.

Es gibt auch Lichtblicke

Vor allem die Investitionen im ICT- und Fintech-Sektor brachen regelrecht ein. Doch es gibt auch Lichtblicke: Startups der Mikro- und Nanotechnologie konnten das Investitionsniveau halten. Gegen den negativen Trend stellte sich der Bereich Healthcare-IT, der den Rückgang des Vorjahrs offenbar verdaut hat und stark zulegte. Besonders positiv stimmte die Studienautoren der Start ins neue Jahr: In den ersten vier Wochen des noch jungen Jahres sei schon mehr Risikokapital in Biotech-Startups geflossen als im gesamten Jahr 2024.

Ungleiche Verteilung bei den einzelnen Kantonen

Sieht man sich die Verteilung der investierten Gelder nach Kantonen an, fällt die Leaderrolle des Kantons Zürich auf. Trotz markanter Einbussen behauptet sich der Kanton Zürich mit einer Summe von rund 631 Millionen Franken (minus 27 Prozent) an der Spitze. 

Auf Platz zwei folgt der Kanton Waadt, der um 13 Prozent zulegte und nun auf 606 Millionen Franken investiertes Kapital in Startups kommt. Mehrere Kantone legten 2024 leicht zu. Der Kanton Bern verzeichnete mit 24 Finanzierungsrunden im Gesamtvolumen von 117,85 Millionen Franken sogar ein Rekordjahr. 

«Stabil blieb 2024 die Zahl der Exits: Gut dreissig Startups wurden von den Gründern und Investoren ins Ausland verkauft, elf fanden inländische Käufer», so Kyora. 

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