Der Finanzierungsbedarf in Europa sei so hoch, dass es in jedem Land die Notwendigkeit gebe, mehr private Investoren zu bekommen, sagte Sewing auf einer Veranstaltung der staatlichen Förderbank KfW in Frankfurt. «Von daher glaube ich einfach ganz fest daran, dass die Kapitalmarktunion oberste Priorität in Brüssel aber auch in den Einzelstaaten bleibt», merkte er an. Das Linksbündnis Nouveau Front Populaire war bei der Stichwahl in Frankreich am Sonntag überraschend als stärkste Kraft hervorgegangen.

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Investoren wollen nicht 27 verschiedene Regelwerke

Investoren von ausserhalb wollten einen einheitlichen Kapitalmarkt in Europa und keine 27 verschiedenen Regelwerke, sagte Sewing. Um die Treibhausgas-Emissionen in Europa wie geplant auf Netto Null zu bringen, seien jährlich Investitionen von 600 Milliarden Euro erforderlich. Nur so könne die grüne Wende bis 2045 beziehungsweise 2050 geschafft werden. Und diese Zahlen seien lediglich der Basisstock, betonte der Deutsche Bank-Chef. Andere Investitionen in die Verteidigung und in die Digitalisierung hätten ebenso Priorität. Die öffentliche Hand könne dies nicht alleine stemmen. Daher sei die Vollendung der europäischen Kapitalmarktunion so wichtig.

«Verbriefungen sind der erste Schritt in die Kapitalmarktunion»

«Wir haben in den letzten neun Monaten deutliche Fortschritte gesehen», sagte Sewing. Dies gelte auch für Brückentechnologien wie Verbriefungen. «Verbriefungen sind der erste Schritt in die Kapitalmarktunion.» Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte kürzlich von Fortschritten bei der Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes in Europa gesprochen. Bei Verbriefungen werden Kredite zu Wertpapieren gebündelt und an den Markt gebracht. Damit entledigen sich Banken des Risikos von Zahlungsausfällen und schaffen dadurch in ihren Bilanzen Spielräume, neue Kredite zu vergeben. 

In der globalen Finanzkrise 2008 waren Verbriefungen wegen ihrer Undurchsichtigkeit in Verruf geraten, als in den USA mit Immobilienkrediten unterlegte Papiere massenhaft ausfielen und zahlreiche Anleger mit erheblichen Investmentverlusten zu kämpfen hatten. (Reuters/hzb/pg)
 

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