Um die Bedeutung der Branche genauer zu dokumentieren, hat die Swiss Single Family Office Association (SFOA) ausserdem in Zusammenarbeit mit der HSG und der Grossbank UBS eine Studie erstellt. Da die Branche - etwa im Gegensatz zu den Banken oder unabhängigen Vermögensverwaltern - von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma nicht reguliert wird, sind entsprechende Statistiken bisher Mangelware.
Eine juristische Definition für den Begriff des «Family Offices» gibt es nicht. Der wesentliche Unterschied zwischen einem Family Office und einem Vermögensverwalter etwa ist vor allem, dass ersteres unter Kontrolle der Anlegerfamilie und letzterer unter Kontrolle eines Dritten steht. Meist werden darin Vermögen und Firmenanteile von vermögenden Familien verwaltet.
600 Milliarden Franken Nettovermögen
Der Verband geht davon aus, dass es in der Schweiz rund 250 bis 300 Single Family Offices (SFO) gibt, wovon rund ein Viertel sich an der Befragung beteiligt hat. Das Nettovermögen dieser SFOs wird in der Studie auf rund 600 Milliarden Franken geschätzt. Dies etwa im Gegensatz zu der Gruppe der von der Finma regulierten unabhängigen Vermögensverwalter, die rund 500 Milliarden Franken verwalten.
Die Grösse bzw. die Vermögen der einzelnen SFOs variieren dabei stark - bei 43 Prozent der Befragten beträgt das Vermögen bis zu 1 Milliarde Franken, bei 37 Prozent sind es mehr als 1 Milliarde. 20 Prozent der Befragten wollten sich dazu in der Umfrage allerdings nicht äussern. Die grösste Gruppe - rund 16 Prozent der Befragten - verwaltetet ein Vermögen zwischen 1,5 und 3 Milliarden Franken. Die durchschnittliche Anzahl Mitarbeiter ist sieben.
Bemerkenswert dabei sei, schreibt der Verband, dass 70 Prozent der SFOs ein Familienunternehmen besässen, was wiederum die Rolle von Family Offices als institutionelle Säule für die Verwaltung von Mehrgenerationen-Familienunternehmen unterstreiche. Darüber hinaus besässen 82 Prozent der Befragten mindestens eine strategische Investition.
Die wichtigsten Sektoren dabei sind demnach Immobilien, klassische Industrie und Finanzen. Über 30 Prozent der Assets - also rund 200 Milliarden Franken - werden ausserdem in der Schweiz investiert, wie die Umfrage weiter ergab.
Grosse Konkurrenz aus dem Ausland
Da die Branche nicht reguliert ist, gibt es auch immer wieder Fälle, die für Aufsehen und entsprechend mediales Echo sorgen. Beispiele sind hier etwa der Fall Archegos, der unter anderem zum schnellen Ende der Credit Suisse beitrug, oder Geldwäscherei-Fälle in Singapur.
Ausserdem ist die Konkurrenz aus dem Ausland sehr gross. Finanzzentren wie Singapur oder Dubai wollen reiche Investoren und entsprechend Family Offices anziehen. Gemäss dem Verband ist etwa die Anzahl SFOs seit 2018 von 50 auf 1300 gestiegen, und auch in den USA ist die Zahl in den letzten Jahren um über ein Drittel gestiegen.
Grosses Potential
Die wichtigsten Gründe für den Standort Schweiz bei SFOs sind Herkunft des wirtschaftlich Berechtigten, politische Stabilität und Rechtssicherheit, wie die Umfrage weiter ergab. Politik, Regulierung und Steuern sind derweil die Bereiche, in denen die Schweiz gemäss den Umfrageteilnehmern auch das grösste Potenzial hat, um die Standortattraktivität für SFOs zu verbessern.
Entsprechend will die Branche sich hierzulande besser positionieren und gleichzeitig auch die Reputation stärken und die Interessen unter einen Hut bringen. Dabei ist dem SFOA die Selbstregulierung ein wichtiges Anliegen und er prüft als weltweit erster Verband die Einführung eines Lizenzierungssystems zum Schutz und zur Regelung der inländischen SFO-Branche.
Der Verband sieht sich in der Umfrage denn auch gestärkt in dieser Absicht. Immerhin gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer hat einem solchen Vorgehen seine Unterstützung gegeben. Das heisst mit anderen Worten allerdings auch, dass knapp die Hälfte eine entsprechende Regulierung eher ablehnt. (awp/hzb/pg)