In nur drei Jahren stieg das Gesamtvermögen von BIT Capital auf über eine Milliarde Franken. Wie konnten Sie so rasch wachsen, Marcel Oldenkott?

Tatsächlich ist das ja sogar zweimal passiert, in der Zeit zwischen 2019 und 2022 sowie zwischen 2022 und 2024. Nach letztem Sommer sind unsere Fonds nun wieder auf dem Stand von vor der letzten Baisse.

Wer dabei blieb, ist ohne Verluste weggekommen. Darüber sind wir natürlich froh.

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Ihr Unternehmen ist in der Schweiz wenig bekannt: Wie kam es zur Gründung von BIT Capital?

Wenn man sich die Gründungshistorie anschaut: Ursprünglich war BIT Capital der Public-Markets-Arm von Jan Beckers Family Office.

Dazu muss man wissen: Jan Beckers hat schon viele Unternehmen gegründet …

Jan Beckers hat im Berliner Ökosystem über zehn Unternehmen im Private-Markets-, Venture-Capital-Bereich erfolgreich gegründet. Einige im Bereich Advertising Technology und Financial Technology. Zwei dieser Fintechs haben den Unicorn-Status erreicht – also eine Milliarde und mehr Marktkapitalisierung.

Da sammelt sich ordentlich Geld an?

Sein Privatvermögen hat Jan Beckers immer parallel in Aktien investiert und irgendwann war das so gross, dass er sagte: Ich leiste mir in Anführungsstrichen (zeichnet zwei Gänsefüsschen in die Luft) mein eigenes Family Office.

Und so gründete er BIT Capital?

Ja. Als Jan Beckers unter BIT Capital angefangen hat, waren wir nur zu dritt. Ich bin 2019 dazugekommen, als Geschäftsführer für das Family Office Ocean Investment und für BIT Capital. Und dann kam damals als Analyst noch Carlos Bielsa dazu, der heute Partner und Portfolio Manager bei uns ist.

Im Wesentlichen haben wir damals unser eigenes Geld und das aus dem erweiterten Freundes-Bekannten-Kreis gemanagt.

Wann kam der Durchbruch?

2020 haben wir zwei Sachen im Wesentlichen richtig gemacht. Wir schätzten die damalige Situation besser ein als der Markt: die Grösse des Problems Covid. Wir stellten unsere Fonds so auf, dass wir im ersten Quartal kein Geld verloren haben. Von der relativ schnellen Erholung auf dem Aktienmarkt profitierten wir anschliessend erneut.

Ausserdem hatten wir auch ein gutes Timing und kauften Ende März, Anfang April 2020 alle Futures zurück. Das war sowohl auf der Initiierung des Hedges als auch beim Auflösen ein perfektes Timing.

(Schmunzelt) So was kriegt man eigentlich nur ein, zwei Mal in seiner Karriere hin. 

Haben die Sektkorken geknallt?

Eigentlich überhaupt nicht, ehrlich gesagt. Wir waren ja ein super kleines Team mit nur drei Leuten. Bis Mitte 2021 haben wir keinen Tag Urlaub gemacht und auch am Wochenende gearbeitet. 

Warum waren Sie schneller respektive besser in ihrer Analyse als andere?

Jan Beckers hatte schon immer eine Art Playbook im Kopf: Wie müsste Digitalisierung ablaufen in den nächsten fünf Jahren? Durch Covid wurde das dann sozusagen auf die nächsten zwölf bis 18 Monate zusammengestaucht. Alles lief durch Covid im Zeitraffer ab.

Das lief offenbar trotz des Zeitraffers gut …

Ja, denn wir rotierten sehr gut durch die verschiedenen Themen und Sektoren – und waren dann mit rund 215 Prozent der beste Investor von Europa im Jahr 2020. Jemand von Citywire rief bei uns an und sagte: «Ihr seid der beste Investmentfonds von Europa, können wir mal mit euch sprechen?»

Da bekam BIT Capital viel öffentliche Aufmerksamkeit. Was waren die Folgen?

Im zweiten Halbjahr 2020 erkannten wir die Chance, das Momentum, auch mit externen Geldern Business zu machen. Im Anschluss haben wir sehr viel positive Presse bekommen. 

Das hatte einen grossen Einfluss auf das Wachstum?

Unsere Assets sind dann unglaublich gewachsen. 2021 erzielten wir auf dem Flagship-Produkt, dem Fonds BIT Global Technology Opportunities noch einmal eine sehr, sehr gute Performance von 50 Prozent. Mit dieser starken Performance und den erwähnten Mittelzuflüssen sind wir dann auf über eine Milliarde Assets under Management (AUM) gewachsen – ohne dass wir wahnsinnig aktiv im Vertrieb tätig waren.

Doch dann hat es auch BIT Capital erwischt: Die Baisse kam.

2022 sind unsere Mittel sehr stark zusammengeschrumpft. Worüber wir jedoch sehr froh waren: Wir hatten kaum Mittelabflüsse, da nur wenige unserer Anleger desinvestierten. Das Abschmelzen unserer Assets under Management kam überwiegend durch den starken Drawdown zustande, den wir über alle unsere Fonds hinweg hatten.

Von einer Basis von knapp unter 500 Millionen AUM Ende 2022 haben wir anschliessend mit deutlich höherer Performance und einigen Mittelzuflüssen, vor allem von professionellen Investoren, zum zweiten Mal die Milliardenschwelle genommen.

Wie gelang das im Detail?

BIT Capital machte mehr Vertrieb. Professionelle Investoren, institutionelle Investoren, Family Offices haben bei uns investiert.

Unterdessen stehen bei uns fast 1,7 Milliarden Euro Assets under Management. Zudem kam aus unserer Sicht ein Teil dieser hohen Performance zustande, weil wir den Investmentprozess und unseren Risikomanagementprozess erneut verbesserten.

Wir haben sehr viele alternative Daten. Die Analyse alternativer Daten, darunter Payment-Daten, Nutzungsstatistiken oder Sentimentanalysen aus sozialen Netzwerken ermöglicht uns täglich, tiefe Einblicke in die operative Entwicklung unserer Portfoliounternehmen zu gewinnen. Das half. Damals konnten wir nochmals zeigen, dass wir die Indizes in so einer Phase auch schlagen können.

Nun will BIT Capital in die Schweiz expandieren?

Die Schweiz ist ein attraktiver Markt.

Wir haben schon vorher mit Investoren aus der Schweiz gesprochen, die selber auf uns aufmerksam geworden sind. Wir möchten unsere Fonds hier an den Markt bringen. Und vielleicht können wir hier auch spannende Investoren finden, die mit uns zusammen investieren wollen.

Wird das eine Fernbetreuung sein oder eröffnen Sie Büros in Zürich?

Das machen wir erstmal aus der Ferne. Natürlich werden wir regelmässig hier sein, Jan Beckers und ich. Zudem vertreten uns lokale Partner. Falls wir uns etablieren und unsere Produkte Anklang finden – zum Markt passen – ziehen wir definitiv Büros in Zürich in Betracht. 

Was macht den kleinen Schweizer Markt so attraktiv?

Es gibt ein sehr, sehr gutes Ökosystem von Investoren, das wir in Berlin nicht haben.

Wenn ich hier mit Vermögensverwaltern oder Multi-Family-Offices spreche, haben diese Klienten aus Südamerika, Asien und so weiter. Das finden wir sehr interessant.

Eventuell findet BIT Capital hier auch Talente, die man an Bord holen kann. Zudem ist Zürich eine sehr lebenswerte Stadt. Und die Schweiz ist mit ihrer Neutralität natürlich auch ein interessanter Standort. Doch jetzt gehen wir hier erstmal kleine Schritte.

Apropos klein: Kleinanleger sind für BIT Capital nicht interessant?

Nicht interessant würde ich so nicht sagen. Wir müssen ja immer berücksichtigen, was regulatorisch machbar ist. In Deutschland haben wir auch Retail-Anlegerinnen und -Anleger als Kundschaft, die beispielsweise via Comdirect-Account oder über UnitLinked-Produkte bei Versicherungen in unseren Fonds investiert sind.

Und in der Schweiz?

Die Regulatorik in der Schweiz deckt sich ja nicht eins zu eins mit jener der EU. Unser erster Schritt in der Schweiz ist darum, uns erst einmal an institutionelle Investoren zu wenden. Retail-Kundschaft wird dann in der zweiten, dritten Phase zum Thema.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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