2023 ist das Jahr der Bankpleiten. Die Credit Suisse ist Geschichte. In den USA sind neben der Kryptobank Silvergate drei Regionalbanken verschwunden: Die Silicon Valley Bank (SVB), die Signature Bank und zuletzt die First Republic Bank. 

Eine solche Ballung gab es schon länger nicht mehr. Die Silicon Valley Bank war gemäss der Statistik der Einlageversicherung FDIC der erste Bankenkollaps seit der Coronakrise. Doch der Blick in die Vergangenheit zeigt: Jahre ohne «Bank Failures» sind in einem so grossen Land wie die USA eher die Ausnahme als die Regel. Bankpleiten gehören zur Marktwirtschaft.

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Zahl der Pleiten ist verhältnismässig klein

In der Finanzkrise 2008/09 gingen in den USA über 160 Banken ein. Auch im Nachgang der Finanzkrise häuften sich die Ausfälle, wie die erste Grafik zeigt. So gesehen ist das aktuelle Bankensterben keine Krise, sondern nur eine kleine Bereinigung.

Wenn man aber das Volumen der Anlagen berücksichtigt, die durch die jüngsten Pleiten betroffen sind, dann ändert sich das Bild schlagartig. SVB, First Republic Bank und auch die Signature Bank waren keine Mini-Banken. Zusammen belief sich ihre Bilanzsumme beim Zeitpunkt der Schliessung auf rund 550 Milliarden Dollar.

Gemessen an den Assets von 233 Milliarden war der Zusammenbruch der First Republic Bank sogar die grösste Bankpleite seit dem Kollaps von Washington Mutual 2008. Auch die SVB-Pleite war mit 209 Milliarden kein Klacks.

So betrachtet hat die aktuelle Bankenkrise schon jetzt alle Rekorde gebrochen. Selbst im Krisenjahr 2009 belief sich die Bilanzsumme aller 140 gescheiterten Banken lediglich auf 171 Milliarden Dollar. Und auch 2008 waren «nur» 373 Milliarden Dollar betroffen. Allerdings ist der Kollaps von Lehman Brothers und Bear Stearns in dieser Statistik nicht enthalten, da sie als reine Investmentbanken nicht von der FDIC gesichert waren.

Selbst wenn die Daten um die Inflation bereinigt werden – schliesslich sind 500 Milliarden heute nicht gleichviel wie vor fünfzehn Jahren – bleibt 2023 ein Spitzenjahr. In 2023er-Dollar gerechnet waren 2008 515 Milliarden betroffen, 35 Milliarden weniger als in den ersten fünf Monaten 2023.

Grösste Pleitewelle in den 1980er Jahren

Geht man noch etwas weiter zurück, zeigt sich: die Bankenpleiten kamen in zwei grossen Wellen: Während der Sparkassenkrise (Savings and Loan Crisis) der 1980er Jahre und der Finanzkrise 2008/09. Der S&L-Krise fielen über 1000 Sparkassen zum Opfer, allein im Jahr 1989 belief sich die Zahl der Pleiten auf 534, was der Rekord ist seit der Einführung der bundesweiten Einlageversicherung FDIC.

Diese wurde als Reaktion auf das Bankensterben während der Grossen Depression in den 1930er Jahren gegründet. Zwischen 1930 und 1933 krachten über 9000 Geldhäuser zusammen.

Das Debakel der Spar- und Leihkasse Thun

Auch Europas Geschichte ist voller Pleiten. Den letzten klassischen «Bank-Run» erlebte die Schweiz 1991 im Berner Oberland, als die Spar- und Leihkasse Thun kollabierte. Ins kollektive Gedächtnis eingeprägt hat sich auch der Fall der UBS, die 2008 nur mit staatlicher Hilfe überlebte.

In der Finanzkrise 2008/9 und den drei Jahren darauf strauchelten in Europa über 100 Banken. Prominente Bankpleiten in Deutschland waren in jener Zeit die IKB, die Hypo Real Estate und die West LB, während die Commerzbank teilweise verstaatlicht wurde.

Bankpleiten sind also kein neues Phänomen. Neu ist nur, dass sie nicht in einer Finanzkrise auftreten, sondern in einer Phase mit rekordtiefen Kreditausfallquoten.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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