Wir sind seit jeher sehr positiv für US-Aktien eingestellt. Der Ausgang der US-Wahlen lässt uns an unserer langjährigen Ausrichtung festhalten. Der Republikaner Donald Trump hat sich in den Präsidentschaftswahlen im November durchgesetzt. Seine Partei konnte sich die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses sichern. Dieser «Red Sweep» ermöglicht es Trump, weitgehend durchzuregieren. Allerdings sitzen im Senat und Repräsentantenhaus auch traditionelle Republikaner, die das Checks-and-Balance-System zumindest etwas aufrechterhalten sollten.
Unter Donald Trump ist tendenziell mit niedrigeren Steuern zu rechnen, was US-Unternehmen zugutekommt. Einen noch stärkeren Effekt als die Steuersenkungen wird die zu erwartende Deregulierung haben. Schon in seiner ersten Amtszeit haben Deregulierungsmassnahmen der US-Wirtschaft gut getan. Es gilt aber auch zu bedenken, dass die Bankenkrise in den USA im Frühjahr 2023 auf eben diese Deregulierung zurückzuführen war. Ebenfalls positiv zu werten für die Kapitalmärkte ist die Nominierung des ehemaligen Hedge-Fonds-Managers Scott Bessent zum künftigen Finanzminister. Weniger zuträglich sind hingegen Trumps Pläne im Handelsbereich, insbesondere seine Zollpolitik. Dies dürfte vor allem negativ für das Wachstum anderer Länder sein. Die preissteigernden Effekte der Zollpolitik würden allerdings auch die amerikanischen Unternehmen und Verbraucher treffen.
Erwartungen an die Aktienmärkte für 2025
Alle Punkte zusammen – sinkende Steuern, Deregulierung, ein marktfreundlicher Finanzminister – ergeben ein förderliches Umfeld für US-Aktien. Es ist durchaus möglich, dass künftig nicht mehr nur einige wenige Titel den Grossteil der Performance tragen, sondern dass der Markt an Breite gewinnt. Auch Aktien aus der zweiten Reihe dürften aufholen.
Till C. Budelmann ist Chief Investment Officer Bergos AG.
Für den US-Aktienindex S&P 500 erwarten wir für 2025 einen Gesamtertrag von 5 bis 12,5 Prozent. Den Hauptanteil soll das Gewinnwachstum mit 7 bis 12 Prozent liefern. Von der Bewertungsseite rechnen wir eher mit Gegenwind (-3 bis -1 Prozentpunkte), das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von deutlich über 20 lässt Bewertungskontraktionen erwarten. Die Dividendenrendite sollte bei 1 bis 1,5 Prozent liegen.
Für andere Aktienmärkte sind wir weniger zuversichtlich. Das gilt vor allem für Schwellenländer und Japan. Bei europäischen Aktien sind wir neutral positioniert. Für Europa (Stoxx 600 Index) liegen unsere Prognosen für den Gesamtertrag 2025 deutlich niedriger als für die USA bei 0 bis 7,5 Prozent. Die Gewinne dürften hier eher stagnieren. Allerdings ist das KGV beim Stoxx 600 mit um die 15 vergleichsweise niedrig und lässt Spielraum für Bewertungsausweitungen, die 0 bis 2 Prozentpunkte zum Gesamtertrag beisteuern könnten. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von 2,5 bis 3 Prozent.
Wirtschaftswachstum und Zinspolitik: Aussichten für 2025
Die unterschiedlichen Aktienprognosen sind auch auf die gesamtwirtschaftlichen Erwartungen zurückzuführen. Die US-Wirtschaft ist stabiler als viele denken. Unsere Wachstumsprognosen liegen über dem Konsensus. Für 2025 erwarten wir 2,1 Prozent, nach 2,6 im laufenden Jahr. Aufgrund der robusten Wirtschaft und einer zu erwartenden leichten inflationären Wirkung der Trump-Politik rechnen wir mit weniger Zinssenkungen als der Markt. Bis Ende 2025 erwarten wir ein bis zwei weitere Schritte à 25 Basispunkte nach unten.
Europa ist klar schlechter aufgestellt. Innerhalb Europas schwächelt vor allem die Eurozone, und dort unter anderem Deutschland. Strukturelle Probleme bremsen das Wirtschaftswachstum. Überregulierung verhindert Innovationen. Unsere Schätzungen fürs BIP-Wachstum der Eurozone liegen bei 1,2 Prozent für 2025 nach 0,7 Prozent im laufenden Jahr. Für Deutschland sind sie noch geringer (-0,1 für 2024 und +0,4 Prozent für 2025). Die Prognosen für die Schweiz und Grossbritannien liegen hingegen über dem Eurozonen-Durchschnitt. Die schwache Konjunktur und politische Risiken setzen die Europäische Zentralbank unter Druck. Bis Ende 2025 dürfte sie die Zinsen noch mehrmals senken.
Über allen Prognosen hängt das Damoklesschwert geopolitischer Unruhen, etwa in der Ukraine und Nahost, und auch China und Taiwan bleiben ein Dauerthema. Zudem bleibt abzuwarten, was die vorgezogene Bundestagswahl Ende Februar in Deutschland bringen wird. Die aktuellen Umfragewerte sehen die CDU/CSU klar vorn, allerdings wird die Partei auf einen oder sogar zwei Koalitionspartner angewiesen sein. Mit Skepsis betrachten wir vor allem eine mögliche Kenia-Koalition: Eine Koalition aus CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen wäre spätestens nach einem halben Jahr etwa so beliebt wie die Ampel. Aus Kapitalmarktsicht wäre das für Deutschland kein wirklicher Politikwechsel. So etwas brauchen die Märkte nicht.