Die Deutsche Bank verstärkt ihr Finanzmarkt-Geschäft in Grossbritannien und übernimmt den Londoner Börsenmakler Numis. Das Frankfurter Geldhaus bietet 410 Millionen Pfund (458,8 Millionen Franken) für Numis, wie beide Institute am Freitag mitteilten. Das ist der grösste Zukauf für die Deutsche Bank seit mehr als einem Jahrzehnt.
Mit 350 Pence je Aktie – einschliesslich zwei Zwischendividenden – liegt die Offerte um 72 Prozent über dem Numis-Schlusskurs vom Donnerstag. Der grösste Numis-Aktionär habe sich verpflichtet, das Angebot der Deutschen Bank anzunehmen. Nach Refinitiv-Daten hält der dänische Unternehmer Anders Holch Povlsen – bekannt als Eigentümer der Modefirma Bestseller – 22,8 Prozent der Anteile. Die Aktien von Numis lagen gegen Mittag rund 67 Prozent im Plus. Deutsche Bank notierten kaum verändert. Der Zukauf sei eine Überraschung, die viel Erklärung brauche, kommentierten die Analysten von JP Morgan.
Numis hat knapp 350 Mitarbeitende
«Der Zusammenschluss ermöglicht es uns, grössere Ertragschancen innerhalb unserer gemeinsamen Kundenbasis zu nutzen und unser Engagement bei britischen Unternehmen zu vertiefen», sagte Fabrizio Campelli, Leiter der Unternehmensbank und der Investmentbank der Deutschen Bank. Das Londoner Investmenthaus ist stark bei britischen Kunden vernetzt und betreut nach Angaben der Deutschen Bank fast 20 Prozent der Unternehmen aus dem FTSE-350-Index. Der Investmentbanking-Markt in Grossbritannien ist der mit Abstand grösste in Europa.
Numis hat 344 Angestellte und ist unter anderem als Broker tätig, bietet des weiteren Beratung bei Firmenzukäufen an und Aktienanalysen. Im Ende September 2022 beendeten Geschäftsjahr erzielte die Firma eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von 144,2 Millionen Pfund und ein Vorsteuerergebnis von 20,9 Millionen Pfund. Im Ende März beendeten Halbjahr hat Numis voraussichtlich einen Umsatz von in etwa 64 Millionen Pfund geschafft.
Wichtiger Deal für britischen Finanzplatz
Der Schritt der deutschen Grossbank ist ein Gewinn für die Londoner City, nachdem durch den Brexit einige Vermögenswerte und Arbeitsplätze in konkurrierende Finanzzentren in der Europäischen Union abgewandert sind – etwa nach Paris.
Miles Celic, Geschäftsführer von TheCityUK, einer Lobbyorganisation für Finanz-, Rechts- und Dienstleistungsunternehmen, sagte: «Grossbritannien ist weiterhin eines der führenden Finanzzentren der Welt. Und Geschäfte wie dieses sind ein starkes Vertrauensvotum für seine Zukunft».
(reuters/bloomberg/mth)