Das Ausland verfolgt das Geschehen in der Schweiz mit Argusaugen, vor allem die Amerikaner und die Briten. Die Schweiz hatte in den letzten Tagen einen direkten Draht nach Washington und London, wie Finanzministerin Karin Keller-Sutter, die gemäss eigenen Aussagen selber ein CS-Konto besitzt, an der Medienkonferenz vom Sonntagabend sagte.
Aus den USA gibt es denn auch positive Worte zur Fusion von UBS und CS. Notenbankchef Jerome Powell und Finanzministerin Janet Yellen begrüssen den Schritt. «Wir begrüssen die heutigen Ankündigungen der Schweizer Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität», hiess es in einem Communiqué des Finanzministeriums vom Sonntagabend. Man stehe zudem in engem Kontakt mit den internationalen Partnern, um deren Umsetzung zu unterstützen.
Gleichzeitig äusserten sich Powell und Yellen zu den eigenen Banken: «Die Kapital- und Liquiditätspositionen des US-Bankensystems sind stark, und das US-Finanzsystem ist widerstandsfähig.»
«Trauriger Tag»
Die EZB begrüsst die Massnahmen und Entscheide der Schweizer Behörden ebenfalls, wie sie am Sonntagabend verlauten liess. EZB-Präsidentin Christine Lagarde: «Ich begrüsse das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden. Sie sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität.»
Die erzwungene Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist ein unfassbares Desaster. Der Kommentar von Chefredaktor Markus Diem Meier.
Die Probleme bei der CS haben sich über die Jahre aufgebaut, sagte Präsident Axel Lehmann am Sonntagabend. Die vergangenen Tage hätten nun das Fass zum Überlaufen gebracht und der Bank das Genick gebrochen. «Wir sind eingeholt worden von Altlasten und von Risiken, die sich nun materialisiert haben», so der Verwaltungsratspräsident der einst stolzen Credit Suisse. «Es ist ein trauriger und historischer Tag.»
Die CS sei seit 2021 mit dem Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und der Liquidierung der Greensill-Fonds nicht mehr aus den Schlagzeilen gekommen, sagte Lehmann. Viele Kundinnen und Kunden seien lange sehr loyal gewesen.
Hintertür für UBS?
Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wird nach Aussage der Chefin der Finanzmarktaufsicht (Finma) nicht an wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen scheitern. Man habe die Kompetenz, zur Stabilisierung der Finanzmärkte das Wettbewerbsrecht zu «überschreiben», sagte Marlene Amstad am Sonntagabend an einer Medienkonferenz in Bern.
Gefragt, ob die UBS eine Möglichkeit habe, sich aus dem Deal zurückzuziehen, hob UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher hervor, sein Unternehmen habe die feste Absicht, aus der Übernahme einen Erfolg zu machen.
Es war Sommer 2012. Der eben zum VR-Präsident der Bank gekürte Urs Rohner hatte einen Plan: Der ehrgeizige Jurist wollte Bankenchef Brady Dougan in die Wüste schicken und die Bank, deren DNA vom angelsächsischen Investmentbanking geprägt ist, auf Vermögensverwaltung trimmen.
Doch Rohner stiess auf Widerstand, bei Dougan, der um seinen Job fürchtete, bei mächtigen Verwaltungsräten und beim Grossinvestor aus Katar, die allesamt auf die hohen Renditen aus dem Investmentbanking setzten.
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Der Präsident der Finanzdirektorenkonferenz, der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP), hat das Ergebnis der Verhandlungen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS und die Massnahmen des Bundes begrüsst. Sie seien im Sinne der Stabilität der Finanzmärkte und des Wirtschaftsstandorts Schweiz, heisst es in seiner schriftlichen Stellungnahme vom Sonntagabend. Die Auswirkungen der Übernahme für die öffentlichen Haushalte und den Arbeitsmarkt müssten jetzt analysiert werden.
Job-Kahlschlag nach der Fusion?
Wie und in welchen Ausmass der Zusammenschluss zwischen den beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS zum Abbau von Arbeitsplätzen führen wird, steht noch in den Sternen. Für UBS-Präsident Colm Kelleher ist es noch zu früh, um zu sagen, ob es Stellenkürzungen geben wird. Beide Banken beschäftigen in der Schweiz je mehr als 16'000 Mitarbeitende.
Die Credit Suisse jedenfalls versucht, Befürchtungen zu besänftigen: «Die UBS hat sich zuversichtlich geäussert, dass die Mitarbeitenden der Credit Suisse weiterbeschäftigt werden», erklärte die Bank in einem Communiqué.
Auf der anderen Seite steht die Aussage der UBS, dass der Zusammenschluss bis 2027 zu jährlichen Kosteneinsparungen von über 8 Milliarden US-Dollar führen soll.
(sda/ise)