Im neuen Organigramm war für ihn kein Platz mehr und nun beerdigt die UBS mit dem Vergleich im US-Hypothekenstreit sein Erbe: Markus Diethelm, der frühere Chefjurist der UBS und zuletzt der Credit Suisse.
Die UBS hat am Montagabend in einen Vergleich mit den US-Behörden eingewilligt, im Streit um mit Immobilienkrediten besicherte Wertpapiere (so genannte RMBS) die Summe von 1,43 Milliarden Dollar zu zahlen, um das Zivilverfahren beizulegen. Die US-Behörden hatten der UBS vorgeworfen, beim Verkauf dieser Wertpapiere in den Jahren 2006 bis 2007 die Käufer mit irreführenden Angaben getäuscht zu haben.
Als Diethelm noch bei der UBS wirkte, wollte er den Streit vor Gericht ausfechten. Dazu hatte er sogar in den USA so genannte «mock trials» organisieren lassen, also Nachahmer-Prozesse mit echten Richtern und einer Auswahl an Geschworenen, um zu prüfen, wie gross die Siegeschancen vor einem echten US-Geschworenengericht wären.
Neue Chefjuristin, neue Strategie
Im Oktober 2021 ersetzte dann überraschend Barbara Levy Diethelm bei der UBS als Group General Counsel. Levy war zuvor Chefjuristin des Rohstoffriesen Rio Tinto. Diethelm blieb noch bis Anfang 2022 als Berater bei der UBS, im Frühling desselben Jahres heuerte er dann bei der Credit Suisse an, um mitzuhelfen, die Skandalserie abzuarbeiten. Nach der Übernahme der CS durch die UBS sortierte UBS-Chef Ermotti seinen langjährigen Kollegen in der Geschäftsleitung allerdings aus.
Die Strategiewende im RMBS-Streit hatte sich dann bei der UBS bereits Anfang Jahr angekündigt. Im ersten Quartal hatte die UBS eine neue Rückstellung für den RMBS-Streit von 665 Millionen Dollar gebucht – ein klares Zeichen dafür, dass ein aussergerichtlicher Vergleich angestrebt wird. Der Vergleich wird daher das Ergebnis des zweiten Quartals, das am 31. August publiziert werden soll, nicht weiter belasten, da die Vergleichskosten aus den bestehenden Rückstellungen gedeckt werden können, wie die UBS mitteilte.
Zeitdruck, eine Einigung anzustreben, gab es keine: Denn in dem Hypotheken-Streitfall hätte sich die Einigungszahlung nicht durch Aufschub-Zinsen verteuert. Nach der von der Finma durchgedrückten Abschreibung der AT1-Anleihen der Credit Suisse schwimmt die UBS allerdings derzeit im Geld. Daher kann sie die 1,4 Milliarden Dollar Vergleichszahlung locker verschmerzen. Daher hat das Thema auch an der Börse keine Wellen geschlagen, die Aktie reagierte Dienstag kaum.
Im Vergleich der Grossbanken kommt die UBS in dem Fall noch mit einem blauen Auge davon: Die Credit Suisse hatte in dem Fall über 5 Milliarden Dollar berappen müssen. Am meisten mussten die grossen US-Banken zahlen, Platzhirsch JP Morgan zum Beispiel blätterte 13 Milliarden Dollar hin, um den Hypothekenstreit aus der Welt zu schaffen.