In einem Krisenszenario der Federal Reserve, das unter anderem eine herbe Rezession vorsieht, kamen 31 getestete Institute im Schnitt immer noch auf eine Kapitalquote (CET 1) von 9,9 Prozent, wie die US-Notenbank am Mittwochabend nach US-Börsenschluss mitteilte. Die geforderte Mindestkapitalquote lag bei 4,5 Prozent. Die Ergebnisse des jährlichen Belastungschecks bestimmen unter anderem, in welchem Umfang die Institute Aktienrückkäufe anschieben und Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten können.
«Der diesjährige Stresstest zeigt, dass die grossen Banken über ausreichend Kapital verfügen, um einem sehr stressigen Szenario standzuhalten und ihre Mindestkapitalquoten zu erfüllen», sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Fed-Vizechef Michael Barr. Zwar sei der Belastungscheck in puncto Härte ähnlich gestaltet gewesen wie der Test im vergangenen Jahr. Er habe aber zu höheren hypothetischen Verlusten geführt, da die Bankbilanzen inzwischen risikobehafteter und die Kosten gestiegen seien. Ziel des Belastungschecks sei es, sicherzustellen, dass Banken über genügend Kapital verfügen, um Verluste in einem sehr stressigen Szenario aufzufangen. «Dieser Test zeigt, dass sie das tun», so Barr.
Die höchste Quote im Krisenszenario erreichte der Finanzkonzern Charles Schwab mit 25,2 Prozent. Die grössten global tätigen US-Banken wiesen alle Kapitalquoten auf, die deutlich über den Mindestanforderungen lagen. JPMorgan kam auf 12,5 Prozent, Wells Fargo auf 8,1 Prozent. Die Bank of America wies eine Kapitalquote von 9,1 auf, die Citigroup von 9,7 Prozent. Die Investmentbank Goldman Sachs erreichte 8,5 Prozent. Die US-Tochter der Deutschen Bank, die in der Vergangenheit schon mehrmals durchgefallen war, kam im Negativszenario auf eine Kapitalquote von 14,5 Prozent. Auch die UBS hatte mit ihrem US-Ableger bei der Belastungsprobe anhand simulierter Krisenszenarien keine Probleme.
Kreditkarten in der Krise eine der Verlustquellen
Die getesteten Banken würden laut Fed in dem hypothetischen schweren Negativszenario insgesamt 685 Milliarden Dollar an Verlusten erleiden. Die Bankenwächter hoben Kreditkarten als eine der Verlustquellen hervor. Auf sie entfielen mehr als ein Viertel der hypothetischen Verluste. Die Aufseher stellten ausserdem fest, dass sich die Firmenkredit-Bestände der Banken in Richtung risikoreicherer Darlehen verschoben hätten. Der Anteil von besonders riskanten Unternehmenskrediten habe bei den Instituten zugenommen.
Im Durchschnitt sanken die Kapitalquoten der Institute in dem Krisenszenario um 2,8 Prozentpunkte - das ist der stärkste Rückgang seit 2018. Bei einigen kleineren regionalen Geldhäusern bewegten sich die Kapitalquoten in Richtung der Mindestanforderungen. Die Banken BMO und Citizens Financial kamen lediglich auf Quoten von unter sieben Prozent.
Die Ausgestaltung des Krisenszenarios im diesjährigen Belastungscheck stimmte weitgehend mit dem des Tests im Jahr 2023 überein. Es sah unter anderem einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 6,3 Prozentpunkte auf zehn Prozent vor. 2023 waren es 6,4 Prozentpunkte gewesen. Zu dem Krisenszenario gehörte auch ein Einbruch der Preise für Gewerbeimmobilien um 40 Prozent. Der Sektor stand zuletzt angesichts der hohen Zinsen, die Kreditnehmer belasten, und der anhaltenden Büroleerstände besonders im Fokus. (reuters/hzb/ps)