Als neuer Leiter des Bereichs Finanzmarkt & Regulierung bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (HZ Banking berichtete) wird Jan Weissbrodt künftig eine Schlüsselrolle in der Weiterentwicklung der Schweizer Bankenlandschaft spielen. Doch wer ist der Mann hinter dieser Position? 

Herr Weissbrodt, was reizt Sie an Ihrer neuen Position besonders?

Es sind bewegte Zeiten für die Banken in der Schweiz. Solche Veränderungen mitzuprägen, reizt mich persönlich sehr. Ich gestalte gern in dynamischen Umfeldern, für die Verwaltung eines Status quo wäre ich wohl der Falsche. Gleichzeitig geht es um viel. Diese Verantwortung übernehme ich mit Freude, aber auch mit Demut.

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Zur Person

Bevor Jan Weissbrodt 2021 als Leiter Tax zur SBVg kam, sammelte er Praxiserfahrung in der Finanzabteilung bei Sportradar, einem global tätigen Daten- und Informationsdienstleister in St. Gallen. Zuvor war er über vier Jahre bei KPMG in Zürich tätig, wo er unterschiedliche Bankengruppen national und international in steuerrechtlichen Angelegenheiten beraten hat. Seine Karriere startete Jan Weissbrodt als Steuerberater bei der Wedding & Partner Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH in Frankfurt am Main, bevor er 2010 zur Credit Suisse wechselte.

Jan Weissbrodt absolvierte zunächst ein Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Mannheim und später des Internationalen Steuerrechts an der Universität Zürich. Anschliessend promovierte er an der Universität Maastricht zum Dr. iur. Seit Ende 2024 leitet er den Bereich Finanzmarkt & Regulierung.

Wie würden Ihre Freunde Sie in drei Worten beschreiben?

Ich denke, sie würden mir wohl eine gewisse Gradlinigkeit testieren. Das kann dann mal Zielstrebigkeit bedeuten, mal aber auch Sturheit. Und vielleicht würden sie mir auch eine gesunde Portion Authentizität zubilligen, dass also das Gesagte auch gelebt wird. So wissen sie zwar meist, woran sie sind, aber einen Seelsorger haben sie so mit mir eher nicht. Ob diese Eigenschaften also positiv oder negativ sind, hängt wohl von der Situation ab.

Was war der beste Rat, den Sie in Ihrer Karriere erhalten haben?

Ich hatte das Glück, über die Zeit für mehrere Chefs arbeiten zu dürfen, von denen ich viel lernen konnte. Wenn ich einen Rat auswählen muss, dann vielleicht diesen: Die Verantwortlichen, für die du arbeitest, kaufen im Kern die Überzeugung, dass du für ihre Interessen das Beste willst und tust. Dieser Einsatz muss ihnen nicht immer gefallen, er kann mitunter recht unbequem sein. Deshalb: Bis zur Entscheidung wird beraten, nötigenfalls auch vehement, nach der Entscheidung wird aber stets geliefert wie bestellt.

Welche Fähigkeiten oder Talente möchten Sie noch entwickeln?

Sicher täte mir etwas mehr Leichtigkeit hier und da ganz gut, das erledigt hoffentlich das Alter für mich. Aber eigentlich strebe ich eher nach einem möglichst runden Profil, in dem neben der Arbeit und der Familie die Freunde und letztlich auch man selbst – sozusagen als «Stakeholder» – nicht zu kurz kommt. Idealerweise erweitert man das im Laufe der Zeit dann noch gleichmässig in alle Richtungen, das scheint mir die wahre Kunst des Lebens zu sein.

Wie halten Sie sich in stressigen Zeiten motiviert?

Nun, zunächst motiviert mich positiver Stress selbst, wenn also viel gut läuft. Läuft hingegen viel falsch, kann das auf Dauer zehren. Aber entweder kann ich das dann beeinflussen und somit ändern, oder ich kann es nicht beeinflussen und somit ausblenden. Damit bleibt im Grunde nicht viel Raum für negativen Stress – eigentlich nur noch den durch eigene Fehler. Und die kann man kritisch reflektieren und konsequent bereinigen, um sie wenigstens nicht zu wiederholen. Ich habe das Privileg, in einer Umgebung zu arbeiten, die genau diese Haltung unterstützt und wertschätzt. Das motiviert mich ebenfalls wieder. 

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.