Die Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatz bis zum Jahresende in zwei Schritten im September und im Dezember um jeweils einen Viertelprozentpunkt auf dann 3,25 Prozent nach unten setzen werden, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung unter Ökonomen hervorgeht. Dies erwarten 69 von 85 Ökonomen - das sind 81 Prozent. In der vorangegangenen Erhebung im Juni waren 79 Prozent dieser Auffassung gewesen. Reuters befragte diesmal Ökonomen zwischen dem 4. und 11. Juli.
Alle 85 Volkswirte, die an der Umfrage teilnahmen, gehen davon aus, dass die Euro-Wächter auf ihrer nächsten Zinssitzung am Donnerstag kommender Woche in Frankfurt an den Zinsen nicht rütteln werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Anfang Juni die Kurswende vollzogen und erstmals seit September 2019 die Zinsschraube gelockert. Der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent gesenkt. In der Umfrage sollten Volkswirte auch beantworten, ob sich ihre Prognose für das Niveau des Einlagensatzes zum Jahresende 2024 eher als zu hoch oder eher als zu niedrig herausstellen könnte. 21 von 33 Ökonomen, die darauf antworteten, gaben an, sie hielten es eher für wahrscheinlich, dass der Satz dann höher liegen werde. Zwölf hielten eher einen niedrigeren Satz für wahrscheinlich.
Zuletzt hatten eine ganze Reihe von Währungshütern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, signalisiert, dass sie erst einmal keine Eile haben, die Zinsen weiter herabzusetzen. Sorgen bereitet ihnen unter anderem, dass die Inflation im Dienstleistungssektor zuletzt auf hohem Niveau verharrte. Dazu kommt ein starkes Lohnwachstum in der 20-Länder-Gemeinschaft - einer der zentralen Inflationstreiber in den vergangenen Monaten. Die Inflation im Euroraum ist im Juni auf 2,5 Prozent gesunken von 2,6 Prozent im Mai. Das Ziel der EZB von 2,0 Prozent ist daher nicht mehr weit entfernt. Doch Dienstleistungen verteuerten sich im Juni wie im Mai um 4,1 Prozent. (reuters/hzb/ps)