Ivan Durdevic, geopolitische Verwerfungen, Wahlen in den USA: Was sind die Herausforderungen für institutionelle Anlegerinnen und Anleger?
Die Frage ist natürlich, in welchen Markt man gehen möchte. Zunächst stellt sich die grundsätzliche Frage nach dem gewünschten Risikoprofil. Entscheidend dabei ist eine breite Diversifikation nahe an der Benchmark. Es gibt auch aktive ETFs, die dafür sehr gut geeignet sind. Wir bleiben beispielsweise bei unseren Research-Enhanced-Index-ETFs regional und sektoral neutral und eben auch stilneutral. Wir fokussieren auf das Managen des jeweiligen Marktes.
Die grüne Transition der Wirtschaft: Da gibt es die EU-Taxonomie nach Artikel 8 und nach Artikel 9.
Wir bieten Artikel-6-ETFs an, aber auch ETFs nach Artikel 8 und Artikel 9 als Framework auf unserer ETF-Plattform. Beispielsweise können wir bei unseren Research-Enhanced-Index-ETFs nach Artikel 8 aus der Vogelperspektive die Index-Charakteristika darstellen, und gleichzeitig spannen wir einen robusten ESG-Rahmen drumherum. ESG steht bei uns auf drei Säulen: Diese bestehen erstens aus den Basisausschlüssen, zweitens aus der ESG-Integration, und die dritte Säule wäre das ganze Thema Engagement. Hierbei soll eine konstante Überschussrendite erzielt werden.
Wie hoch ist diese?
Da sprechen wir von 60 bis 75 Basispunkten gegenüber der traditionellen Benchmark, die wir uns als Ziel vornehmen. Wichtig: Das ist wirklich Artikel 8 und somit der Einstieg in Nachhaltigkeit. Ergänzend haben wir Artikel-9-Varianten aufgelegt, welche die Kriterien des Pariser Klimaschutzabkommens sowie soziale und ökologische Kriterien mitberücksichtigen.
Bis zu 75 Basispunkte mit Artikel-8-Anlagen?
Ja. Wir haben den gleichen Investmentprozess mit einer Artikel-9-Serie. Hier berücksichtigen wir die Kriterien des Pariser Klimaschutzabkommens (Paris-aligned Benchmark) und gleichzeitig auch noch die des Socially Responsible Investment (SRI) – also sehr strikte Ausschlusskriterien.
Ist das Interesse der institutionellen Anleger da?
Absolut. Wir hatten Anfang letzten Jahres 10 Milliarden Dollar auf unserer ETF-Plattform. Und wir haben bis Ende Jahr für knapp 20 Milliarden abgeschlossen. Wir hatten ein sehr starkes Wachstum. Allen voran in Produkten mit Artikel 8 und auch Artikel 9.
Das ist eine Verdoppelung. Worauf führen Sie das zurück?
Ich würde das auf eine wirklich gute Produktqualität zurückführen, die wir hier den Anlegenden anbieten. JP Morgan Asset Management hat 2018 in EMEA mit den ersten ETFs angefangen. Wir haben unser Marktvolumen von 0 auf mittlerweile über 20 Milliarden aufgebaut – und das innerhalb von knapp sechs Jahren. Die gesamte Plattform von ETFs bei JP Morgan Asset Management ist inzwischen bei über 150 Milliarden. Wir fokussieren beim Produktlaunch auf Lösungen für Anlegerinnen und Anleger, die Mehrwert liefern können. Wir überlegen uns grundsätzlich, was Anlegende möchten, welche Herausforderungen das mit sich bringt. So kommen Produktlösungen wie Research-Enhanced-Index-ETFs auf den Markt.
Was bekommen Anlegende dadurch von JP Morgan Asset Management?
Wir geben Anlegerinnen und Anlegern ein Produkt wie Research Enhanced Indexing, das sich anfühlt wie ein passiver Index, der trotzdem aber die aktive DNA von JP Morgan Asset Management trägt. Weil wir über fundamentales Research diese leichten Über- und Untergewichtungen im Portfolio fahren, ESG berücksichtigen können und zudem Bewertungsaspekte einbeziehen.
Und was sagen Ihre Track-Records?
Die Performance ist sehr attraktiv. Wenn wir uns globale Aktien anschauen und sie mit dem MSCI-World-Index vergleichen, liegt die Performance bei einer Überschussrendite von über 1 Prozent pro Jahr netto nach Abzug der Kosten. Kurz: Wir verschmelzen das Beste aus beiden Welten und können einen aktiv gemanagten ETF darstellen, der sich anfühlt wie passiv – und ausserdem ein exzellentes Ergebnis erzielt.
Institutionelle Anlegerinnen und Anleger könnten sich doch auch einen ETF selber bauen.
Das wird schwerfallen. Nehmen wir zum Beispiel globale Aktien: Ein solcher Index hat rund 1600 Titel. Um das nachzubilden, brauchen Sie schon einiges an Geld, damit Sie wirklich eine gute Streuung hinbekommen, die dann wiederum effizient ist.
Es scheitert in Ihren Augen an der Streuung?
Nicht nur. Ausserdem dürfen Sie die Handelskosten nicht vergessen. Wenn Sie einen ETF kaufen, haben Sie alles mit einem Trade erledigt. Ausserdem müssen Sie sich nicht um Corporate Action, Dividendenzahlungen und Wiederanlage und so weiter kümmern. Das sind generelle Vorteile von ETF und eigentlich aller Publikumsfonds.
Hat JP Morgan Asset Management ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber seinen Mitbewerbern?
Ich habe es vorhin schon angetönt: Wir unterscheiden uns ganz klar, da wir den Fokus auf aktive ETFs legen. So können wir die gesamte Power von diesen ETFs überhaupt erst freisetzen. Bei JP Morgan Asset Management arbeiten viele Subeinheiten verzahnt ineinander und bündeln so ihr Know-how.
Der Markt mit dem ETF-Angebot wächst. Wie schätzen Sie die Chancen für die kommenden Monate ein?
Aktive ETF gewinnen an Bedeutung. Letztes Jahr lag der Anteil aktiver ETFs am verwalteten ETF-Vermögen global bei 5 Prozent, mit einem starken Wachstum, welches bei 20 Prozent der Nettomittelzuflüsse lag. Ich bin sehr zuversichtlich, das wird noch weiter wachsen.
Ivan Durdevic ist Head of ETF Distribution für den Dach-Raum bei JP Morgan Asset Management.