Die Bank Vontobel übernimmt das Kundenbuch der IHAG Privatbank, wie sie am Donnerstagabend mitgeteilt hat. Die IHAG gab ihrerseits bekannt, dass sie nach Vollzug der Transaktion und anschliessender Lizenzrückgabe ihre Geschäftstätigkeit mittelfristig einstellen wird. Die Privatbank verwaltet den Angaben zufolge über 3 Milliarden Franken an Kundengeldern.
Die Transaktion werde voraussichtlich vom ersten Tag an einen positiven Einfluss auf den Reingewinn der Vontobel-Gruppe haben, hiess es weiter. Sie wird aus dem bestehenden Kapital von Vontobel finanziert. Der Abschluss wird spätestens im ersten Halbjahr 2025 erwartet, vorbehaltlich der üblichen Bedingungen.
IHAG-CEO tritt ab
Zum Entscheid, das Geschäft einzustellen, habe das anhaltend schwierige Marktumfeld für kleine Privatbanken geführt, welches zu einer nicht wunschgemässen Entwicklung des Geschäftsgangs beigetragen habe, so die IHAG.
Im Zuge der Transaktion kommt es bei IHAG zu Veränderungen in der Führung. CEO Martin Keller hat sich entschieden, die Bank zu verlassen. Den Transaktionsprozess wird der bisherige Verwaltungsrat Sascha Hostettler als neuer CEO leiten. Hostettler verfügt laut Mitteilung über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Bankensektor und als Unternehmensberater.
Sozialplan wird erstellt
Für diejenigen Mitarbeitenden, welche nicht zu Vontobel wechseln können, wird ein Sozialplan erstellt. Es ist ein Konsultationsverfahren geplant. Der Transaktionsprozess soll bis Anfang 2025 weitgehend abgeschlossen sein.
Signa-Debakel und Probleme mit US-Behörden
Die Übernahme des IHAG-Kundenbuchs durch Vontobel markiert das Ende einer turbulenten Zeit für die Zürcher Privatbank, die in den letzten Jahren mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert war. Die zusammengebrochene österreichische Immobiliengruppe Signa etwa schuldet laut einer Anfang 2024 veröffentlichten Gläubigerliste auch der Zürcher Privatbank einen beträchtlichen Betrag. Gemäss dieser Liste belaufen sich die Schulden auf konkret 30 Millionen Euro.
Ausserdem geriet die Bank immer wieder im Zusammenhang mit dem US-Steuerstreit in die Schlagzeilen. Im Frühling 2023 etwa bekannte sich ein leitender Angestellter der IHAG Holding gegenüber den US-Behörden der Beihilfe zur Steuerhinterziehung für schuldig. Er soll US-Kunden dabei unterstützt haben, ihre Konten vor der US-Steuerverwaltung (IRS) zu verstecken. Insgesamt sollen Vermögen über 60 Millionen US-Dollar von reichen US-Kunden vor dem IRS in undeklarierten Konten versteckt worden sein, hiess es damals.
Die Privatbank IHAG selbst hatte sich im November 2015 im Steuerstreit mit dem US-Justizministerium (DoJ) geeinigt. Sie hatte dafür eine Busse von 7,45 Millionen Dollar bezahlt. (awp/hzb/pg)