«Wir werden die Zinsen nicht erhöhen, wenn die Finanzmärkte instabil sind», sagte der Vize-Chef der Bank of Japan (BoJ), Shinichi Uchida, am Mittwoch in der nordjapanischen Stadt Hakodate. Angesichts der hohen Schwankungsanfälligkeit auf den in- und ausländischen Finanzmärkten sei es notwendig, das derzeitige Niveau der geldpolitischen Lockerung vorerst beizubehalten. Die jüngsten Marktturbulenzen bedeuteten, dass es nun Faktoren gebe, die eine grössere Vorsicht bei Zinserhöhungen erforderten: «Es handelt sich eindeutig um ein Abwärtsrisiko für die Wirtschaft.» Es sei unklar, wie lange es dauern werde, die Auswirkungen der Marktbewegungen auf die Wirtschaft und die Inflation abzuschätzen.

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Zum Wochenstart hatte der Tokioter Leitindex Nikkei mit 12,4 Prozent den grössten Tagesverlust seit dem Schwarzen Montag 1987 eingefahren. Anleger fürchteten, dass die hohen Zinsen zu einer Rezession in den USA führen könnten. Japan, dessen Volkswirtschaft exportlastig ist, würde dies besonders treffen. An den asiatischen Börsen hat sich inzwischen die Aufregung nach den panikartigen Verkäufen etwas gelegt - die grossen Aktienindizes stabilisierten sich.

Zinserhöhung bis Jahresende «nicht vom Tisch»

Die Währungshüter hatten Ende Juli für viele Experten unerwartet den Leitzins von 0,0 bis 0,1 Prozent auf 0,25 Prozent angehoben und eine weitere Straffung signalisiert, falls sich die Wirtschaft und die Inflation gemäss den Projektionen entwickeln sollten. Notenbankchef Kazuo Ueda betonte damals, dass die Zentralbank die Marke von 0,5 Prozent bei Zinserhöhungen nicht als entscheidende Barriere ansehe.

Uchidas Äusserungen zeigen nach Ansicht von Analysten, dass die Marktturbulenzen die Pläne der Führungsetage der Zentralbank fürs Erste durchkreuzten: «Ihr Kurs, die Zinsen weiter anzuheben, ist durch den Crash am heimischen Aktienmarkt zunichte gemacht worden», meint Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei Broker CMC Markets. Die BoJ werde aber weiter an der Zinsschraube drehen müssen, um dem steigenden Preisniveau im Land gerecht zu werden: «Eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende ist in Japan nicht vom Tisch, auch wenn die Notenbank kurzfristig darauf bedacht ist, die blank liegenden Nerven zu beruhigen.» (Reuters/hzb/pg)

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