Die Ära Paul Arni, ehemals CEO der Liechtensteinischen VP Bank, hat Scherben hinterlassen. Nachdem Arni im Mai überraschend per sofort gegangen war, übernahm Urs Monstein vorerst. Das Omen, das damals die Bank überschattete, hat sich diesen Dienstagmorgen bei der Verkündung der Halbjahresergebnisse nun bewahrheitet.
Entsprechend trat das aktuelle Führungstrio, bestehend aus Urs Monstein, CEO ad interim, Roger Barmettler, CFO, und Stephan Zimmermann, Verwaltungsratspräsident, mit einer angebrachten Prise Ernst vor die Medien. Sie mussten Unschönes verkünden. Rund 100 Stellen muss die Bank abbauen – bei aktuell rund 1000 Mitarbeitern also gut 10 Prozent. Da ist das Betonen von natürlicher Fluktuation nur ein schwacher Hoffnungsschimmer. Zudem liegt der Halbjahresgewinn mit 11,5 Millionen Schweizer Franken ganze 54,8 Prozent hinter dem Vorjahresergebnis. Das Cost/Income Ratio beträgt horrende 91,5 Prozent. Und der Standort der Bank in Hongkong soll geschlossen werden.
Spätestens damit steht fest: Die Mitarbeitenden der Bank müssen nun für die Managementfehler der letzten Jahre bezahlen. Entsprechend kommuniziert die Bank bereits im Titel ihrer Medienmitteilung, dass sie «substanzielle Effizienzmassnahmen» umsetze. Konkret bedeute das, wie es an der Pressekonferenz hiess, dass Produkte und Dienstleistungen, die nicht erfolgreich am Markt positioniert werden konnten, eingestellt werden.
Damit ist vor allem «Orbit» gemeint, eine digitale Plattform für Privatmarktanlagen, die unter der Führung Paul Arnis 2021 lanciert wurde. «Orbit» ist, wie Monstein auf Nachfrage der «Handelszeitung» bei der Medienkonferenz kurz und knapp bestätigte, nun endgültig begraben.
Zukünftige CEO-Besetzung noch offen
Um wieder mehr Stabilität in die Bank zu bringen, will die Führung, wie es in der Medienmitteilung heisst, ihre «Wachstumsinitiativen konsequent auf die Kernmärkte» ausrichten. Dabei soll das Intermediärgeschäft, laut Verwaltungsratspräsident Stephan Zimmermann «von Anfang an eine Kernkompetenz» der VP Bank, zukünftig wieder mehr im Fokus stehen. Zugleich aber will sie die nordischen Länder sowie Deutschland besser erschliessen – ohne jedoch physische Standorte zu eröffnen. Ein schweres Vorhaben, zumal gerade erst zum Jahresbeginn mit der LGT und der LLB die beiden anderen grossen Banken Liechtensteins ihre Präsenz durch neue Standorte und Mitarbeiter in Deutschland ausbauten.
Urs Monstein muss die Bank also durch eine in jeglicher Hinsicht schwere Zeit führen und das unter dem Aspekt, dass er lediglich ad interim seine Position innehat. Die grosse Frage, wer Arni als offizieller CEO beerben wird und wann das der Fall sein wird, liess das Trio bei der Medienkonferenz offen. Ein Umstand, der ebenfalls zu mehr Unsicherheit als Stabilität beitragen dürfte.