«Basel 3 Endgame» ist kein neues Computerspiel, sondern der Begriff für die geplanten Regeln, welche die letzte Phase der Umsetzung der nach der Finanzkrise von 2008 geschaffenen Vorschriften in den USA markieren. Die Banken müssen mehr Kapital zurücklegen, was die Bereitstellung von Finanzmitteln verteuert. Die im Juli vorgeschlagenen Regeln werden die «Art und Weise, wie Banken in der grössten Volkswirtschaft der Welt mit Risiken umgehen, grundlegend verändern», schreibt EY in einem Bericht.

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Höhere Kapitalanforderungen

JPMorgan Chase & Co. schätzt, dass der Plan eine Kapitalerhöhung um 25 % nach sich ziehen würde, was sich laut COO Daniel Pinto «mit Sicherheit» auf die Fähigkeit auswirken würde, Mittel für grüne Projekte bereitzustellen. Goldman Sachs-CEO David Solomon sagt, dass sich die Kapitalanforderungen der Bank für bestimmte Projekte im Bereich der sauberen Energie vervierfachen würden.

Das Ergebnis sei, dass die Wall Street die bestehenden Strukturen der Klimafinanzierung überdenken müsste, so John Greenwood, Co-Leiter der strukturierten Finanzierungen in Amerika bei Goldman.

«In Anbetracht all der Dinge, mit denen Geschäftsbanken im Zusammenhang mit Basel konfrontiert sind, sehen die Finanzstrukturen bestehender Klimageschäfte allmählich ein wenig antiquiert» aus, sagte Greenwood in einem Interview. Das gelte insbesondere für Blended Finance, ein Modell der Klimafinanzierung, bei dem der öffentliche Sektor das Risiko verringert, um privates Kapital anzulocken.

Institutionelle Investoren einbinden

Die acht grössten US-Banken haben derzeit Kapitalanforderungen zwischen 9 und 13 Dollar pro 100 Dollar an risikogewichteten Aktiva. Nach den neuen Regeln müssten sie etwa 2 Dollar mehr aufbringen. «Mit dem zusätzlichen Kapital, das zur Finanzierung des grünen Wandels benötigt wird, werden die Banken versuchen, mit anderen Bereichen des privaten Finanzwesens zusammenzuarbeiten, die vielleicht nicht den gleichen Vorschriften unterliegen», so Greenwood. «Was wir jetzt in Bezug auf neue Investitionen in Energie und Infrastruktur sehen, ist die Frage, wie wir institutionelle Investoren einbinden und unterstützen können, angesichts der Beschränkungen, denen Geschäftsbanken durch Basel unterliegen.»

Dies ist der jüngste Realitätscheck einer Finanzbranche, die einen Grossteil des COP28-Klimagipfels in Dubai damit verbracht hat, die Welt daran zu erinnern, dass sie sich nur dann an der grünen Transformation beteiligen wird, wenn die Renditen attraktiv sind. «Man muss einen Gewinn erzielen», sagte der Hedgefonds-Milliardär Ray Dalio auf der COP28. Und privates Kapital kann sich nicht engagieren, wenn es keine «kommerzielle Rendite» gibt, sagte die Prudential-Vorsitzende Shriti Vadera in Dubai.

Verlagerung von Finanzmitteln ins Schattenbankwesen

Laut Jeff Berman, Partner in New York und Leiter der US-Regulierungsgruppe für Finanzdienstleistungen bei der Anwaltskanzlei Clifford Chance, geht es an der Wall Street nun darum, «einen Kompromiss zwischen der Sicherheit und Solidität des Bankensystems und den Zielen der Klimapolitik zu finden».

Die klare Botschaft der Banker ist, dass es schwieriger sein wird, eine kommerzielle Rendite zu erzielen, wenn die Eigenkapitalanforderungen steigen. Das bedeutet, dass ein Grossteil der Finanzmittel von den Banken in den undurchsichtigeren Bereich des Schattenbankwesens verlagert wird, wo das Risikoniveau nicht so genau überwacht wird, so die Branche.

«Die politischen Entscheidungsträger sollten sich über die daraus resultierende Verlagerung weg von regulierten Unternehmen hin zu weniger regulierten und weniger transparenten Märkten und Institutionen Gedanken machen», sagte dazu Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, bei einer Anhörung im Senat Anfang des Monats. (Bloomberg/hzb/pg)