Versicherungen werden von den Bankern gerne etwas belächelt. Denn die Versicherer denken langfristig, gelten als vorsichtig und damit als langweilig, während Banker immer schon an den nächsten Deal denken. Und wesentlich mehr verdienen. 

Doch in die jüngsten Ereignisse geben Anlass zur These, dass Banken sich von den Versicherern lernen können: Vor allem mit Blick darauf, wie man einen Chefwechsel orchestriert.

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Beispiel Swiss Life: Beim grössten Lebensversicherers des Landes geriet die Ankündigung des Abgangs des langjährigen Chefs Patrick Frost schon fast zum non-event. Mitte Mai wird Finanzchef Matthias Aellig das CEO-Amt von Frost übernehmen. Aellig selbst arbeitet schon fast 14 Jahre im Konzern. Kein Drama, keine Überraschung. 

Ist ein Manager lange auf dem Chefposten, ist es der Job des Verwaltungsrates, potentielle interne Nachfolger aufzubauen, um einen bruchlosen Wechsel zu ermöglichen. Was im Fall der Swiss Life geglückt ist.

Bei zwei namhaften Banken dagegen rumpelte es: Vontobel und Postfinance. Als im Mai die Privatbank Vontobel den Abgang ihres CEO ankündigte, konnte die Bank noch keine Nachfolge-Lösung präsentieren. Dabei ist auch Staub schon seit über zwölf Jahren im Amt. Im Oktober erst präsentierte Vontobel eine Doppelspitze aus Privatbank-Chef Georg Schubiger und Investment-Chefin Christel Rendu de Lint - eine Lösung, die bis heute nicht alle überzeugt, den Autoren dieser Zeilen eingeschlossen. 

Grund dafür, dass bei Staubs Abschiedsankündigung die Nachfolge noch nicht gleich mit verkündet wurde, war offenbar eine Kommunikationspanne. Diese hatte in Staubs politischen Ambitionen ihre Wurzeln. Er kandidierte für die Partei «Die Mitte» für den Nationalrat und im Zuge dessen wurde Bank davon überrumpelt, dass die Partei schon im Sommer die Liste ihrer Parlamentskandidaten vorstellen wollte. Also musste die Bank Staubs Abschiedsankündigung vorziehen - und stand dann zunächst ohne eine Nachfolge-Lösung dar. 

Wer dagegen bei der Postfinance ab nächstem Frühjahr das Ruder von Langzeit-CEO Hansruedi Köng übernehmen wird, steht nach wie vor völlig in den Sternen. Dabei hatte Köng schon vor über acht Monaten angekündigt, Ende Februar 2024 gehen zu wollen. Und dem Verwaltungsrat scheint es in zwölf Jahren von Köngs Regentschaft nicht gelungen zu sein, interne Nachfolger aufzubauen. Das ist schlicht unverständlich, der Verwaltungsrat hat hier schlicht seinen Job nicht gemacht. 

In nicht allzu ferner Zeit steht in der Versicherungswirtschaft nun ein weiterer, wichtiger Wechsel an: Mario Greco von der Zurich-Versicherung. Er dürfte zwar trotz Erreichen des Pensionsalters im kommenden Juni weitermachen und mindestens noch den Strategiezyklus 2025 zu Ende bringen. Laut «Bilanz» gilt nun 2026 als mögliches Abschiedsdatum. Je länger Greco am Ruder bleibt, umso mehr Zeit bleibt dem Verwaltungsrat, eine überzeugende Nachfolge-Lösung vorzubereiten. Der Nachbar am Zürcher Mythenquai, die Swiss Life, zeigt, wie es geht.