Bloss nicht anecken, lieber Verständnis zeigen für die andere Seite als lauthals kritisieren. Die Schweizer Konsenskultur ist legendär. Man kann sie dem Land als Stärke auslegen, denn sie hat uns schon manch wüsten Streit erspart. Aber manchmal geht das Harmoniebedürfnis etwas gar weit.
Die Übernahme der CS durch die UBS etwa wird gemeinhin als beste aller Lösungen akzeptiert und Sergio Ermotti als Retter gefeiert. Unterdessen ist auch die Kritik der Polparteien verstummt. Tadel am Schweizer Krisenmanagement kommt fast nur noch aus dem Ausland. Etwa vom internationalen Finanzstabilitätsrat (FSB) oder von einem Topaufsichtsexperten der EU. Dieser sagte meinem Kollegen Holger Alich, dass man die CS hätte geordnet aufsplitten und sanieren sollen.

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Äusserst zahm zeigt sich diese Woche auch die Schweizerische Bankiervereinigung. Sie sollte eigentlich für die Interessen der Banken kämpfen. Aber als ihnen die Schweizerische Nationalbank SNB diese Woche die Verzinsung der Mindestreserven strich, nahm man das einfach so zur Kenntnis. Man will es sich mit der SNB nicht verscherzen.

Auf das Jahr hochgerechnet entgehen den Banken durch den SNB-Entscheid 300 Millionen. Natürlich ist das ein Pappenstiel im Vergleich zu den sonstigen Gewinnen, die die Geschäftsbanken auf ihren Sichteinlagen bei der SNB verdienen. Aber eine Reaktion oder eine leise Kritik hätte ich von der Bankenseite schon erwartet.

Es müssen ja nicht gleich alle Sturm laufen wie in Deutschland. Dort hagelte es sofort Kritik, als die EZB den Zins auf die Mindestreserveneinlagen strich – und erst recht, als die Erhöhung des Mindestreservesatzes thematisiert wurde.