Den Zahn der Zeit zu erkennen – das sollte ja nicht allzu kompliziert sein, wenn man(n) der Generation X angehört, erst knapp über fünfzig Jahre jung ist und schon mehr als zwanzig Jahre in der Finanzindustrie nicht nur mithält, sondern diese auch mitgeprägt hat. Wenn auch nur im Kleinen, aber immerhin ... Als Vater von drei Töchtern der Generation Z wiederum relativiert sich die eigene Wahrnehmung und Positionierung im selbstgefälligen Spiegelbild jedoch schnell. Vor zwei Jahren habe ich mit akribischer Leidenschaft den Zukunftstag für die Töchter vorbereitet und einen fundamentalen Einblick ins traditionelle Finanzwesen geben wollen. Flipcharts vorbereitet mit Erklärungen rund um die Fondsindustrie – «Was sind Aktien?» und «Wie funktionieren Investmentfonds?». Doch schon die erste Zwischenfrage erwischte zuerst mich auf dem falschen Fuss und führte unweigerlich zu einer ungeplanten, etwas längeren Pause. Danach gab es Znüni mit Gipfeli und heisser Schokolade im Aufenthaltsraum. Aber nicht für mich – ich verdaute noch immer die Zwischenfrage: «Habt ihr nichts mit digitalen Investments zu tun? Vielleicht wenigstens mit Crypto Currencies?» Damit hatte ich nicht gerechnet, und der «alte Ego» war mitten ins Herz getroffen.

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Über den Autor

Karsten-Dirk Steffens ist Country Head Switzerland bei Abrdn.

Da ist es wieder, dieses Gefühl, einen Bitcoin-Witz erzählt zu bekommen, bei dem es zehn Minuten dauert, bis ich ihn verstanden habe. Zwar stolpert man nicht mehr über Bits und Bytes. Ich habe gefühlt gerade erst meinem Vater den USB-Stick und dessen unerkannten Vorteile erklärt. Nun aber, beim Balanceakt inmitten des digitalen Zeitalters, beschleicht mich der subtile Verdacht, langsam, aber sicher nicht nur den Anschluss zu verlieren, sondern – noch schlimmer – den eigenen Zenit erreicht zu haben und zum alten Eisen zu gehören.

Blockchain und Distributed Ledger Technology (DLT) haben das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir alle untereinander und miteinander handeln. Meine beiden ältesten Töchter tun dies bereits, indem sie virtuelle Möbel, Puppen, Fabelwesen und etliche weitere Dinge im Rahmen eines Kinderspiels auf ihrem iPad mit anderen in ihrer Community rührig handeln, kaufen und verkaufen. Und dies mit beachtlichem Erfolg.

Ratlos stehe ich wieder daneben, bemüht, mein Verständnis dafür zu schärfen. Doch all das bleibt verborgen. Auch wenn nur digital: Ich stolpere, und das, obwohl ich viel dazu lese, versuche, mich darauf einzulassen und auch schon meine eigene Fomo («fear of missing out») hinter mir habe, indem ich einen Tag lang schweissgebadet die fantastische Spanne einer digitalen Währung geniessen konnte – eigentlich aber nur froh war, als meine mir vertrauten Schweizer Franken wieder auf dem vermeintlich sicheren Konto angekommen waren. Zumindest hat unsere damals Dreijährige Papis erleichterten Gesichtsausdruck einfach untokenisiert akzeptiert und nicht hinterfragt.

Am Abend dann tief versunken in ein echtes Buch aus Papier, nebenher läuft Roger Millers «When Two Worlds Collide», kommt endlich der Geistesblitz: Ich bin nicht alt geworden und nicht dabei, den Anschluss zu verpassen. Ich bin nur einer der älteren Einträge – oder andersherum einer der vordersten Nutzer – in unserer eigenen «Familien-Blockchain», mit unschätzbarem Wert, anonymisiertem Alter und voller Stolz, diesen Platz und diese Rolle einnehmen zu können und dort auch für immer registriert zu bleiben.