Das Engagement westlicher Banken in Russland sinkt auf ein Niveau, das zuletzt vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu beobachten war. Während Sanktionen das Geschäft einschränken verlieren westliche Banken an Boden gegenüber chinesischen Kreditgebern, die von einem starken Anstieg des auf Yuan lautenden Handels profitieren.
Banken aus Europa und den USA werden in diesem Jahr ein Engagement von weniger als 60 Milliarden Dollar in Russland haben, verglichen mit etwa 40 Milliarden Dollar Ende der 1980er Jahre, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG, die selbst Eigentümer der grössten Bank in ausländischem Besitz in Russland ist. Im Jahr 2021, bevor der Kreml den Einmarsch in die Ukraine anordnete, waren es noch 119 Milliarden Dollar.
China als alternatives Finanzzentrum
Der Wandel auf dem Bankenmarkt spiegelt die wachsende Kluft zwischen Russland und den westlichen Ländern infolge der Sanktionen und Handelsunterbrechungen wider, die eine Folge von Wladimir Putins Krieg sind. Sie zeigt auch den Erfolg Chinas, das sich als alternatives Finanzzentrum präsentiert und von Russlands Verlagerung auf asiatische Handelswege profitiert.
«Chinesische Banken werden wahrscheinlich mindestens eine ähnliche Rolle spielen wie westliche Banken vor dem Ukraine-Konflikt, nämlich als Stabilitätsanker und Vermittler des Aussenhandels», so die Analysten Ruslan Gadeev und Gunter Deuber in ihrem Bericht. «Westliche Banken werden bei weiter sinkenden Aussenhandelsvolumina noch selektiver vorgehen müssen.»
Yuan-Paare machten im Oktober etwa 50 % des Devisenhandels an der Moskauer Börse aus. Etwa ein Drittel des russischen Aussenhandels wurde im September in der chinesischen Währung abgewickelt, so die Analysten in dem Bericht. Die «Big Four» der chinesischen Kreditinstitute haben seit Ende 2021 eine Vervierfachung ihrer lokalen Aktiva zu verzeichnen, und die chinesischen Banken sind generell nur noch eine Haaresbreite davon entfernt, die Interbankensalden ihrer westlichen Pendants in China zu erreichen. (Bloomberg/hzb/pg)