Dank generativer KI rückt diese Vision in greifbare Nähe. Doch welche Chancen und Risiken birgt diese Technologie für Banken und Kundschaft? Dieser Beitrag beleuchtet die transformative Kraft der generativen KI im Bankwesen und ihre Auswirkungen auf die Branche.

Zur Person Daniel Kobler

Daniel Kobler, Leader Financial Services Industry Schweiz und Leader Strategy & Consulting Financial Services Industry DACH bei Accenture.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Stellen Sie sich einen «intelligenten Finanzberater» vor, der rund um die Uhr für Sie da ist. Dieser KI-gestützte Berater analysiert riesige Datenmengen – Transaktionshistorien, Ausgabeverhalten, finanzielle Ziele – und destilliert daraus massgeschneiderte Finanzpläne und Anlageempfehlungen. Über eine intuitive App interagieren Kundinnen und Kunden in Echtzeit mit dem digitalen Assistenten, der Investitionen tätigt und das Portfolio dynamisch anpasst. 

Innovationsschub: Die Bank der Zukunft nimmt Gestalt an 

Generative KI treibt die Entwicklung neuer Bankprodukte und -dienstleistungen in verschiedenen Bereichen voran. Virtuelle Finanzassistenten bieten personalisierte Beratung und interaktive Kommunikation rund um die Uhr, senken die Kosten und erhöhen die Kundenzufriedenheit.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Implementierung eines solchen KI-Assistenten liefert der Zahlungsdienstleister Klarna. Innerhalb kürzester Zeit konnte Klarnas KI-basierter Kundenservice, der auf der Technologie von Open AI basiert, einen Grossteil der Kundenanfragen bearbeiten und so die Arbeitslast von Hunderten Mitarbeitenden bewältigen. Ein ähnliches Modell könnte auch im Schweizer Bankwesen die Effizienz des Kundenservices deutlich steigern und gleichzeitig die Kosten senken. 

Im Hintergrund arbeitet die KI unermüdlich an der dynamischen Betrugserkennung. Sie analysiert Transaktionsdaten in Echtzeit, erkennt verdächtige Aktivitäten und ergreift automatisierte Massnahmen, um finanzielle Verluste zu minimieren.

Auch die Risikobewertung profitiert von der neuen Technologie: KI-Modelle analysieren umfangreiche Datenquellen, um das Risiko von Krediten und Investitionen präzise zu bewerten und die Entscheidungsfindung zu verbessern.

Eine Schweizer Bank nutzt KI bereits für den automatisierten Handel. Algorithmen, basierend auf historischen Daten und Marktanalysen, optimieren Handelsstrategien und steigern die Gewinne von Kundenportfolios. Die KI-gesteuerten Handelsbots erweisen sich als präzise und effizient. 

Am Puls der Zeit: Wie KI Banken flexibel macht

In einer Welt, die sich immer schneller verändert, müssen Banken agil und anpassungsfähig sein. Generative KI unterstützt sie dabei, auf die dynamischen Marktbedingungen und steigenden Kundenerwartungen zu reagieren. Sie analysiert Kundenverhalten und -präferenzen, um massgeschneiderte Produktempfehlungen zu generieren – beispielsweise eine Kreditkarte mit höheren Cashback-Boni für Kundinnen mit hohen Ausgaben.

Die dynamische Kreditbewertung mittels KI-Modellen ermöglicht schnellere und genauere Kreditentscheidungen in Echtzeit. Proaktive Kundenbetreuung wird durch KI-Systeme gewährleistet, die die Kunden über relevante Änderungen oder Angebote informieren, etwa über vorteilhafte Refinanzierungsmöglichkeiten bei Zinsänderungen. Ein Beispiel hierfür wäre die automatische Anpassung von Hypothekenkonditionen an die aktuellen Marktzinsen.

Die KI kann Kundinnen und Kunden proaktiv über potenzielle Einsparungen durch eine Umschuldung informieren und ihnen massgeschneiderte Angebote unterbreiten, bevor sie selbst aktiv werden müssen. Und schliesslich analysiert die KI Markttrends und wirtschaftliche Veränderungen, um Banken bei der Anpassung ihrer Strategien, Zinssätze, Gebühren und Produktangebote zu unterstützen.

Risikomanagement: Verantwortungsvoller Umgang mit KI

Trotz des enormen Potenzials dürfen die Risiken der generativen KI nicht ausser Acht gelassen werden. Der Bedarf an grossen Datenmengen erhöht das Risiko von Datenschutzverletzungen. Daher sind Massnahmen wie Datenanonymisierung, strenge Sicherheitsprotokolle und regelmässige Audits unerlässlich. KI-Modelle können auch Vorurteile enthalten, die zu diskriminierenden Entscheidungen führen.

Datenüberprüfung, transparente Algorithmen und kontinuierliches Monitoring sind notwendig, um diese Bias zu minimieren. Schliesslich kann die mangelnde Transparenz der Entscheidungsprozesse von KI-Modellen das Vertrauen der Kundinnen beeinträchtigen. Methoden der erklärbaren KI (XAI) und transparente Kommunikation sind daher von entscheidender Bedeutung. Ein verantwortungsvoller Umgang mit generativer KI erfordert die Entwicklung von Ethikrichtlinien, die Schulung der Mitarbeitenden und die Einbindung von Stakeholdern.

Die Zukunft der Arbeit: Neue Fähigkeiten und Kompetenzen

Die Arbeitswelt im Bankwesen steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Generative KI wird nicht nur Prozesse automatisieren, sondern auch völlig neue Berufsbilder schaffen. Die Nachfrage nach Experten, die die Sprache der Maschinen verstehen, wird explodieren.

Datenwissenschafterinnen, KI-Spezialisten und KI-Ethikerinnen – sie alle werden zu Schlüsselfiguren im Finanzsektor der Zukunft. Doch auch bestehende Rollen verändern sich. Kundenberater müssen sich zu Hybrid-Experten entwickeln, die die Stärken der KI nutzen und gleichzeitig die menschliche Komponente im Kundenkontakt bewahren. 

Nachhaltigkeit: KI als Treiber für grüne Finanzen

Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend – sie ist eine der Zukunftssäulen des Bankwesens. Und generative KI kann ein mächtiger Katalysator für grüne Finanzen sein oder komplexe Prozesse optimieren, um den Ressourcenverbrauch zu minimieren und die Energieeffizienz zu steigern.

KI kann Banken dabei helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ökologische und soziale Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg verbinden. Von der Bewertung von ESG-Kriterien bis hin zur Entwicklung innovativer Green-Tech-Lösungen – KI eröffnet dem Bankwesen ungeahnte Möglichkeiten, einen positiven Beitrag für die Umwelt und die Gesellschaft zu leisten.

Ausblick: Die Transformation gestalten

Generative KI ist nicht nur eine technologische Innovation, sondern ein fundamentaler Wandel, der das Schweizer Bankwesen neu definieren wird. Der Weg in die Zukunft erfordert eine klare Strategie, die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Technologie und die Berücksichtigung der damit verbundenen Risiken.

Banken müssen jetzt die Weichen stellen, um die Chancen der generativen KI zu nutzen und die Herausforderungen zu meistern. Dazu gehören die Entwicklung robuster Datenschutzrichtlinien, die Sicherstellung der Transparenz und Erklärbarkeit von KI-Systemen sowie die Etablierung einer starken KI-Ethik. Nur so können Banken das Vertrauen ihrer Kundschaft weiter stärken und die transformative Kraft der KI für nachhaltiges Wachstum und Erfolg nutzen. Die Zukunft des Bankwesens ist intelligent – und sie beginnt jetzt.

HZ Banking-Newsletter
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
HZ Banking-Newsletter