Je nachdem, wo man sich umhört, wird der Zürcher Finanzplatz als Synonym für den Schweizer Finanzplatz verwendet. Damit hat er nicht nur einen regionalen, sondern auch einen nationalen Stellenwert. Die Pandemie sowie das Verschwinden der Credit Suisse waren Grund genug, sich um den Stellenwert des Finanzplatzes Zürich zu sorgen. 

Im Januar letzten Jahres veröffentlichte die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich eine Studie zum Zürcher Finanzplatz mit Fokus auf die Jahre 2023 und 2024. In Zusammenhang mit der Studie heisst es auf der Pressemitteilung der Volkswirtschaftsdirektion: «Die reale Bruttowertschöpfung des Finanzsektors entwickelte sich zwischen 2011 und 2021 insgesamt dynamischer als jene der Gesamtwirtschaft, insbesondere auch in den Pandemiejahren 2020 und 2021.»

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Um diese Entwicklung zu kontextualisieren, stellte die Veranstaltung am 12. Juni die Frage ins Zentrum, wie es um den Zürcher Finanzplatz steht, wobei sie sich auf die Studie der Volkswirtschaftsdirektion bezog. Organisiert wurde der Event in der Nähe des Paradeplatzes allerdings nicht von der Politik, sondern vom SFI, dem Ausbildungsinstitut der Schweizer Banken, sowie vom Zürcher Bankenverband und der Schweizerischen Bankiervereinigung

Daniel Hunziker, Präsident des Zürcher Bankenverbandes, stellte zunächst einmal klar, dass es um den Zürcher Finanzplatz mit seinen über 97’000 Arbeitsplätzen gut steht – und dies trotz des CS-Aus im letzten Jahr und trotz der Pandemie.

Fintechs als Schnellboot

Gegenüber HZ Banking sagte er: «Vor allem ausserhalb der Schweiz führte das CS-Aus zu Diskussionen rund um die Stabilität des Finanzplatzes. Uns als Zürcher Bankenverband war es deshalb ein Anliegen, nochmals zu zeigen, dass es dem Finanzplatz gut geht.» Das zeigen auch die Zahlen. Die Unternehmen am Finanzplatz Zürich erwirtschafteten im Jahr 2021 eine Bruttowertschöpfung von 29,9 Milliarden Schweizer Franken. Dies entspricht gemäss der Studie der Wirtschaftsdirektion einem Anteil von 16 Prozent an der gesamten Wertschöpfung der Region. 

Sichergestellt habe das, sagte Hunziker weiter, vor allem die Diversifikation des Finanzplatzes, die Zinswende der letzten Jahre sowie «die Verlässlichkeit der nationalen wie auch der kantonalen Regulierung» für den Finanzplatz. «Auch die Zuwanderung ist ein wesentliches Element für den Arbeitsmarkt. Nicht jede politische Couleur findet das gleich gut, aber die Statistik zeigt, dass mit ihr die Altersvorsorge und Wertschöpfung aufrechterhalten werden.»

Ein weiterer wesentlicher Punkt, so stellt Christian Bretscher, Geschäftsführer des Zürcher Bankenverbands, klar, sei die Zusammenarbeit der Fintechs und der traditionellen Banken.
Laut Bretscher gebe es keine Anzeichen für die von einigen Auguren heraufbeschworene Verdrängung der Banken durch B2C-Fintechs. Dadurch, dass der Fokus vieler Fintechs auf dem B2B liege, seien sie vielmehr eine Art «Schnellboot» und würden die positive Weiterentwicklung des Bankenplatzes begünstigen. 

Transition Finance als zukünftige Chance

Ebenfalls nennenswert: Entgegen allen Krisen stabilisiert sich der Finanzplatz Zürich selbst. Staatliche Unterstützung spiele bei dem aktuellen Status quo des Bankenplatzes keine Rolle, wie sowohl Hunziker als auch Bretscher klarstellten. «Es gibt nahezu keine finanziellen Anreize», sagt Bretscher, «weder für Startups noch für Banken finden sich irgendwelche Steuererleichterungen oder Subventionen.» Hingegen führe das «Portfolio an positiven Standortfaktoren» zum Erfolg des Finanzplatzes Zürich. 

Die Ausbaufähigkeit des Finanzplatzes liegt also nicht in der Stabilität, wohl aber in der Sustainable Finance, genauer in der sogenannten Transition Finance, wie Hunziker und Bretscher sagten. Die Transition Finance beschäftigt sich damit, Investments mit einem schwachen grünen Portfolio grüner zu gestalten und grüner werden zu lassen. Dies sei, so Hunziker, international bereits wichtig, in Zürich allerdings noch nicht in der Breite angekommen. 


 

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