Heinz Wesner, Sie haben heute Geburtstag: Herzliche Gratulation.
Herzlichen Dank.
Was sagen Sie als Geschäftsführer der Sparkasse Schwyz zum Thema schärfere Bankenregulierung?
Ich finde die Regulierung grundsätzlich richtig und wichtig. Wir haben genug Beispiele, die sehr negativ waren für unseren ganzen Schweizer Bankenplatz. Und da verstehe ich, wenn der Regulator Pflöcke einschlagen möchte. Das ist in Ordnung und verständlich. Beim Thema Regulierung muss man zudem unterscheiden: Es gibt externe wie interne Regulierungen.
Wie meinen Sie das?
Eine grössere Gefahr ist heute, dass wir anfangen, immer mehr innerhalb der Bank zu verwalten. Das ist die eigentliche Herausforderung. Ich mache mir eher Sorgen, dass wir intern übertreiben und so weniger Zeit für unsere Kundinnen und Kunden haben. Das dürfen wir keinesfalls zulassen. Wenn wir anfangen, immer mehr Weisungen vorzugeben, uns immer mehr in Details verlieren, wäre das ein grosser Fehler. Und davor habe ich mehr Respekt als vor externen Regulatoren in Zürich, Basel oder Bern.
Wenn Sie die Gefahr einer internen Überregulierung sehen: Wie handeln Sie? Es ist ja ein eigentlicher Trend in vielen Unternehmen.
Es ist ein kultureller Trend, sage ich sogar offen. Das Thema Überregulierung diskutieren wir bei uns im Haus immer wieder intensiv. Wir haben auch angefangen, Weisungen zu hinterfragen und zu vereinfachen.
Haben Sie schon bestehende Weisungen gekippt?
Sicher. Das ist ein Prozess, den man lernen und gehen muss.
Doch man muss ständig dranbleiben.
Permanent. Aber trotzdem sind wir noch nicht dort, wo wir sein möchten.
Sie wollen also noch etwas schlanker und effizienter werden?
Unbedingt. Unsere Beraterinnen und Berater ersticken ja förmlich in den Regeln, die sie einhalten müssen. Da haben wir noch viel Potenzial.
Sie sehen die Bedrohung demnach nicht extern, sondern intern?
Exakt. Und das haben wir selber in der Hand. Unsere jungen Leute fordern das auch ein. Sie sagen zu Recht: Das könnte man einfacher machen. Klar, gibt es Einflüsse wie das Bankengesetz, die Finma, die Nationalbank. Sie alle schreiben schon relativ viel vor, aber eben nicht alles.
Haben Sie noch weitere Ziele für dieses Geschäftsjahr?
Ja, wir eröffnen gegen den allgemeinen Trend eine neue Niederlassung in Altendorf. Die Kundinnen und Kunden sehnen sich nach einer nahen Bank, bei der man mit Handschlägen ein Geschäft machen kann. Wir haben jetzt die Chance bekommen, einen guten Niederlassungsleiter zu finden. Viele unserer Kundinnen und Kunden im Raum Ausserschwyz werden wir dann noch besser betreuen können.
– Seit wann sind Sie CEO Ihrer Bank? Seit 2015
– Höchste/letzte Ausbildung? Executive MBA in General Management und Leadership, Betriebsökonom HWV
– Alter: 56 Jahre
– Persönliche Info/Hobby: verheiratet, zwei erwachsene Kinder, E-Mountain-Bike
Wann ist es so weit?
Ende Jahr ist das Ziel. Die grosse Herausforderung ist das Personal. Momentan rekrutieren wir weitere Mitarbeitende.
Sobald wir das Team beisammen haben, legen wir los. Das wird eine gute Sache. Und es passt zu unserer Tradition. Unsere Strategie lautet ja auch «Zukunft braucht Herkunft».
Seit wann pflegt die Sparkasse Schwyz ihr Image?
Wir sind die älteste Regionalbank des Landes, 1812 gegründet. In der ganzen Schweiz sind wir die viertälteste Bank. Die vor uns gegründeten Finanzinstitute sind allesamt Privatbanken. Doch wir sind die älteste Universalbank der Schweiz. Das verpflichtet. Und es macht auch Spass: Eine Zeit lang galten wir Regionalbanken als etwas verstaubt. Aber heutzutage haben die Leute eine regionale Traditionsbank wieder gerne. Ich glaube, es ist wieder ein Gütesiegel.
Ist KI ein Thema für eine Traditionsbank wie die Sparkasse Schwyz?
Absolut, es ist ein sehr grosses Thema. Die Frage ist immer: Wie definiert man KI? Wir haben ein grosses Projekt mit den Esprit-Banken, von denen wir ein Teil sind. Und dort ist KI im Rahmen der M365-Umgebung von Microsoft ein Bestandteil. KI wird kompliziert, wenn es um Kundendaten geht. Vieles ist noch nicht klar geregelt, doch das Potenzial ist riesig.
Wenden Sie bereits KI an?
Nein. Wir verfügen über keine KI-Strategie. Es gibt Banken, die standardisierte Anlagevorschläge mittels KI vornehmen. Solche Sachen machen wir nicht. KI ist für mich ein Unterstützungs-Tool. Wir sind eine physische Bank, obwohl wir natürlich im Hintergrund viel digital arbeiten – grösstenteils sogar papierlos.
Das heisst, Sie warten ab?
Ja, wir lassen zuerst andere testen und vorangehen, die über entsprechende Ressourcen verfügen. Wir müssten bei einer Einführung von KI eine Person dafür abstellen, die dann wieder weniger für Kundinnen und Kunden da wäre. Das wollen wir derzeit nicht, da wir sehr kosteneffizient unterwegs sind.
In welchem Bereich arbeitet die Sparkasse Schwyz mit Partnerorganisationen zusammen?
Das Esprit-Netzwerk ist unsere grösste Outsourcing-Partnerin. Dort sind wir mit 25 anderen Banken vereint. Ich glaube, wir sind die sechstgrösste Bank im Esprit-Netzwerk. Im Bereich der Anlageberatung sind wir dort eine der grössten Banken. Unser Kernbankensystem ist von Finnova. Als weiterer wichtiger Partner übernimmt die Swisscom das ganze Application-Management von Finnova und weitere Dienstleistungen. Dann arbeiten wir mit Entris Banking zusammen. Entris macht das ganze Kartenwesen für uns – hoch professionell.
Gibt es weitere Partnerschaften?
Natürlich macht Entris für uns auch die ganze Clearing-Zentrale. Die Sparkasse Schwyz verfügt über kein direktes Konto bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Stattdessen managt Entris dies für uns. Das ist eine absolut gute Sache.
Was sind die Vorteile für Sie?
Wir müssen nicht direkt mit der Nationalbank korrespondieren. Im Pool bringen alle angeschlossenen Banken mit Entris ein gutes Volumen zusammen. Der daraus resultierende Skaleneffekt hilft uns allen, am Markt zu guten Konditionen zu Kapital zu kommen.
Warum ist jetzt der Umweg über Entris für Sie effizienter als der direkte Weg zur Nationalbank? Gibt es da Gründe?
Ja, da gibt es Gründe. Denn: Eigentlich müssten wir als mittelgrosse Universalbank das Know-how selber aufbauen. Doch nun macht Entris das für uns. Zudem bietet Entris auch noch ganz andere Vorteile.
Welche?
Zum Beispiel im Kartenwesen: Wir haben die Debit-Mastercard als eine der ersten Banken in der Schweiz eingeführt. Das sind Vorteile, die Entris bietet, weil sie über professionelle Strukturen in Bereichen verfügt, in denen wir das Know-how nicht aufbauen wollen. Das hilft und entlastet uns.
Zusammenschlüsse von Banken sind immer wieder ein Thema, gerade bei kleineren Banken. Wie sieht das bei der Sparkasse Schwyz aus?
Da müsste schon das Businessmodell stimmen. Ich glaube, diese Zeiten sind vorbei. Wenn man aus Kostengründen fusionieren möchte, müsste man die Hälfte der Mitarbeitenden entlassen. Das passt nicht in die Kultur unserer Bank. Wenn man wachsen möchte, dann müsste es ein zusätzliches Geschäftsfeld sein. Die Banken verdienen wieder Geld. Die zurückliegende Negativzinsphase war eher schwieriger, auch im regionalen Bankenumfeld.
Doch mit der Sparkasse Engelberg haben Sie fusioniert.
Ja, das war 2014. Heute läuft es dort wie bis anhin sehr gut. Darum glaube ich: Es wird immer ganz kleine Banken geben. Die Leute haben das gerne, sie identifizieren sich mit ihren Regionalbanken.
Und auf der Assetmanagementseite? Nehmen Sie Chancen für allfällige Übernahmen wahr?
Nehmen wir wahr, ja. Und haben wir auch schon früher. Da hatten wir eine Vermögensverwaltung in Zürich, die H. Bruderer Vermögensverwaltung AG. Wir integrierten diese vollständig in unsere Bank. Die Marke hat man aufgegeben, weil man keine Vorteile mehr sah, in Zürich eine extra Privatbank zu haben. Die Kundinnen und Kunden konnten wir behalten. Sie sind alle bei uns in der Sparkasse im Depot.
Doch momentan sind keine Zukäufe geplant?
(schüttelt den Kopf) Nein. Auch im Assetmanagement ist der Markt sehr umkämpft. Es ist immer die Frage, was man für die Assets zahlt.
Können Sie das etwas ausführen?
Da gibt es andere Player auf dem Markt, die mehr Mittel haben, um zu investieren.
Das Thema Passivgelder beschäftigt viele Regionalbanken. Sie auch?
Ja. Es herrschen wieder normale Zeiten. Das müssen viele wieder lernen. Vor der Negativzinswelt mussten wir stets auf Passivgelder achten: Dabei spielen Kassenobligationen, Spargelder, einfach die klassischen Bankinginstrumente, und auch Pfandbriefe eine Rolle. Daran muss man sich erst wieder gewöhnen. Im Asset Liability Management (ALM) ist das Risikomanagement, also das Liquiditätsmanagement, mittel- bis langfristig das grösste Thema für Banken. Also nicht nur Liquiditätsbeschaffung, sondern das Managen der Liquidität.
Wie gehen Sie das Problem mit Passivgeldern konkret an?
Wir haben die Pfandbriefbank, die uns primär hilft. Das ist unser Hauptinstrument. Es gibt ja zwei, die eine der Kantonalbanken und die der anderen Banken. Das funktioniert sehr gut, ist natürlich aber verknüpft mit sehr hohen Sicherheiten. Darum ist es für uns auch wichtig, dass wir in unseren Regionen gute, sprich sichere Hypotheken vergeben können. Zudem vertrauen uns die Kundinnen und Kunden ihr Geld an, welches sie entweder auf den Sparkonten oder in Kassenobligationen anlegen.
Stichwort Fintechs und Open Banking hat man vor sechs bis sieben Jahren als Bedrohung für das traditionelle Banking angesehen. Heute mausert sich das zu einer Bereicherung, oder?
Absolut, ja.
Wie schätzen Sie das Thema für die Sparkasse Schwyz ein?
Fintechs haben wir nie als grosse Konkurrenz angeschaut. Meine Beobachtung ist: Viele Tech-affine Kundinnen und Kunden haben oft neben ihrem digitalen Fintech-Engagement auch ein Konto bei ihrer physischen Hausbank.
– Gründungsjahr: 1812
– Bilanzsumme: 2,137 Milliarden Franken (per 30.6.2024)
– Anzahl Kunden und Kundinnen: 20’000
– Verbreitungsgebiet/abgedeckte Region: Kantone Schwyz, Obwalden und Nidwalden
– Aktiengesellschaft
– Älteste Regionalbank der Schweiz. Günstigste klassische Vermögensverwaltung der Schweiz gemäss Moneyland.ch. Auch haben wir im Anlagebereich eigene Fonds. Als Regionalbank haben wir im Vergleich einen guten Mix vom Zinsdifferenz- zum Kommissionsgeschäft: 70:30.