Tobias Fischer, was sind die Herausforderungen einer deutschen Bank mit Schweizer Ableger?
Ich möchte gleich einleitend betonen: Wir sind eine Bank nach Schweizer Recht mit deutschem Eigentümer und keine deutsche Bank mit Schweizer Ableger. Von daher haben wir die gleichen rechtlichen Vorgaben und Herausforderungen wie unsere Schweizer Mitbewerber.
Welche Geschäfte wickeln Sie in der Schweiz ab, welche wandern nach Deutschland, um dort abgewickelt zu werden?
Die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG und die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG haben an ihren Standorten dasselbe Dienstleistungsangebot zu vergleichbaren Konditionen. Die Entscheidung, an welchem Ort die Konto- und Depotführung respektive die Betreuung erfolgen soll, liegt bei der Kundschaft unserer Kooperationssparkassen.
Die anderen Unternehmen der Gruppe, das Family Office und die Mehrheitsbeteiligung an IMAP M&A Consultants, sitzen als eigenständige Gesellschaften in Deutschland.
Bisher sind Sie in der öffentlichen Wahrnehmung kaum in Erscheinung getreten. Suchen Sie jetzt die Öffentlichkeit in der Schweiz?
Also in Deutschland sind wir nur über die Sparkassen sichtbar. Wir machen keine Werbung, wir machen keine medialen Auftritte, es sei denn, die Sparkasse lädt uns ein. In der Schweiz ist dies insofern ein wenig anders, als es hier keine Sparkassen gibt.
Was sind Ihre Pläne in der Schweiz?
Wir haben einen Bereich, der Markt Schweiz heisst, und den wir stark ausbauen wollen. Momentan haben wir insbesondere ausgewanderte Deutsche als Kundinnen und Kunden, die noch eine enge Beziehung zu Deutschland pflegen. In diesem Bereich bieten wir eben einen speziellen Service. Doch zählen wir bereits auch Schweizer und Schweizerinnen zu unserem Kundenkreis. Hier wollen wir stark wachsen.
Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre?
Eine Fortsetzung unseres soliden Wachstums. Wir machen nichts «Verrücktes», wir machen ordentliches Handwerk. Ich wünsche mir einfach, dass wir dieses unglaubliche Potenzial der deutschen Sparkassen noch weiter heben können. Doch es wird, solange ich lebe oder noch 100 Jahre darüber hinaus, nicht möglich sein, diesen Schatz ganz zu heben.
Sie verbinden gewissermassen EU- und Deutschland-Banking mit Swiss Banking, oder?
Ja, denn wir haben hier in Zürich die Schweizer Expertise in der Vermögensverwaltung. Für vermögende Kundinnen und Kunden mit einer starken Ausrichtung auf internationale Anlagen, Anlagen in Fremdwährungen und Edelmetallen bietet das zahlreiche Vorteile.
Mein Anliegen ist es, diese beiden Welten – Euro-Raum und Schweiz – weiterhin so gut zusammenzubringen, wie es uns in den letzten 14 Jahren gelungen ist.
Was sind die Chancen, die sich Ihrer Bank besonders in der Schweiz bieten?
Der Standort Schweiz bietet Vermögenden die Möglichkeit einer Kontoverbindung ausserhalb des Euro-Raums, aber in derselben Zeitzone, identischer Sprache und mit einer geringen Distanz zum eigenen Wohnort. Dies ist aus Gründen der Risikodiversifikation für viele Kundinnen und Kunden ein bedeutender Aspekt.
Wir bieten individuelle und nachhaltige Anlagelösungen mit Depotführung in der Schweiz und Deutschland, ergänzt durch die Dienstleistungen der gesamten Gruppe.
Ist das ein Alleinstellungsmerkmal der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG?
Ich schätze, wir sind die einzige Bank, die in keinem Geschäftsjahr einen Verlust vorzuweisen hatte, die jedes Jahr mehr Provisionsertrag erreicht hat, die praktisch keine Fluktuation hatte. Das ist nicht, weil wir bessere Menschen sind, sondern es ist das Geschäftsmodell. Deutsche Sparkassen und Schweizer Besonderheit zu verbinden, das alles zusammen weiterhin sich entwickeln zu lassen – das wäre mein Wunsch.
In welchen Bereichen arbeiten Sie mit externen Partnern zusammen?
Die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe verfügt über ein langfristig angelegtes Geschäftsmodell mit Schwerpunkt Wealth Management in Deutschland und der Schweiz sowie ergänzenden Dienstleistungen mit Family-Office- und M&A-Beratungen für Kundinnen und Kunden der Sparkassen-Finanzgruppe. Damit sind die deutschen Sparkassen unsere externen Partner in der Kundenakquise.
Die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG ist Teil der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe. Die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe ist die Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe, einer der grössten Finanzgruppen der Welt. Sie besteht aus zwei Vollbanken mit Sitzen in Zürich und Frankfurt am Main. Zudem verfügt sie über das einzige Multi-Family-Office der Sparkassen-Finanzgruppe, die Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG. Über eine Mehrheitsbeteiligung an der IMAP M&A Consultants AG hat sie ausserdem eine Expertise für M&A-Beratung im Mittelstand. Gesteuert wird die Gruppe von einer Holdinggesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main.
- Gründungsjahr: 2010, wobei die Wurzeln des Vorgängerinstitutes in der Schweiz bis ins Jahr 1955 zurückreichen
- Bilanzsumme: TCHF 854’871
- CET-Quote: 38,55%
- Assets under Management (AUM): Rund 20 Milliarden Franken in der Gruppe, davon rund 7,3 Mrd. Franken in der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG
- 3800 Kundinnen und Kunden
- Verbreitungsgebiet: Schweiz und Deutschland
- Aktiengesellschaft
- Besonderes: Das Alleinstellungsmerkmal ist der Marktzugang über die bundesweit 285 Kooperationssparkassen (mehr als 80 Prozent aller Sparkassen in Deutschland). Neben der vermögenden Kundschaft der deutschen Sparkassen, die die Frankfurter Bankgesellschaft in einem gemeinsamen Marktauftritt mit den regionalen Instituten ansprechen, richtet sich das Angebot auch an institutionelle Kunden in der Schweiz. Eine weitere Zielgruppe sind in der Schweiz wohnende deutsche Staatsbürger. Deutsche, die in die Schweiz umziehen, unterstützt die Frankfurter Bankgesellschaft auch mit Relocation-Dienstleistungen.
Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Herausforderungen in der kommenden Zeit im Bankenwesen generell?
Ich gehe davon aus, dass uns allen voran die immer komplexer werdende Regulatorik, insbesondere was das Thema Nachhaltigkeit/ESG anbetrifft, fordern wird. Glücklicherweise sind wir hier bereits sehr gut aufgestellt.
Welche Aufgaben müssen Banker ausserdem im Auge behalten?
Eine weitere wichtige Aufgabe wird es sein, in dieser immer komplexeren Welt mit all den aktuellen politischen Verwerfungen und den entsprechenden Auswirkungen auf die Kapitalmärkte Ruhe zu bewahren und diese auf die Kundschaft zu übertragen. Ich sehe das als grosse Verantwortung für uns Banker.
Eine laufende Herausforderung bleibt sicherlich auch, bei all dem Digitalisierungswahn den Mehrwert einer individuellen Vermögensverwaltung mit persönlicher Beratung zu bewahren und zu vermitteln.
Teilen Sie die Befürchtungen vieler Ihrer CEO-Kollegen, dass die Regulierung durch die Finma zum Kostentreiber werden könnte und so zu einer Überregulierung ohne Mehrwert punkto Sicherheit verkommt?
Das ist ganz sicher immer ein schmaler Grat. Tatsächlich nahmen die regulatorischen Anforderungen in den letzten Jahren rasant zu und der Trend ist auch jetzt noch nicht gestoppt. Allerdings, das möchte ich an dieser Stelle auch einmal erwähnen, haben die weitaus meisten Vorgaben absolut ihre Daseinsberechtigung und dienen dem Schutz der Kundschaft. Von Überregulierung würde ich noch nicht sprechen. Die Kosten treibt es dennoch in die Höhe.
Welches Ziel streben Sie als CEO in diesem Geschäftsjahr an?
Als Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe haben wir, und somit auch ich, jedes Geschäftsjahr aufs Neue vor allem ein Ziel: unseren Kooperationssparkassen sowie unseren Kundinnen und Kunden einen grösstmöglichen Mehrwert bieten.
Das mag banal klingen, erfordert aber ein sehr gut orchestriertes Zusammenspiel all unserer Mitarbeitenden als Expertinnen und Experten auf ihren jeweiligen spezifischen Fachgebieten.
- Seit wann sind Sie CEO Ihrer Bank? 01.12.2023
- Höchste/letzte Ausbildung? Studium Jura/Volljurist (Assessor iuris)
- Alter: 55
- Persönliche Info: Der gebürtige Deutsche lebt seit 25 Jahren in der Schweiz und ist mittlerweile auch Schweizer Bürger. Er lebt mit seiner Frau und den fünf Kindern in der Ostschweiz. Tobias Fischer verfügt über eine langjährige Expertise im Swiss Private Banking. Auf eine Banklehre bei der Stadtsparkasse München folgte das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Konstanz. Nach Prädikatsstaatsexamina, Referendariat und Promotion arbeitete er als Rechtsanwalt, bevor er zu einer Privatbank in Zürich wechselte. Es folgte eine Spezialisierung auf Wealth Planning mit einem Aufbaustudium zum Certified Estate Planner (CEP) an der AEPD Ismaning/München. Tobias Fischer ist seit 2010 bei der Frankfurter Bankgesellschaft tätig, 2014 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung (Chief Customer Officer), seit Dezember 2023 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung (CEO).