Herr Bruggeman, BX Swiss ist bekannt als eine kleine, aber agile Börse. Wie sehen Sie Ihre Rolle im stark umkämpften Schweizer Finanzmarkt und welche Nischen wollen Sie in Zukunft besetzen?

Man könnte sagen, wir haben ein Momentum. Wir wachsen seit einiger Zeit stark und sind in den Segmenten positioniert, wo der Markt zulegt. Wir bieten eine zukunftsgerichtete, faire und transparente Handelsplattform mit den günstigsten Konditionen. Die BX Swiss Exchange ist breit aufgestellt, gleichzeitig wollen wir mit der BX Digital zukünftig den Handel mit DLT-basierten Effekten ermöglichen. Die Lizenz ist beantragt. 

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Mit Blick auf die steigende Popularität von Fintechs und dezentralen Finanzplattformen: Wie planen Sie, mit diesen disruptiven Technologien mitzuhalten oder sie zu integrieren?

Als Teil der sechstgrössten Börse in Europa sind wir technologisch sehr gut aufgestellt. Gerade mit Blick auf die Zukunftstechnologie DLT könnten wir in der Schweiz der erste Handelsplatz für Digital Assets mit dezentraler Abwicklungsinfrastruktur sein. Zusätzlich arbeiten wir eng mit Retail-Banken und Online-Brokern zusammen. Dazu zählen beispielsweise Neon, HBL und Leonteq.

Die Handelsvolumina an Börsen weltweit sind in den letzten Jahren volatil geblieben. Wie wirkt sich das auf BX Swiss aus, und welche Massnahmen ergreifen Sie, um nachhaltiges Wachstum sicherzustellen?

Unsere Zahlen sind in den letzten zwei Jahren exponentiell angestiegen. Lag die Zahl der Trades im Jahr 2020 bei 50'000, werden es Ende diesem Jahres 450'000. Dabei wird ein Handelsumsatz von rund 1.5 Milliarden Franken Ende 2024 angestrebt. Das hat verschiedene Gründe. Einmal haben wir die junge Generation mit ETF-Sparplänen über unsere Partner und unserer eigenen Wissensbörse BX Plus im Blick. So setzt sich unsere Low Fee Strategie immer mehr durch. Jede Bank kann mit Sparplänen bei uns für ihre Kunden ohne Gebühren «einkaufen». Aber auch bei allen anderen Produkten, ob Aktien, ETFs oder Strukturierte Produkte, sind wir kostengünstig, bieten aber gleichzeitig Sicherheit, Servicequalität und Innovation. Und das spricht sich rum.

Zur Person

Lucas Bruggemann ist seit Februar 2020 CEO der BX Swiss.

BX Swiss bietet ein breites Angebot an ETFs und Strukturierten Produkten. Wie gewährleisten Sie die Transparenz und Sicherheit für Privatanleger, die möglicherweise nicht alle Risiken verstehen?

Wir haben eine grosse Wissensplattform mit BX Plus aufgebaut. Hier kommen auch Influencer zu Wort, die Privatanlegern auf Augenhöhe die Börsenwelt näherbringen und Marktereignisse erklären. Daneben gibt es Basisinformationen, welche die Grundlagen vermitteln. Das ist heute ganz wichtig, dass die Anleger – gerade, wenn sie sich entscheiden, langfristig in Aktien & Co. ihr Geld anzulegen – keine schlechten Erfahrungen am Anfang machen.

Die Regulierungslandschaft in der Schweiz ist im ständigen Wandel. Wie bereiten Sie Ihre Börse auf künftige regulatorische Herausforderungen vor, und sehen Sie hier potenzielle Risiken für das Geschäftsmodell?

Wir sind natürlich vollständig reguliert und sehen hier eher Chancen als Risiken für uns, da wir sehr agil und flexibel sind und neue Trends frühzeitig erkennen. Die Zulassung für das erste DLT-Handelssystems in der Schweiz ist bereits vor knapp einem Jahr beantragt worden.

Mit den immer strengeren ESG-Vorgaben stehen Börsen weltweit unter Druck. Wie adressieren Sie diese Anforderungen und welche Initiativen planen Sie in diesem Bereich?

Die ESG-Vorgaben richten sich erstmal an die Anbieter und das Angebot ist hier in den letzten Jahren deutlich grösser geworden. Auch hier geht es wieder um Transparenz, die Anleger müssen erstmal wissen, was ist der Unterschied beispielsweise zwischen einem ESG Fonds oder einer Impact-Anlage. BX Swiss sieht sich als wichtige Plattform, um zukünftig nachhaltige Unternehmen und Investoren mit entsprechenden Prinzipien zu verbinden. Die neue EU-Taxonomie setzt erstmals einen wissenschaftlich fundierten Standard, der Greenwashing verhindert. Ab 2025 werden 50.000 Unternehmen nach diesem Standard berichten. BX Swiss erwägt die Einführung eines Segments für Unternehmen, die gemäss der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft werden.

Welchen Einfluss haben die zunehmende Automatisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf den Handel an Ihrer Börse? Sehen Sie hierbei mehr Chancen oder Gefahren?

Wir stehen neuen Technologien positiv gegenüber, auch der künstlichen Intelligenz. Sie kann sicherlich helfen, Prozesse noch effizienter zu gestalten oder auch auf der Wissensplattform den Nutzern rund um die Uhr schnelle Informationen zu geben und eben auch vor Risiken, zu geringer Diversifikation etc. zu warnen. Natürlich ist das alles noch nicht hundertprozentig ausgereift und ein gewisses Augenmass auf Seiten der Investoren ist immer gefragt.

Die Konkurrenz in Europa wird härter, vor allem durch Börsenplätze in Deutschland und London. Wo sehen Sie BX Swiss in fünf Jahren im europäischen Kontext?

Wie gesagt, sind wir ja Teil einer europäischen Börse, von der wir profitieren. Darüber hinaus verfügt die Schweiz noch über ein grosses Potenzial, wenn es um das Wachstum des Retail-Marktes geht. Die Aktiensparquote der Schweizerinnen und Schweizer ist nach wie vor niedrig und Altersvorsorge ist ein Thema, das sicherlich noch mehr in den Blick der Menschen in den nächsten Jahren rücken wird.

Kleine Börsen sind oft anfällig für Marktvolatilität. Was tun Sie konkret, um die Stabilität Ihres Marktplatzes und das Vertrauen der Investoren zu gewährleisten?

So klein sind wir nicht mehr, insofern auch nicht anfällig bei Marktvolatilitäten. Börsen profitieren zum Teil von solchen Phasen, solange es keinen Crash gibt und die Anleger sich vollständig abwenden. Aber die verschiedenen Phasen haben gezeigt, dass dies eher attraktive Einstiegspunkte sein können. Und zu Ihrer Frage, was wir für das Vertrauen und die Stabilität tun, überproportionales Wachstum, solide Partnerschaften, günstige Konditionen und zukunftsgerichtete Produktangebote.

Abschliessend: Was würden Sie als Ihren grössten Erfolg betrachten, und wo sehen Sie persönlich noch ungenutztes Potenzial?

Sicherlich, dass wir die BX Swiss Exchange als einen modernen, attraktiven Handelsort aufgestellt haben und die alten Strukturen, die bei einer 140 Jahre bestehenden Börse über einen längeren Zeitraum hinweg gewachsen sind, in den vergangenen vier Jahren erfolgreich modernisiert haben. Wir haben die Börse komplett neu aufgestellt und bieten den Schweizer Retail-Anlegerinnen und Anlegern eine zukunftsgerichtete, faire und transparente Handelsplattform mit den günstigsten Konditionen. Potenzial haben wir noch in der Partneranbindung und in der Verbreiterung unseres Geschäftes, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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