Die Zürcher Kantonalbank ist im Schweizer Private Banking eine Grösse. Nur weiss das fast niemand. Seit zwei Jahren leitet die Ex-CS-Managerin Florence Schnydrig Moser die Sparte. Nachdem sie zunächst intern einige Veränderungen angestossen hat, etwa durch eine stärkere Zentralisierung, will die einzige Frau in der Geschäftsleitung der ZKB nun mit ihrer Sparte angreifen. Im Gespräch erklärt sie, was sie vorhat. 

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Sie leiten seit gut zwei Jahren das Private Banking der ZKB. Eine einfache Frage zu Beginn: Wie gross ist Ihr Geschäftsbereich? Die Bank knausert hier mit Details.

Das Private Banking ist für rund einen Drittel der Erträge verantwortlich, sprich: gut 900 Millionen Franken im Jahr. In der Sparte arbeiten rund 1400 Menschen. Dabei ist zu beachten, dass die Einheit Private Banking alle Kundenbeziehungen ab 100’000 Franken Vermögen umfasst. Das heisst, zu meinem Geschäftsbereich gehören auch vermögende Privatkunden und Privatkundinnen neben dem Private Banking und dem Geschäft mit den Ultra High Net Worth Individuals. Zudem betreut mein Bereich das Geschäft mit externen Vermögensverwaltern. 

Und mit welcher Kundengruppe machten Sie den meisten Umsatz?

Detailzahlen nennen wir keine, aber ich kann so viel sagen, dass das Affluent-Geschäft den grössten Anteil zu den Erträgen beisteuert.

Was haben Sie bisher beim Private Banking der ZKB verändert? 

Ein Fokus von mir war das Geschäft mit der Private-Banking-Kundschaft, also Menschen mit Vermögen ab 3 Millionen Franken. Dieses Geschäft wollen wir besser positionieren und dabei präsenter sein. Als Erstes habe ich dazu interne Veränderungen vorgenommen. Ich habe das Geschäft in Zürich zusammengezogen, die Kundenberaterinnen führen die Kundengespräche nach wie vor in den Filialen, aber sie unterstehen jetzt einer einheitlichen Führung. Das Angebot ist homogener und die Berater können leichter auf die Expertise in der Zentrale zurückgreifen.

Und es erleichtert auch die Kontrolle?

In erster Linie ging es um die Weiterentwicklung der Beratungsqualität. Die Teams sind jetzt vergleichbarer, das ist so. Der Wettbewerb soll durchaus motivieren. Vor allem können die Teams nun jeweils einfacher Fachleute hinzuziehen, um die Kundinnen und Kunden besser zu beraten.

Das hat aber keinen Effekt auf die Aussenwirkung der Bank? 

Daher planen wir ab dem 6. März auch eine Imagekampagne, um das Private-Banking-Angebot stärker zu bewerben.

Was unterscheidet die ZKB von der Konkurrenz?

Für mich ist die Beratung das zentrale Unterscheidungsmerkmal. Das Wie ist anders, nicht das Was. Unser Ansatz besteht darin, auf die verschiedenen Lebensereignisse eines Kunden oder einer Kundin zu fokussieren, und zu schauen, welche Finanzthemen daraus erwachsen. So haben wir zum Beispiel eine digital unterstützte Erbschaftsberatung ausgerollt. Zudem bieten wir einen digitalen Testament-Check an. Solche Tools für das Beratungsgespräch wollen wir weiter ausbauen, zum Beispiel so, dass in der Portfolio-Allokation leichter Sonderwünsche eines Kunden, etwa zu bestimmten Anlagethemen, aufgenommen werden können. 

Die ZKB hat von der deutschen Aufsicht die Genehmigung bekommen, aktiv Kundinnen und Kunden in Deutschland zu beraten. Warum soll der Zürcher Steuerzahler für solche Auslandsabenteuer haften?

Das Geschäft in Deutschland hilft uns dabei, die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu reduzieren, damit unsere Ergebnisse weniger stark schwanken. Wir vergeben keine Hypothekarkredite an deutsche Kundschaft, ausser es besteht ein Bezug zur Schweiz, wie etwa über ein Ferienhaus. So hilft das Deutschland-Geschäft auch dabei, unsere Risiken zu diversifizieren. Das Geschäft ist in den vergangenen Jahren im zweistelligen Prozentbereich gewachsen.

Und wie läuft es mit Ihrer Bankentochter in Österreich?

Das Geschäft wurde von meinen Vorgängern vor gut 13 Jahren gekauft. Die Bank ist seit 2016 profitabel und bietet nur diskretionäre Vermögensverwaltung an. Das Geschäft wächst stetig, ist im Vergleich zum Rest der Bank aber klein.

Wollen Sie die EU-Banklizenz der österreichischen Tochter nutzen, um Kundinnen und Kunden in der gesamten EU zu bedienen?

Das war strategisch zu Beginn die Idee. Heute gibt es keine Pläne mehr, die österreichische Tochter zur EU-Expansion zu nutzen. Den deutschen Markt können wir gut von Zürich aus bearbeiten, die österreichische Tochter bleibt hauptsächlich auf ihre profitable Nische innerhalb des Landes fokussiert.

Anders als andere Kantonalbanken haben Sie keine Private-Banking-Niederlassungen in anderen Kantonen.

Das brauchen wir nicht, die High-Net-Worth-Kundschaft in der Schweiz können wir aus Zürich heraus bedienen.

Jüngst wurde angekündigt, dass die Säule-3a-App Frankly eine Anlage-App werden soll? Was genau planen Sie da?

Wir werden mit Frankly eine sehr einfache Anlagelösung anbieten, ausserhalb des gebundenen Vorsorgebereichs. Das wird so aussehen, dass die Kunden und Kundinnen über die App zunächst ihr Risikoprofil erstellen. Entsprechend ihres Risikoappetits und ihres Anlageprofils bekommt die Kundin dann einen breit gestreuten Fonds angeboten. 

Das sind dann aber ihre eigenen Swisscanto-Fonds?

Im ersten Schritt, ja. Wie es da weitergeht, werden wir sehen. Ich kann mir vorstellen, dass in Zukunft die Kunden und Kundinnen mit Frankly auch ein breiteres Portfolio zusammenstellen können, das aus mehreren Fonds besteht. Je nach Thema und Anlagebedürfnis ist dabei auch die Integration bestimmter Produkte anderer Anbieter denkbar. 

Soll Frankly zu einem Robo-Advisor werden?

Das ist im Moment kein Thema. Wir setzen auf persönliche Beratung. Für jene, die digital eine einfache Lösung suchen, reicht ein breit diversifizierter Fonds wie bei Frankly. 

Initiativen im Private Banking, ausgebaute App: Wie viel Wachstum beim Neugeld wollen Sie damit erreichen? 

Wir sind erlösorientiert und steuern den Bereich nicht über Neugeldziele. Wir haben für jedes Kundensegment einzelne Wachstumsziele für den Erlös. Im Segment Private Banking streben wir zum Beispiel ein Erlöswachstum pro Jahr im zweistelligen Prozentbereich an. 

Hat jede Beraterin und jeder Berater eigene Ziele?

Nein, wir brechen die Ziele immer auf die Teams herab, wir wollen nicht, dass es ein Gezerre um die Kundschaft gibt, damit die Beraterinnen und Berater ihre individuellen Ziele erreichen. Diese Teamziele funktionieren sehr gut. 

Hilft Ihnen bei den Wachstumszielen, dass der Credit Suisse die Kundinnen und Kunden weglaufen? 

Wir hatten zum Jahresende eine Phase mit überdurchschnittlich vielen Kontoeröffnungen. Aber beim Neugeld war der Effekt nicht so stark, denn es war vor allem Kundschaft mit kleineren Vermögen, die neue Konten eröffnet haben. Die grossen Kunden haben meist mehrere Bankbeziehungen, hier haben wir, wie andere Banken auch, einige Verschiebungen gesehen.

Wie hat sich das am Jahresanfang entwickelt, geht die Kundenmigration weiter?

Wir wachsen unabhängig von der Konkurrenz. Ich sehe derzeit keinen spezifischen CS-Effekt.

Und wie sieht es bei Talenten aus, profitieren Sie vom Wechselwillen der CS-Mitarbeitenden?

Wir haben eine vergleichsweise tiefe Fluktuation und haben daher in letzter Zeit nur eine Handvoll neuer Mitarbeitenden von der CS eingestellt. Und bei Einstellungen achten wir sehr darauf, dass die Person von der Kultur her zu uns passt.

Heisst das, CSler passen nicht zur ZKB-Kultur?

Ich kann nur sagen, wie unsere Kultur ist: Sie ist sehr bodenständig, sehr menschlich. Und wir denken für die gesamte Bank, nicht in Silos. Die Ziele der Bank stehen im Vordergrund.

Sprich, die Einzelboni sind weniger wichtig als bei Wettbewerbern?

Wir achten darauf, dass die Gesamtvergütung wettbewerbsfähig ist. Der Bonus hängt vom Gewinn der Gesamtbank ab. Zudem ködern wir keine Mitarbeitenden mit einem hohen Fixlohn.

«Wer sich für Geschäftsleitung qualifizieren will, kann nicht Teilzeit arbeiten. »

Sie sind bei der ZKB die einzige Frau in der Geschäftsleitung. Dass es bisher wenige Frauen in Topjobs gibt, haben Sie einmal damit erklärt, dass Frauen oft zu tiefe Pensen haben. Hat Ihnen diese Äusserung Kritik eingebracht?

Nein, ich habe viele positive Reaktionen bekommen, auch wenn nicht alle meine Meinung teilen. Ich habe diese Äusserungen nur mit Blick auf Toppositionen gemacht, wie etwa für Mitglieder der Geschäftsleitung. Ich bin nicht gegen Teilzeit, wir bieten auch Führungsjobs in Teilzeit an, zum Beispiel Teamleaderpositionen. Aber wenn jemand in die Geschäftsleitung will oder den CEO-Job möchte, dann geht das nicht. Wer sich für diese Jobs qualifizieren will, kann nicht Teilzeit arbeiten, weil dann wichtige Berufserfahrung fehlt, die man für das Topniveau braucht.

Überzeugen Sie denn aussichtsreiche Talente davon, ihr Pensum aufzustocken?

Ich führe viele Talentgespräche mit Frauen und Männern. Wenn ich sehe, dass ein Talent ein zu tiefes Pensum hat, spreche ich das an. Dabei geht es nicht nur um die Karriere, sondern auch um die Vorsorgeproblematik. Wer mehr arbeitet, hat ein höheres Pensionskassenvermögen. Wir können vorrechnen, dass einer Dreissigjährigen bei einem zu tiefen Pensum am Ende ihrer Laufbahn Millionenbeträge in der Altersvorsorge fehlen. Selbst in einem teuren Kanton wie Zürich lohnen sich hier die Kinderbetreuungskosten. 

Der Nationalrat will, dass der Bund die Kinderbetreuung stärker fördert. Würde das helfen, dass Frauen in höheren Pensen arbeiten?

Da muss man ja nur ins Ausland schauen, um zu sehen, wie dort die Erfahrungen sind. Und dann ist die Antwort klar: Logisch hilft das. Dazu brauchen wir noch Tagesschulen, das würde zusätzlich helfen. 

 

Florence Schnydrig Moser, Leiterin Private Banking und Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank am 27.02.2023 an deren Hauptsitz an der Bahnhofstrasse 9 in Zürich.

Florence Schnydrig Moser, hier im Foyer der ZKB-Zentrale an der Bahnhofstrasse in Zürich.

Quelle: Daniel Winkler

Die ranghöchste Frau der ZKB
 

Florence Schnydrig Moser leitet seit Mai 2021 das Private Banking der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und ist die einzige Frau in der Geschäftsleitung der Bank. Die studierte Mathematikerin begann ihre Laufbahn im Private Banking der UBS, ab dem Jahr 2000 stand sie fast 18 Jahre lang in den Diensten der Credit Suisse, wo sie bis in die Geschäftsleitung der Schweiz-Einheit aufstieg. Während ihren sechs Jahren bei Swisscard, das der CS und American Express gehört, konnte Schnydrig in den letzten zwei Jahren CEO-Erfahrung sammeln. Nach einer kurzen Auszeit heuerte sie Anfang 2021 bei der ZKB an. Schnydrig Moser ist verheiratet und hat zwei Kinder. (ali)