Anna Demarmels, wie viele Pensionsfonds sind bei Ihnen Mitglied?
IFM Investors ist ein globaler Vermögensverwalter, der sich im Besitz von australischen Pensionskassen befindet und dessen Geschichte über dreissig Jahre zurückreicht. IFM Investors ist sehr stark gewachsen und verwaltet heute rund 130 Milliarden Franken – und das im Auftrag von mehr als 600 gleichgesinnten Institutionen weltweit, die mit uns investieren.
Was war die Motivation von IFM Investors, ausserhalb von Australien tätig zu werden?
Unsere Pensionskasse und Eigentümer wollten zunächst ein Teil der sich entwickelnden australischen Infrastruktur sein. Die Suche nach werthaltigen und nachhaltigen Investments macht an der Grenze zu Australien nicht halt. Nach einer gewissen Zeit und um das Exposure im Bereich Infrastruktur ausserhalb Australiens zu erhöhen, wurde der Schritt, ausserhalb Australiens zu investieren, relevant. So hat IFM beschlossen, auch Büros ausserhalb Australiens zu eröffnen, um in verschiedenen Märkten der Welt aktiv zu sein – weil wir global diversifiziert sein wollen.
Unterdessen sind Pensionskassen aus der ganzen Welt bei Ihnen investiert?
Ja, nach ein paar Jahren kamen andere Pensionskassen weltweit dazu.
Wissen Sie, wie viele Menschen jeden Monat auf einen Pensionscheck von IFM Investors warten?
Zunächst: Die Auszahlung der Pensionen ist eine Angelegenheit der einzelnen Pensionskassen, die mit uns zusammenarbeiten. Doch um Ihnen eine Grössenordnung zu geben: Wir haben über 600 Investoren, diese wiederum verwalten die Altersvorsorge von rund 120 Millionen Menschen weltweit.
120 Millionen Menschen?
Ja, wir tragen als globaler Vermögensverwalter, der sich auf private Märkte spezialisiert hat, grosse Verantwortung. Wir sind sehr auf Infrastruktur und Infrastrukturinvestitionen fokussiert. Und wir offerieren attraktive, bereinigte Renditen für unsere Investoren und die Mitglieder unserer Investoren.
Könnten Sie mir Beispiele von nachhaltiger Infrastruktur nennen, in die IFM Investors investiert hat?
Wir unterstützen Flughäfen bei der Reduzierung von Emissionen: Als wichtiger Investor in Flughäfen auf der ganzen Welt hat IFM Investors eng mit seinen Portfoliounternehmen zusammengearbeitet, um die Scope-1- und Scope-2-Emissionen durch die Installation von erneuerbaren Energien hinter dem Stromzähler zu reduzieren. Dazu gehören Solaranlagen auf einer Reihe von Flughäfen: 24-Megawatt-Solaranlage am Flughafen Wien, 12-Megawatt-Solaranlage am Flughafen Melbourne, 6-Megawatt-Solaranlage am Flughafen Darwin oder Pläne für eine 14,3-Megawatt-Solaranlage am Flughafen Stansted der Manchester Airport Group.
Und abseits der Flughäfen?
Enwave ist ein weiteres gutes Beispiel: Die Fernwärmelösungen dieses Unternehmens sind ein wichtiger Bestandteil des Klimaaktionsplans der Stadt Toronto. Das Kerngeschäft von Enwave ist die zentralisierte Produktion und Verteilung von nachhaltigen Kühl- und Heizlösungen.
Anna Demarmels ist Head of Business Development, Global Client Solutions, bei IFM Investors (Switzerland) AG.
Die Fernwärmelösungen von Enwave zielen darauf ab, den Primärenergiebedarf zu senken, indem sie Grössenvorteile bei der Energieerzeugung und -speicherung nutzen und sich geringwertige, erneuerbare Formen der Wärmeenergie zunutze machen. Durch das Deep Lake Water Cooling System (DLWC) erzielt Enwave Energieeinsparungen von rund 80 Prozent im Vergleich zu Lösungen, die sich selbst versorgen, sowie eine Reduzierung des Spitzenenergiebedarfs aus dem Netz um 55 Megawatt.
Klingt interessant. Ist das Thema Energie andernorts für IFM Investors ebenfalls ein Thema?
Ja, zum Beispiel erneuerbares Erdgas (RNG). So nutzt etwa Greengas in den USA ausgereifte Technologien zur Erfassung, Reinigung und zum Transport von Biogas aus vorhandenen organischen Abfallströmen, um es als RNG in Pipelinequalität zu verkaufen. Greengas verkauft das RNG im Rahmen langfristiger Abnahmeverträge mit gewerblichen und industriellen Kunden.
Könnten Sie auch ein Beispiel für eine Investition in Schweizer Infrastruktur nennen?
Wir sind momentan nicht in der Schweiz, aber anderswo in Europa, Australien und in Nordamerika investiert.
Was wäre Ihre liebste Investition in der Schweiz, wenn Sie aussuchen könnten?
Das ist eine wirklich gute Frage. Die Schweiz ist aus naheliegenden Gründen ein sehr attraktives Land für Investitionen, unter anderem wegen der starken Rechtsstaatlichkeit und der wirtschaftlichen Stärke. Wir machen zuerst immer einen Landesplan, um klar abzuklären, welche Sektoren und Projekte jetzt und mittelfristig möglich sein könnten. Dabei handelt es sich um Projekte, welche die von unseren Investoren gewünschten Infrastruktureigenschaften aufweisen, aber auch um solche, bei denen wir der Meinung sind, dass sie zu einem angemessenen Preis erworben werden können und bei denen wir einen Mehrwert schaffen können. Wir haben auch Erfahrung mit Investitionen in Zusammenarbeit mit Partnern wie Regierungen, öffentlichen Behörden oder gleichgesinnten Institutionen, um Unternehmen langfristig zu fördern.
Also sagen Sie mir in anderen Worten: Lieber warten Sie noch ein bisschen, bis sich eine gute Opportunität in der Schweiz ergibt?
Genau. Unser Ansatz für unsere Investitionen ist äusserst langfristig. Da wir im Besitz von Pensionskassen sind und im Namen von langfristigen Investoren investieren, müssen wir diesen langfristigen Anlagehorizont auch haben.
Das ist für Schweizer Pensionskassen interessant. Haben Sie Schweizer Partner?
Seit 2018 haben wir ein Büro in der Schweiz und haben uns etabliert, um den wachsenden Bedürfnissen unserer Investoren gerecht zu werden. Seit 2013 investieren wir bereits im Auftrag von institutionellen Investoren in der Schweiz. Wir verwalten heute in der Schweiz ein Vermögen von 2 Milliarden Euro. Wir haben 2018 mit einem verwalteten Vermögen von 500 Millionen Euro angefangen. IFM Investors ist also seither in der Schweiz um das Vierfache gewachsen.
Was hat IFM Investors bewogen, den Weg in die Schweiz zu finden?
Zunächst die Unterstützung unserer wachsenden Investorenbasis im Land, einer der grössten Pensionskassen-Community in Europa. Die zunehmende Aufmerksamkeit für Infrastruktur in der Schweiz hat uns dazu veranlasst. Die regulatorischen Änderungen in der Schweiz, insbesondere die Tatsache, dass Infrastruktur für Pensionsfonds als eigene Anlageklasse betrachtet werden kann, hat uns natürlich sehr geholfen.
Wir sind keine Bank oder Berater, wir investieren in Infrastruktur, und dann halten wir diese lange. Wir denken und agieren sehr langfristig. Und wir sind sehr spezialisiert darin.
Welche Kriterien sind für ein Investment von IFM Investors unabdingbar?
Unsere Investitionen müssen relevant sein für die Zukunft. Als Eigentümer haben wir dann die Möglichkeit, diese Firmen auch zu dekarbonisieren und weiter zu investieren, sodass sie auch zukünftig relevant und sicher sind. Der Nachhaltigkeitsaspekt ist uns sehr wichtig. Man sieht: Wir haben wirklich einen Impact in verschiedenen Firmen, in die wir investiert sind.