Oliver Jaussi, einerseits gehen Sie als Regionalbank traditionelle Wege, anderseits sind Sie mit der Digitalisierung unterwegs in die Moderne, richtig?

Das ist richtig. Unsere Klientel wächst mit dieser ganzen digitalen Welt mit. Irgendwann würde es uns nicht mehr geben, würden wir diesen Schritt nicht richtig und rechtzeitig machen. Übrigens: Ich nenne die Bank Zimmerberg nicht gerne Regionalbank. Das mutet zu traditionell an.

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Tradition ist doch nichts Schlechtes.

Das ist in der Tat nichts Schlechtes. Wir leben Tradition und Innovation. Ich habe mit sehr verschiedenen Regionalbanken zu tun. Wir als Bank Zimmerberg heben uns bei einigen Themen von ihnen ab. Regionalbanken sind meist sehr stark auf ihr Kerngeschäft fokussiert. Das besteht hauptsächlich aus dem Finanzieren und Geldentgegennehmen – also aus dem Sparen und der Kreditvergabe.

Was machen Sie anders?

Wir machen weitaus mehr. Im Anlagegeschäft müssen Sie Banken in unserer Grösse suchen, die so fit sind. Wir haben Modelle entwickelt, die einzigartig sind. Die Bank Zimmerberg verfügt unter anderem über das Vermögensverwaltungsmandat «Indexinvest», welches seit über 15 Jahren besteht und in reine Indexprodukte investiert.

Was ist daran besonders?

Das klingt jetzt vielleicht erst einmal recht langweilig, doch wir waren damals die einzige und erste Bank in der Schweiz, die indexierte Vermögensverwaltungsmandate in Reinkultur angeboten hat – höchst effizient, höchst kostengünstig. Und die Retros haben wir von Anfang an unseren Kundinnen und Kunden zugestanden, weil Transparenz für uns keine Floskel ist, wie etwa bei manch einem Mitbewerber. Wir waren mit unserem Anlagemodell sogar in der deutschen «Financial Times» und in vielen anderen Medien.

Und wie läuft es?

Unser damaliger Leiter Anlage und ich haben dieses Modell als Weltportfolio entwickelt. Erwartungsgemäss hatte dieses Vermögensverwaltungsmodell im Interbankenbereich, nach Kosten, in fast allen Jahren die Nase vorn. 

Eine weitere Lösung von unserer Bank, «Schweizer Werte», macht genau das Gegenteil und investiert in einzelne Aktien des SPI. Kurioserweise schliessen wir auch bei der Performance besonders gut ab, unter anderem weil unsere Volumen kleiner sind und daher Anlagen in weniger stark kapitalisierte Titel zulassen. Das ist ungewöhnlich und interessant.

Eigentlich bringt doch mehr Volumen günstigere Preise und mehr Erfolg.

Ja, beim Mengenrabatt. Der Punkt ist aber, dass sie viele SPI-Titel in grossen Volumen gar nicht handeln können. Paradoxerweise prosperiert unser Assetangebot gerade durch kleine Volumen. Und wenn ich schaue, welche Klientel hier investiert, dann sind das häufig auch Profis. Ich habe Investmentbanker, die uns ihre Vermögenswerte anvertrauen. Wir haben externe Vermögensverwalter als Kunden gewonnen, die selber keine Verwaltung mehr machen, sondern unser Modell verwenden. Das ist für eine Bank in unserer Grösse eine Einzigartigkeit. 

Und um den Kreis mit dem Begriff Regionalbank zu schliessen: Ich habe überhaupt nichts gegen Regionalbanken. Ich nenne uns aber gerne eine regional tätige Universalbank, weil es das ist, was bei uns drin ist.

Das ist einzigartig.

Exakt. Und wir haben noch eine Überraschung auf Lager: Wir sind meines Wissens die einzige Bank in der Schweiz, die für eine andere die Kreditverarbeitung bei Hypotheken ausführt. Wir greifen dafür sogar auf die Rechner der anderen Bank zu.

Darf ich fragen, welche Bank das ist?

Das ist die Regiobank Männedorf. Die Hochschule Luzern hat erwähnt, dass dies einige Banken vor uns ebenfalls probiert haben, es aber keine vorher geschafft hat.

Die Idee ist nicht neu und hat sich bei Versicherern durchgesetzt …

Ja, Kreditfabriken haben sich nie wirklich durchgesetzt – ausser bei Versicherungen. Da diese normalerweise keine Finanzierungskompetenz inhouse haben. Versicherer kaufen so Kompetenzen zu, die sie selber nicht haben und vielleicht auch nicht entwickeln wollen. In ihrem Fall ist es offenbar effizient.

Aber nicht für Banken?

Nein. Für Banken ist es ineffizient, weil wir in diesem Bereich sehr hohe Kompetenzen haben. Zudem kosten die Schnittstellen viel Geld. Das ist der Grund, weshalb Kreditfabriken in der Regel keine Banken, sondern Versicherungen als Kunden haben.

In Ihrem Fall lohnt sich die Zusammenarbeit aber für beide Banken?

Ja. Auf der Kreditseite muss man kein Personal anstellen, das die Kreditverarbeitung macht. Wir schreiben die Stunden auf, die wir brauchen. Für diese Summe könnte unsere Partnerbank keine halbe Person anstellen. Für die zu erledigende Arbeit müssten sonst inklusive Stellvertretung zwei Mitarbeitende eingestellt werden.

Also höchste Effizienzsteigerung?

Ja, höchste Effizienzsteigerung. Und auch auf der Anlageseite gibt es mehrere Gründe, warum dies so effizient ist. Unser Partner muss keinen Portfoliomanager haben, keinen Assetmanager. Er benötigt lediglich Kundenberater. Wir wickeln dann alles ab. Unserer Partnerbank kann ich zudem sämtliche Dokumente für den Vertrieb bereitstellen.

Die Bank Zimmerberg
  • Gründungsjahr: 1820
  • Bilanzsumme: 1,45 Milliarden Franken per 31.12.2023
  • Kunden und Kundinnen: Rund 15’000
  • Verbreitungsgebiet/abgedeckte Region: Wirtschaftsraum Zürich (zwei Standorte in Horgen und einer in Oberrieden)
  • Aktiengesellschaft
  • Besonderes: Kurze Entscheidungswege, echte Innovation und Tradition, ausgesprochene Kundennähe, starkes Anlagegeschäft mit eigenen Vermögensverwaltungsmodellen, Interbankengeschäft in den Bereichen Finanzierungs- und Anlageadministration
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Und die stellen Sie ja sowieso für sich her?

Genau. Jetzt haben wir per 1. Juli sogar eine zweite Bank auf der Anlageseite dazu gewonnen.

Wer ist das?

Eine Regionalbank, die bei uns im IT-Verbund ist. Wir haben einen kleinen IT-Verbund von vier Banken fürs IT-Provider-Management. Wir leiten die Koordination dieser vier Banken.

Diese vier Banken sind?

Das sind die Hypo Vorarlberg, die Bank Leerau, die Regiobank Männedorf und wir, die Bank Zimmerberg.

Apropos Digitalisierung: KI-Banking beschäftigt alle. Bei welchen Anwendungen machen KI-Tools für die Bank Zimmerberg schon Sinn?

Das sind wir am Prüfen. Die Chancen sind riesig, ja fast unendlich. Ich glaube, der Hauptfokus muss auf den Risiken liegen. Wir dürfen keine Kundinnen und Kunden, keine Daten und auch unser Geschäftsmodell nicht gefährden. Mein Fokus liegt vor allem darauf, keine vermeidbaren Risiken einzugehen.

Was prüfen Sie?

Wir haben zum Beispiel bereits vor Jahren mit Datenauswertungen geprüft, wie sich Zielkunden verhalten. Und dann haben wir geschaut, welche anderen Kundinnen sich ähnlich verhalten, aber nicht die gleichen Dienstleistungen und Produkte von uns beziehen. Das ist hoch spannend. Es kamen überraschende Ergebnisse heraus.

Zur Person Oliver Jaussi
  • Seit wann sind Sie CEO Ihrer Bank: 2007
  • Höchste/letzte Ausbildungen: MAS in Real Estate Management FH und MAS in Financial Consulting FH
  • Alter: 51
  • Persönliche Info: Verheiratet, zwei Kinder, Hund, Fitness, Biken, Golf, Kultur und Reisen

Was war die Konsequenz?

Sofort kam unsere Compliance herbei und fand, wir könnten das nutzen. Etwa bei der Frage: Wer geht regelmässig an einschlägigen Orten ein und aus? Das könnte man nutzen, um so Risiken zu identifizieren. Da sagte ich: Stopp! Solche Dinge sind technisch zwar machbar, aber punkto Persönlichkeits- und Datenschutz für eine Bank nicht legitim. Vor diesem Hintergrund verzichteten wir auf die Weiterführung dieses Projekts.

Wie muss man sich das Dokumentenmanagement mit KI, das sie gerade prüfen, vorstellen?

Im Prinzip wie einen Trichter, wo man gesammelte Werke von Papier oder elektronischen Dokumenten hineinwerfen kann. Dann ordnen Sie das zu: Dies ist ein Kreditdokument, das eine Steuererklärung und so weiter. Sie können alles analysieren und nehmen nur die wichtigsten Punkte heraus. Hier sind unsere IT-Partner mit auf der Reise. Dies allein für unsere Bank zu machen, würde ein Vermögen kosten. Aber mit unseren IT-Partnern zusammen sind solche KI-Tools für die Kernbankenlösung bezahlbar.

Digitales Onboarding machen Sie schon?

Das ist unterschrieben und bestellt, aber noch nicht bereit. Wir suchen voll integrierte Lösungen. Bisher sind die Lösungen aber meistens nur Stückwerk. Eine Lösung da, die nächste daneben. Doch voll integrierte Tools sind nach wie vor Mangelware. Die Digitalisierung ist eines meiner Lieblingsthemen, aber kein Selbstzweck. Zuallererst müssen wir auf unsere Kundinnen und Kunden hören. Haben sie überhaupt Interesse an mehr Digitalisierung? Ich will kein digitales Onboarding, damit ich Kundschaft aus Genf bei uns habe. Das möchte ich ausschliessen.

Wieso? 

Unser Charakter einer regional verankerten Bank soll erhalten bleiben.