Kennengelernt haben sie sich vor 16 Jahren, beide waren sie gestandene Bankerinnen und hatten es weit nach oben gebracht. Tonia Zimmermann war Head of Advisory & Sales für die Premium Clients der Credit Suisse und Luba Schönig suchte als Executive Director bei der Bank Julius Bär nach Anlagelösungen für die Superreichen (Ultra High Network Individuals), also für den Teil der Menschheit, dessen investierbares Vermögen jenseits von 50 Millionen US-Dollar liegt. «Was uns beide vor allem gestört hat, ist, dass die klassische Vermögensanlage vor allem dazu da ist, die reichen Menschen noch reicher zu machen, während alle anderen sich selbst überlassen sind», erklärt Tonia.
Mit dem schleichenden Zweifel an ihrer Arbeit kamen die Ideen für etwas ganz anderes auf. Etwas Neues und Sinnstiftendes. «Im Banking haben wir uns öfter mal gefragt, was wir an diesem oder jenem Tag eigentlich wirklich gemacht haben», erinnert sich Luba, die in einem Unternehmerhaushalt in Bulgarien aufwuchs. «Ich habe immer gedacht, Unternehmer zu sein muss etwas Tolles sein, weil die Unternehmer, die ich kenne, immer so glücklich aussahen», erinnert sie sich und lacht. Heute ist sie ebenfalls eine solch glückliche Unternehmerin, gemeinsam mit Tonia Zimmermann gehört ihr das Fintech UMushroom, welches sie vor vier Jahren zusammen gegründet haben. «Die ersten zwei Jahre haben wir aus eigener Tasche finanziert, erst als wir mit der Website schon etwas Konkretes vorzuweisen hatten, sind wir auf die Suche nach Investorinnen und Investoren gegangen», erzählt Tonia. Lange mussten sie nicht suchen. Dann erfolgte im Juni 2023 eine Kapitalerhöhung im Umfang von 1,5 Millionen Franken. Die Mittel stammen von bestehenden Investoren und sind für die Expansion im Ausland bestimmt.
Funktion: Co-Founder UMushroom
Jahrgang: 1974
Familie: 2 Jungs, 15 und 11 Jahre
Höchster Bildungsabschluss: Dr. in Quantitative Finance, Universität Zürich
Karriere: Lehman Brothers, Credit Suisse, Julius Bär
Motto: «Der Glaube versetzt Berge»
Es läuft gut und es läuft viel und alles recht schnell. Beide Gründerinnen arbeiten heute deutlich mehr Stunden in der Woche als zuvor im klassischen Banking – was jedoch keine der beiden Frauen zu stören scheint. «Heute wissen wir jeden Tag, was wir und wofür wir arbeiten», sagt Tonia. Zudem fühle sich das Meiste davon auch gar nicht als Arbeit an, da es einfach Spass mache, sich für seine eigenen Ziele ins Zeug zu legen. Natürlich bleibt weniger Zeit für Hobbys und Freizeit, aber Luba schafft es auch weiterhin, alles über Quantenphysik zu lesen, was ihr vor die Nase kommt. «Das war schon immer ein Steckenpferd von mir, und nun wird es bald eine Basistechnologie, die viel verändern wird», erklärt Luba. Tonia verbringt ihre Freizeit lieber mit Sport und mit Kochen und Backen – sehr zur Freude von Luba und den mittlerweile rund 16 Beschäftigten ihres gemeinsamen Fintechs, die häufig in den Genuss der selbstgemachten Kuchen kommen.
Funktion: Co-Founder UMushroom
Jahrgang: 1977
Familie: Verheiratet seit 2010
Höchster Bildungsabschluss: Master in Volkswirtschaftslehre und Finance, Universität St. Gallen (HSG)
Karriere: JPMorgan, Goldman Sachs, Credit Suisse
Motto: «Eine positive Haltung ermöglicht vieles»
Kochen und Quantenphysik – bei den Hobbys findet sich kein gemeinsamer Nenner zwischen den beiden Gründerinnen. «Wir sprechen die gleiche Fachsprache, teilen die gleichen Werte und haben gemeinsame Ziele – aber vom Naturell her sind wir doch sehr unterschiedlich», erklärt Luba Schönig. Beide Unternehmerinnen zeichnet Kreativität, Leidenschaft für das Thema Finanzen, Geschäftssinn und Unabhängigkeit aus. Gemeinsam ist den beiden das Bestreben, die globale Finanzplattform UMushroom aufzubauen, und ihr fröhliches Naturell – sie lachen sehr viel zusammen. Die beiden Kinder von Luba, der 11-jährige Ben und der 15-jährige Max, haben ihre Mutter deswegen auch schon mal gefragt, wann sie und Tonia eigentlich arbeiten würden – sie würden sie immer nur zusammen lachen sehen!
Meistens sind sich Luba und Tonia einig, wenn es um Fragen des Geschäfts geht. Und wenn nicht, diskutieren sie so lange, bis die bestmögliche Lösung gefunden ist. «Wir pflegen keine Kultur der allwissenden Alphamännchen, in der es darum geht, wer Recht hat, sondern wir leben eine Kultur des Miteinanders und suchen nach der optimalen Lösung», erklärt Tonia. So seien sie auch auf den Unternehmensnamen gekommen, denn so funktioniere die Welt der Pilze: Sie gehen Symbiosen ein, aus denen neue Ökosysteme entstehen, in denen alle mit allen verbunden sind und miteinander kommunizieren können. Genau so soll es auch auf UMushroom laufen, wo alle Kundinnen und Kunden sich ihre Portfolios zusammenstellen und über die Produkte der Geldanlage – Aktien, ETFs, Fonds oder Kryptos – informieren, austauschen und demnächst auch handeln können.
Bislang haben Luba und Tonia dafür die Daten von über 5'000 Aktien, mehr als 100'000 Fonds und 4'000 ETF eingekauft. Nun geht es darum, diese besser zu strukturieren und filtern zu können. «So wie jemand bei der Onlinesuche nach einem neuen Kleid die Ergebnisse mit individuellen Wünschen nach Farbe, Grösse, Hersteller und Material filtern kann, so soll er oder sie auch künftig die Anlageprodukte auf UMushroom filtern und auswählen können. Und für die andere Seite, den Vertrieb der Banken und Vermögensverwalter, bietet sich mit UMushroom ein neuer Weg zu den Kunden an. Dank einer neuen Kooperation mit Swissquote wird demnächst auch der Handel mit Finanzanlagen über UMushroom möglich sein. Damit kommen die beiden Ex-Bankerinnen ihrem Ziel ein bedeutendes Stück näher, denn sie wollen mit UMushroom «das globale Amazon der Vermögensanlage werden».