In Grossbritannien sorgt zur Zeit ein Rekordlohn für Aufsehen. Denise Coates, Gründerin und Besitzerin des Online-Glücksspielanbieters Bet365, bezahlte sich im vergangenen Jahr insgesamt 265 Millionen Pfund (rund 340 Millionen Franken) aus. Damit schlug sie ihren eigenen Rekord des Jahres zuvor, als sie noch 217 Millionen Pfund «verdiente».

Der Tageslohn von 726'000 Pfund summierte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf mehr als einen Drittel des Firmengewinns von Bet365. Er setzte sich aus einem Basislohn von 220 Millionen und Dividendenauszahlungen von 45 Millionen Pfund zusammen. Coates hält mehr als 50 Prozent am Glücksspielunternehmen und kann ihre Bezüge deshalb quasi selbst festlegen.

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«Verantwortungslos und exzessiv»

Coates' Bezüge sind 9500 mal höher als der Durchschnittslohn im Vereinigten Königreich und 1700 mal höher als der Lohn von Premierministerin Theresa May. Und auch im Vergleich mit dem Firmengewinn ist ihr Einkommen exorbitant. So verdient der Schweizer Topmanager Severin Schwan bei Roche 0,17 Prozent des Firmengewinns und Sergio Ermotti bei der UBS 1,18 Prozent.

Die Kritik ist harsch: Der Lohn sei «verantwortungslos und exzessiv», so Vince Cable, Chef der Liberaldemokraten, gegenüber dem «Guardian». Dies insbesondere weil das Geld von Leuten stamme, welche mit Spielsucht zu kämpfen hätten. Für Cable ist deshalb klar, dass die Politik regulatorisch gegen Online-Glücksspiele vorgehen muss.

Milliardenumsatz mit Glücksspiel

Auch Luke Hildyard vom High Pay Centre schlägt in die gleiche Kerbe. «Bezüge in dieser Höhe wäre selbst bei einer Firma in einer offensichtlich lebensverbessernden Branche nicht zu rechtfertigen. Umso stossender sind sie indes für die Chefin einer Wettfirma, zu einer Zeit, in der das Problem mit der Spielsucht ausser Kontrolle zu geraten droht.»

Bet365 ist in Gibraltar domiziliert und hat im letzten Geschäftsjahr den Umsatz um 25 Prozent auf 2,9 Milliarden Pfund gesteigert. Der Gewinn wuchs um 31 Prozent auf 660 Millionen Pfund. Coates hatte die Firma 2001 lanciert und führt sie bis heute gemeinsam mit ihrem Bruder.

Milliardärin mit Verdienstorden

Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt das Vermögen von Coates auf umgerechnet 3,6 Milliarden Franken. 2012 erhielt sie für ihre Wohltätigkeit den Verdienstorden Order of the British Empire.