Airbus tauscht nach wochenlangem Machtkampf seine Führungsetage aus. Zunächst verlässt der operative Chef Fabrice Brégier, der auch für das zivile Flugzeuggeschäft zuständig ist, im Februar 2018 das Unternehmen. Airbus-Chef Tom Enders geht 2019.
Der deutsche Konzernchef Enders strebe nach dem Ablauf seines Vertrags keine neue Amtszeit an, teilte der europäische Flugzeugbauer am Freitag mit. «Für die 2020er-Jahre brauchen wir frische Kräfte», sagte er laut Mitteilung.
Enders Mandat endet mit der Generalversammlung im April 2019, er wird dann insgesamt 14 Jahre auf Spitzenpositionen bei Airbus gestanden haben. Der Verwaltungsrat werde im kommenden Jahr interne und externe Kandidaten für die Nachfolge prüfen, hiess es.
Als Nachfolger gehandelt
Brégiers Job als Chef des wichtigen Verkehrsflugzeuggeschäfts übernimmt Guillaume Faury, bislang Chef der Helikoptersparte. Das habe der Verwaltungsrat am Donnerstag entschieden. Faury stehe stellvertretend für die neue Führungsgeneration, so Enders.
Brégier galt lange als möglicher Nachfolger für Enders. Zu seinen Verdiensten gehört die Lösung operativer Probleme bei der Nummer zwei auf dem weltweiten Flugzeugmarkt hinter Boeing. Doch seine Hoffnungen, Enders an der Spitze des Konzerns nachzufolgen, waren zusehends gesunken.
Nun erklärte Brégier, er wolle sich nicht für den Spitzenposten bei Airbus bewerben und verlasse deswegen das Unternehmen. Insider sagten zuletzt, Brégier habe die französische Regierung gebeten, sich hinter ihn zu stellen, so wie das die deutsche Regierung mit Enders gemacht habe. Doch die erhoffte Unterstützung sei ausgeblieben.
Wegen Ermittlungen unter Druck
Derzeit halten Korruptionsermittlungen in Grossbritannien, Frankreich und Österreich den Luftfahrt- und Rüstungskonzern in Atem. Anlass war eine Selbstanzeige von Airbus. Enders hatte seine Mitarbeiter auf die Möglichkeit «erheblicher Strafen» eingestimmt. Intern wird ihm vorgeworfen, er gehe zu aggressiv bei der Aufarbeitung der Affäre vor.
Erschwerend hinzu kommen immer wieder technische Probleme, zuletzt bei Triebwerken von Mittelstreckenjets. Schon vor einigen Wochen war in Medienberichten über Enders' Ablösung spekuliert worden. Es hatte damals das Gerücht gegeben, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wolle einen Wechsel.
Airbus ist ein Politikum. Deutschland und Frankreich halten jeweils 11,1 Prozent der Anteile am Erzrivalen des US-Flugzeugbauers Boeing, Spanien weitere 4,2 Prozent.
Firma umgebaut
Der unter dem Spitznamen «Major Tom» bekannte Enders steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns, der damals noch EADS hiess. Zuvor war er von 2005 bis 2007 bereits EADS-Co-Chef und führte dann fünf Jahre lang die Verkehrsflugzeugtochter Airbus.
Der frühere ehemalige Fallschirmjäger baute Airbus um, leitete die Umbenennung von EADS in Airbus ein und straffte die Führungsstrukturen. Dabei setzte er sich stets dafür ein, den Staatseinfluss zurückzufahren und den Luftfahrtriesen zu einem «normalen Unternehmen» zu machen.
Airbus beschäftigt weltweit rund 134'000 Mitarbeiter, der Konzern machte 2016 einen Umsatz von rund 67 Milliarden Euro und 995 Millionen Euro Gewinn. Im zentralen Verkehrsflugzeuggeschäft sitzt das Unternehmen auf einem dicken Auftragspolster.
(sda/ccr)