Der Energiekonzern Alpiq trennt sich von seinem Industriegeschäft: Er verkauft seine Gebäudetechnik-Tochter Alpiq Intec und die deutsche Kraftanlagen Gruppe für 850 Millionen Franken an den französischen Bauriesen Bouygues. Die Transaktion ermögliche neue Perspektiven für 7650 Mitarbeitende, schreibt Alpiq in einer Mitteilung vom Montag. Damit bestätigt der Konzern Medienberichte vom Sonntag. Der Vollzug des Verkaufs ist für die zweite Jahreshälfte geplant.

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Durch den Verkauf fokussiert sich Alpiq auf das Kerngeschäft mit der Stromproduktion in der Schweiz sowie auf die internationalen Aktivitäten. Diese umfassen den Kraftwerkspark, die erneuerbaren Energien sowie den Energiehandel. Zudem führe der Verkauf zur «vollständigen Entschuldung», wie es weiter in der Mitteilung heisst.
 

Verlust von 84 Millionen Franken

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Alpiq den Umsatz auf 7,2 Milliarden Franken von 6,1 Milliarden Franken gesteigert, wegen höherer Transaktionsvolumina im Handels- und Absatzgeschäft. Beim Gewinn resultierten gegenüber dem Vorjahr jedoch herbe Verluste: Unter dem Strich blieb gemäss Rechnungslegungsstandard IFRS ein Verlust von 84 Millionen Franken, gegenüber einem Gewinn von 294 Millionen Franken im Vorjahr.

Ohne einige Sondereinflüsse liegt der Verlust noch bei 33 Millionen Franken (Vorjahr: +115 Millionen Franken). Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA ging im Vergleich zum Vorjahr um 23,8 Prozent auf 301 Millionen Franken zurück (vor Sondereinflüssen). Nach IFRS liegt der EBITDA bei 278 Millionen Franken im Vergleich zu 778 Millionen Franken im Vorjahr.

Als Gründe für diesen Gewinneinbruch führt Alpiq negative Währungseffekte an sowie ausserplanmässige Stillstände des Kernkraftwerks Leibstadt und tiefe Grosshandelspreise in der Schweizer Stromproduktion. Für 2018 erwartet Alpiq ein operatives Ergebnis noch unter dem von 2017 – dies vor allem wegen der weiterhin tiefen Grosshandelspreise. Eine leichte Entlastung sei die neu eingeführte Marktprämie in der Schweizer Wasserkraft.

Dividende fällt aus


Angesichts dieser Zahlen sollen die Aktionäre für 2017 keine Dividende bekommen. Darüber hinaus sollen sie an der Generalversammlung Mitte Mai drei neue Verwaltungsräte wählen: Tobias Andrist, Birgit Fratzke-Weiss und Patrice Gerardin. Nicht mehr zur Wiederwahl ins Aufsichtsgremium stellen sich Urs Steiner, Patrick Pruvot und Tilmann Steinhagen.

Verzicht auf einen Verwaltungsratsposten übt dagegen Alpiq-Chefin Jamin Stabilin. Sie zieht ihre Kandidatur für einen VR-Posten beim Versicherungskonzern Zurich zurück. Dies angesichts der Situation bei Alpiq, wie Zurich am Montag vermeldete. Anfang März hatte Zurich mitgeteilt, dass die Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin vorgeschlagen worden sei für das Aufsichtsgremium des Versicherungskonzerns. Nun heisst es, dass Staiblin derzeit nicht zur Verfügung stehe. Sie habe Zurich darüber informiert.

Staiblin als Verwaltungsrätin bei Georg Fischer und Rolls-Royce

Angesichts ihrer Aufgaben beim Stromkonzern sei der jetzige Zeitpunkt nicht der Richtige für eine Position im Verwaltungsrat von Zurich. Staiblin habe ihr Bedauern ausgedrückt, schreibt Zurich in der Mitteilung.

Staiblin ist seit 2013 Chefin von Alpiq. Zuvor arbeitete sie während fünfzehn Jahren in leitenden Positionen beim Technologiekonzern ABB. Sie gehört zudem den Verwaltungsräten von Georg Fischer und Rolls-Royce an.

(sda/me)