as Konjunkturklima hat sich deutlich verbessert. Für das laufende Jahr rechnen die Prognostiker unisono mit einem realen Wachstum von zwei Prozent und mehr. Dazu kommt, dass die Konjunktur offenbar breit abgestützt ist: starke Impulse aus dem Export, zunehmende Binnennachfrage, und selbst die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist besser als auch schon (siehe «Indikatoren» auf Seite 107). Sogar am Arbeitsmarkt macht sich die Erholung langsam, aber sicher bemerkbar: Die Arbeitslosenzahl sinkt auf 125 000, die Arbeitslosenquote beträgt noch schlappe 3,5 Prozent, Tendenz weiter sinkend. Aber und paradoxerweise: Diese Zahlen bedeuten noch nicht, dass in der Schweiz ein Beschäftigungsboom ausgebrochen ist. Das zeigen überaus deutlich die globalen Zahlen zur Erwerbstätigkeit: Waren Anfang des vergangenen Jahres 3,804 Millionen Schweizer erwerbstätig, so waren es im ersten Quartal des laufenden Jahres erst 3,82 Millionen, also nur 16 000 mehr.

Die nur mässig positive bis negative Tendenz drückt sich in einer Zusammenstellung aus, die sich aus der Liste der wichtigsten 2000 Unternehmen der «Schweizerischen Handelszeitung» ergibt. Danach haben die 50 grössten Arbeitgeber in der Schweiz im letzten Jahr netto 3489 Arbeitsplätze abgebaut - aber im Ausland um 23 000 zugelegt. Das heisst, der gute Geschäftsgang mancher Unternehmen, der sich über die konsolidierte Rechnung im schweizerischen Bruttoinlandprodukt niederschlägt, findet mehrheitlich auf den Arbeitsmärkten im Ausland statt. Am deutlichsten wird das im Bankensektor. Er baute 1997 nahezu 5000 Stellen in der Schweiz ab, aber weit über 3000 im Ausland auf. Oder im Maschinenbau: 1200 Arbeitsplätze weniger im Inland, über 10'000 mehr im Ausland. Oder bei Nestlé: knapp 100 weniger im Inland, fast 5000 mehr im Ausland.

Dass sich die Lage am schweizerischen Arbeitsmarkt insgesamt dennoch entspannt hat, ist jenen Unternehmen zu verdanken, die von der Natur ihres Geschäfts her auf den Binnenmarkt beschränkt sind, oder die allen Widrigkeiten zum Trotz hartnäckig am Werkplatz Schweiz festhalten. Auf diese Unternehmen hatten wir es mit unserer Umfrage abgesehen, die in der Mai-Ausgabe publiziert und mit Hilfe der Wirtschaftsförderung an gegen 3000 Unternehmen ver-teilt wurde. Unsere Frage «Wer hat Arbeitsplätze geschaffen?» wurde von 340 Unternehmen beantwortet. Der Rücklauf mag auf den ersten Blick nicht eben berauschend wirken. Aber: Die 340 Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, haben zusammen rund 10 000 neue Arbeitsplätze geschaffen - und das entspricht etwa zwei Dritteln der gesamten Zunahme der Erwerbstätigen. Mit anderen Worten: Die Ergebnisse unserer Umfrage mögen nicht vollständig sein - annähernd repräsentativ sind sie allemal.

Dafür spricht auch die branchenmässige Verteilung unseres Unternehmens-Samples. Etwas mehr als ein Viertel der Arbeitsplatzschaffer sind in der Produktion tätig, und immerhin 6,3 Prozent im Baugewerbe - wobei es sich vornehmlich um kleine bis mittelgrosse Betriebe des Baunebengewerbes handelt, etwa um spezialisierte Schreinereien oder Malergeschäfte, aber niemals um die grossen Bauunternehmen, die offenbar allesamt unter personeller Schwindsucht leiden. Der Handel ist mit knapp 19 Prozent vertreten, wovon allein die Nummer zwei unserer Rangliste, die Manor-Tochter Jumbo-Markt, den Löwenanteil für sich verbuchen dürfte. Den grössten Anteil an unserem Sample stellt der Dienstleistungsbereich mit fast 60 Prozent der Unternehmen. In diesem Bereich tummeln sich die verschiedenartigsten Arbeitsplatzschaffer - von der Software-Boutique mit drei Angestellten über die Regional- oder Kantonalbank mit ein paar Dutzend Beschäftigten bis zum Spitzenreiter unserer Rangliste, der Fast-food-Kette McDonald’s mit über 5000 Beschäftigten.

Urs Hammer, der Verwaltungsratspräsident von McDonald’s Restaurants (Suisse), ist sichtlich stolz, dass er mit seinem Unternehmen den Titel eines Arbeitsplatz-Champions bereits zum zweitenmal errungen hat. 1062 neue Jobs hat die McDonald’s-Kette zwischen Januar 1997 und Juni 1998 geschaffen und den Personalbestand damit auf 5400 erhöht. Bewerkstelligt wurde dies durch 19 neue Filialen. Und wenn es nach Urs Hammer geht, dann wird dieser Rhythmus in den nächsten Jahren aufrechterhalten. Von einer Sättigungsgrenze - und das ist im Falle von Mc Donald’s wörtlich zu verstehen - mag Hammer nichts hören. Ihm geht das alles eher viel zu langsam. Auf der Schweizer Karte, die sowohl am Hauptsitz in Crissier als auch im Verteilzentrum im solothurnischen Zuchwil allgegenwärtig und mit mittlerweile 99 bunten Nadeln gespickt ist, kann er auf einen Blick ablesen, wo im McDonald’s-Land Schweiz noch weisse Flecken sind.

Einer der weissen Flecken wird diesen Herbst besetzt: Die hundertste McDonald’s-Filiale wird in Bülach in Betrieb gehen - Spatenstich Ende September. Am liebsten würde Urs Hammer jeden Monat dreimal zum Spaten greifen. Doch da stehen jeweils etliche Hindernisse im Weg - von der Knappheit geeigneter Standorte über schleppend erteilte Baubewilligungen bis zu den unvermeidlichen Einsprachen von Anwohnern (Angst vor dem zunehmenden Verkehr) und der lieben Konkurrenz (die, nicht immer zu Unrecht, um ihr Geschäft fürchtet). Doch Urs Hammer lässt sich’s nicht verdriessen. Vom McDonald’s-Konzept der sozusagen industrialisierten Gastronomie ist er restlos überzeugt. Schliesslich hat er nicht den Ehrgeiz, den Gourmettempeln der Schweiz ins Handwerk zu pfuschen - dort taucht er allenfalls als Gast auf. Sein Ehrgeiz ist es vielmehr, so viele Menschen wie möglich so gut wie möglich und zu so günstigen Preisen wie möglich in einem möglichst familienfreundlichen Umfeld zu verpflegen. Und der Erfolg gibt ihm beziehungsweise dem McDonald’s-Konzept recht. Seine allerwichtigsten Kunden, die Kinder und Jugendlichen, sind davon begeistert.

Auch als Arbeitgeber ist McDonald’s besser als sein Ruf. Es gibt kaum einen anderen Arbeitgeber, weder in der Branche noch ausserhalb, der auch nur annähernd so flexible Arbeitszeiten anbietet und damit Menschen die Berufstätigkeit erlaubt, die sonst auf dem Arbeitsmarkt keinen Platz hätten. Und dass es sich bei McDonald’s-Jobs um eine Billiglohnveranstaltung handelt, stimmt so auch nicht: Die Gesamtarbeitsverträge werden eingehalten, die Löhne sind branchenüblich. Ganz ähnliches gilt für die Nummer zwei der bilanz-Rangliste, die Manor-Tochter Jumbo-Markt, die in den letzten anderthalb Jahren ihren Personalbestand von 447 auf 3081 Stellen aufgebaut hat. Auch dies, so Jumbo-Chef Claude Lewin, eine Folge des Ausbaus des Filialnetzes, vor allem im Bereich der Baumärkte. Gerade in diesem Sektor braucht es geschultes Personal, das in der Lage ist, den Hobbyhandwerkern mit fachlichem Rat beizustehen. Dass es Lewin mit der Qualifikation der Mitarbeiter ernst ist, zeigt sich auch darin, dass Jumbo-Markt neuerdings Lehrlinge ausbildet, zwar erst fünf an der Zahl, «aber ein Anfang ist gemacht», sagt Lewin. Vor abermals anderen Problemen steht die Nummer drei unserer Rangliste, das Unternehmen für Informationstechnologie EDS in Glattbrugg. Die Schweizer Niederlassung des weltweit mit 110 000 Mitarbeitern in 46 Ländern tätigen Unternehmens hat seinen Personalbestand seit Anfang 1997 verdoppelt und damit 423 neue Arbeitsplätze geschaffen. «Viel weniger, als möglich wären», sagt Rudi Lichtenberger, der Chef der Schweizer EDS-Filiale. Denn das Angebot an Informatikern und Ingenieuren mit hinreichendem kommerziellem Verständnis ist denkbar knapp, und die Nachfrage der boomenden IT-Branche steigt unaufhörlich. Abwerbeaktionen und Ablösezahlungen sind an der Tagesordnung. Lichtenberger könnte 100 zusätzliche Stellen besetzen.

Die drei kurz Porträtierten Unternehmen stehen auch für alle 337 anderen Teilnehmer an unserer Umfrage. Sie alle haben dazu beigetragen, dass sich die Arbeitsmarktlage in der Schweiz entspannt hat. Und irgendwie ist unsere Rangierung nach dem absoluten Personalwachstum auch ungerecht. Denn für einen kleinen Unternehmer mit drei Beschäftigten ist es ungleich schwieriger, mit seinem Mitarbeiterwachstum in die vorderen Ränge zu kommen als für einen Konzern mit ein paar tausend Beschäftigten. Deshalb haben wir den Champion des relativen Personalwachstums speziel gewürdigt: Die GFI (Suisse), die ihren Mitarbeiterstab um 2000 Prozent aufgestockt hat - von 4 auf 84 - wird im Kasten «GFI Suisse: Personalwachstum 2000 Prozent» auf Seite 44 beschrieben. Und auch der Lehrstellen-Champion, die Raiffeisen-Gruppe, wird in einem Kasten («Raiffeisenbanken: Lehrstellen-Champion» auf dieser Seite) gewürdigt.

Die Umfrage «Wer hat Arbeitsplätze geschaffen?» wird auch im kommenden Jahr durchgeführt. Wir hoffen, dass sich bis dann der Arbeitsmarkt noch mehr entspannt hat, dass wir dann viele hundert Unternehmen mit Zehntausenden von neuen Arbeitsplätzen in unserer «Champions League des Arbeitsmarktes» begrüssen dürfen.

GFI Suisse: Personalwachstum 2000 Prozent
Um nicht weniger als 2000 Prozent hat der Personalbestand der GFI Suisse im Untersuchungszeitraum zugenommen. Das exorbitante Wachstum relativiert sich einigermassen, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet (von 4 auf 84 Mitarbeiter) und wenn man berücksichtigt, dass das Lausanner Unternehmen in die grosse französische Groupe Français d’Informatique (GFI) integriert ist, die sich vor rund zwei Jahren anschickte, über den französischen Markt hinaus zu expandieren. Die Schweizer Gesellschaft entstand 1996 durch Zukauf und trat Anfang 1997 in Aktion - «mit eigenen Ressourcen», wie der kaufmännische Direktor Bernard Sulliger betont. Der erste grosse Kunde war das Lausanner Verlagshaus Edipresse (in dem auch «Bilan» erscheint). Und das hängt damit zusammen, dass einige der schweizerischen GFI-Gründer zuvor bei Edipresse gearbeitet hatten. Heute ist GFI Suisse in den Bereichen Banken, Industrie und Gesundheitswesen tätig - und konzipiert zum Beispiel für das Kantonsspital Waadt informationstechnologische Applikationen, welche die Arbeitsabläufe und den Personaleinsatz optimieren sollen, was wiederum zu Kosteneinsparungen führen wird. Als eigentliche Spezialität des Hauses gilt die «Informatique décisionelle», die Bereitstellung von Netzwerken und Software-Applikationen, die den Entscheidungsträgern des Kunden schnellen Zugriff auf alle relevanten Fakten ermöglicht. Dies erfordert einen vertrauensvollen und partnerschaftlichen Umgang mit den Kunden. Und dies wiederum schlägt sich im Anforderungsprofil an GFI-Mitarbeiter nieder. Die GFI benötigt einerseits Informatiker mit Hochschulabschluss, die analytisch und konzeptionell gut sind, aber auch kommunikative Fähigkeiten besitzen; sie werden jeweils für mehrere Monate in einem Projekt beim Kunden eingesetzt. Kürzer, aber auch intensiver sind die Einsätze der Berater; sie müssen höher qualifizierte Ingenieure sein, mit hoher Kommunikationsfähigkeit und viel Verständnis für die kommerzielle Seite ihrer Tätigkeit, denn sie sind die eigentlichen Partner der kaufmännischen Leitung des Unternehmens. Die GFI ist ständig auf der Suche nach neuen, qualifizierten Mitarbeitern - «aber die stürmische Phase der Expansion ist wohl fürs erste vorbei, wir müssen das Wachstum etwas dämpfen», meint Bernard Sulliger.

Raiffeisenbanken: Lehrstellen-Champion
Bei den Banken war in den letzten Monaten in erster Linie von Konzentration, Redimensionierung und Stellenabbau die Rede. Dies gilt freilich vor allem für die Grossen. Im Sektor der Regional- und Kantonalbanken geht der Trend, wie unsere Umfrage zeigt, genau in die umgekehrte Richtung. Am deutlichsten wird das beim Verband der Raiffeisenbanken, der seinen Personalbestand zwischen Anfang 1997 und Mitte 1998 um 250 Stellen vergrössert und damit in unserer Rangliste Platz fünf erreicht hat. Am erfreulichsten daran: Die Raiffeisen-Gruppe hat nicht nur den Gesamtbestand ausgeweitet, sondern auch das Angebot an Lehrstellen. Mit 433 Lehrstellen bietet die genossenschaftlich strukturierte Bankengruppe 40 Lehrstellen mehr an als vor anderthalb Jahren. Dies ist um so bemerkenswerter, als die Raiffeisen-Gruppe ohnehin schon viel für den Bankernachwuchs tut: Mit einem Anteil von über zehn Prozent am gesamten Personalbestand schlägt sie alle anderen Unternehmen der Branche um Längen. Reto Coduri, Leiter der Lehrlingsausbildung der Gruppe und selber ehemals im Ausbildungswesen einer Grossbank tätig, ist sichtlich stolz auf diese Errungenschaft. Zumal es innerhalb der dezentralen Strukturen dieser Bankengruppe alles andere als selbstverständlich ist und sich nicht von oben, von der St. Galler «Konzernleitung», verordnen lässt. Manche Raiffeisenbanken sind so klein, dass sie sich einen Lehrling ganz einfach nicht leisten können. Da braucht es Überzeugungsarbeit von der Zentrale und konzeptionelle Hilfestellung. Andererseits, dessen ist sich Coduri sicher, ist gerade die Kleinräumigkeit der Raiffeisengruppe, ihre starke Verankerung im lokalen Umfeld, ein wichtiger Grund für das vergleichsweise soziale Verhalten des Unternehmens. Besitzer der Bank sind die gut 700 000 Genossenschafter in 892 Raiffeisenbanken. Die einzelnen Banken sind an ihrem jeweiligen Standort eng mit den Mitgliedern und Kunden verbunden. Die Banken und ihr Verband haben den «Dorfcharakter», der an ihrem Ursprung um die Jahrhundertwende stand, bis heute bewahren können - wenngleich mittlerweile das Dienstleistungsangebot durchaus mit jenem der Kantonalbanken vergleichbar ist. Kurz: Die Raiffeisenbanken sind mit ihrer Bilanzsumme von über 60 Milliarden Franken so etwas wie eine mittelgrosse Bank mit menschlichem Antlitz.
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